Wo Dein Herz Zu Hause Ist
wieder fort.
Es war inzwischen nach Mitternacht, und ich wollte immer noch nicht nach Hause. Matthew hat sich Sorgen gemacht, dass ich einen Wahnsinnsärger mit Mam bekommen könnte. Aber das war mir egal, also bin ich mit zu ihm nach Hause gegangen. Sein Dad ist mit seiner Tusse verreist – so nennt Matthew sie: «Seine Tusse»! Wir sind durch Devil’s Glen gegangen und unter den Bäumen konnte man die Hand nicht vor den Augen sehen, so dunkel war es. Nur auf den wenigen Lichtungen war es ein bisschen heller, wegen dem perfekten Halbmond, der über uns hing. Es ist komisch, aber vorher beim Schloss hatte ich den Mond über dem Wasser überhaupt nicht bemerkt. Jedenfalls habe ich mich kein bisschen gegruselt, nicht mal, als irgendwelches Getier im Unterholz geraschelt hat. Ich will lieber gar nicht wissen, was das für Tiere waren. Abgesehen davon, dass ich über eine Wurzel gestolpert bin und mir dabei fast die Kniescheibe mittendurch gebrochen habe, war es richtig romantisch.
Das Haus von Matthews Dad ist unfassbar. Unser komplettes Haus würde dort locker ins Wohnzimmer passen. Matthews Zimmer ist dunkelblau gestrichen. Nur die Decke, die Tür und die Fensterrahmen sind weiß. Er hat vier L P-Sta
pel
, die so hoch sind, dass man kaum an die obersten Platten kommt, und auf dem Boden steht ein richtig cooler Plattenspieler. Und die Lampe neben seinem Bett macht rotes Licht!!
Wie bei der Kirmes. Sein Bett ist riesig, sogar größer als das von meiner Mam, und meins ist nicht mal halb so groß. Aber es war gut – wir hatten beide Platz, um uns richtig auszubreiten. Wir haben unter dem roten Licht stundenlang geredet, und er hat Platten aufgelegt von einer Band, die ich nicht kannte. Aber die Platte war total verkratzt, also musste er die ganze Zeit aufstehen, um sie wieder richtig aufzulegen. Aber abgesehen davon waren die Platten richtig gut. Dann haben wir uns ein bisschen geküsst und uns umarmt und dann sind wir eingeschlafen. Es war richtig schön. Ich fühle mich bei ihm sicher. Ich hoffe, wir gehen zusammen nach Amerika. God bless America!!!
So, jetzt bin ich in meinem Tagebuch schon auf den Seiten für Mittwoch nächster Woche angekommen. Ich muss mir mal eins mit mehr Platz anschaffen, aber was jetzt noch kommt, ist echt wichtig. Ich habe nämlich vergessen zu sagen, dass Sheila und Dave am Freitagabend hinter dem Busch, hinter dem die Leiter versteckt war, Sex hatten!!! Sie hat gesagt, dass es nicht geplant war, was ich mir bestens vorstellen kann – schließlich hat die Sache hinter einem Busch stattgefunden. Sie hat gesagt, sie wüsste auch nicht, was plötzlich mit ihnen passiert ist. Sie haben sich darüber gestritten, dass sie ihn vollgekotzt hat und er den Scooby-Doo zum Abwischen benutzt hat. Dann haben sie sich geküsst wie üblich und dann, hat sie gesagt, weiß sie auch nicht, dann bekam sie so ein Gefühl, eines, das sie noch nie gehabt hatte. Ich habe ihr gesagt, sie soll es mir beschreiben, aber sie ist bloß rot geworden und hat gesagt, das könnte sie nicht und ich würde es schon eines Tages verstehen. Das ist ziemlich frech, wenn so etwas jemand sagt, der Häschen-Unterhosen trägt. Jedenfalls hat sie gesagt, dass sie danach nichts mehr dagegen machen konnte, und das kommt ausgerechnet von Sheila, die
hoch und heilig geschworen hatte, es nicht zu machen, solange sie noch zu Hause wohnt. Ihre Mutter hat sie nämlich vorgewarnt, dass sie hochkant rausfliegt, wenn sie schwanger wird. Und das ist kein Spruch. Sheilas Mam ist sehr religiös und sie hat immer betont, dass sie nicht mit Sündern unter einem Dach leben will, was andererseits ziemlich lächerlich ist, schließlich serviert sie in der Kneipe den Alk. Jetzt hat Sheila natürlich Panik, dass sie schwanger ist, obwohl sie hinterher lange auf der Stelle gehopst ist, damit möglichst viel von dem Zeug wieder rauskommt – diese Details hätte sie mir allerdings nicht unbedingt erzählen müssen.
Bestimmt wird es komisch, wenn ich Dave das nächste Mal treffe. Mal sehen. Abgesehen davon hat sie es bei der Aktion geschafft, sich auch noch das Knie an einem Stein aufzuschürfen und sich die Häschen-Unterhosen zu zerreißen. Sie war trotzdem vor elf Uhr zu Hause. Die ganze Sache hat nämlich nur fünf Minuten gedauert. Sie glaubt nicht, dass sie es nochmal machen wird, es sei denn, sie ist schwanger – dann kann sie es jeden Tag von morgens bis abends in der Gosse machen. Da wohnt sie nämlich dann! Aber auch so glaube ich nicht,
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