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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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Harriet Thuresson.«
    In der Leitung wurde es wieder still. Frida hörte das Geräusch einer auf dem Fußboden zerschellenden Flasche.
    » Verfluchter Mist… das können wir nicht schreiben.«
    Dani klickte sich durch Fridas Computer und rief eniro.se auf. Er schrieb die Adresse, wo Johan und seine Familie wohnten, in das Suchfeld und erhielt eine Aufnahme des Hauses in Jakobsberg. Das Foto war direkt von vorne aufgenommen worden und zeigte ein schmutzig graues Betongebäude aus der Zeit des nationalen schwedischen Wohnungsbauprogramms. Alle Etagen sahen mit ihren identisch viereckigen Fenstern völlig gleich aus. Die bekritzelte Eingangstür war braun-orange gestrichen. Vor dem Haus standen eine Reihe mit kümmerlichen Büschen und ein paar kaputte Bänke. Alles sah unendlich deprimierend aus.
    Frida hatte eben ihr Gespräch mit Åke beendet und erzählt, dass sie auf Dienstreise fahren und Johan aufsuchen würde. Jetzt stand sie an der kleinen Küchenzeile und kramte im Schrank herum.
    » Komm mal her und sieh dir das Haus an, wo er wohnt«, sagte Dani.
    » Gleich. Warte mal, ich hab seit dem Lunch nichts mehr gegessen. Möchtest du auch was?«
    » Alles außer Schweinefleisch«, antwortete Dani.
    » Wie wär’s mit Pasta mit Tomatensauce?«
    » Nach einundzwanzig Tagen Lammkebab klingt das fantastisch.«
    Frida musste über diese typische Dani-Antwort lachen. Dann nahm sie einen großen Nudeltopf, setzte ihn auf den kleinen E-Herd und stellte die Platte auf die höchste Stufe.
    » Ein Glas Wein, bis das Wasser kocht?«, fragte sie.
    » Ging ja bestens beim letzten Mal, als ich auf dem Stuhl eingeschlafen bin.«
    » Ach, fang nicht wieder damit an. Du musst bloß ein bisschen üben«, sagte Frida und schenkte zwei Gläser Rotwein aus einem Karton ein.
    Sie probierte, nahm die Gläser und ging zu Dani. Er trank einen unerwartet großen Schluck und zeigte auf den Bildschirm.
    » Wenn du wählen könntest, würdest du dann lieber dort als hier wohnen?«
    » Keine Ahnung«, sagte Frida und betrachtet das graue Haus. » Es kommt auf die Umstände an, oder? Aber das hier sieht wirklich furchtbar trist aus.«
    » Allerdings. Wenn ich das sehe, habe ich ein Gefühl in der Brust, als wäre dort ein Käfig mit gefangenen Vögeln.«
    » Und wie würdest du dich entscheiden?«
    » Das weißt du doch. Ich lebe hier. Ich habe mich für dieses Leben hier entschieden. Und ich liebe es. In meinem kleinen Kiosk ist es zwar manchmal etwas einsam, aber ich liebe es.«
    Frida trank einen Schluck Wein und blickte kurz über die Schulter. Plötzlich wurde ihr klar, wie nahe er neben ihr stand. Aus diesem Blickwinkel sah sie, welch fein geschnittene Züge er hatte– die klar geformte Nase, die weichen, geschwungenen Lippen, die perfekt geformten schwarzen Augenbrauen und die leicht glänzenden braunen Augen. Sie konnte die Wärme seines Körpers erahnen und registrierte einen dezenten Duft nach Seife und Sandelholz. Für Düfte hatte sie immer eine Schwäche gehabt. Die konnten sie ebenso sehr betäuben wie ein richtig guter Song. Dieses Parfüm hier wirkte in höchstem Maße auf sie ein, und auf eine etwas seltsame Art wurde ihr ganz weich und sinnlich zumute. Vielleicht lag es nicht nur am Duft, sondern auch am Wein.
    Sie nahm noch einen Schluck. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass sie noch nie mit einem jüngeren Mann zusammen gewesen war. Sein olivbrauner Teint, der würzige Duft und das Gefühl von Wärme und Energie ließen einen leichten Stromstoß durch ihren Körper fahren.
    Dani lachte verlegen, als er ihren prüfenden Blick bemerkte. »Was ist? Hab ich irgendwo ’nen Fleck?«
    » Nein, nein. Ich… sehe dich bloß an.«
    Dani schluckte. »Woran denkst du?«
    » Nichts«, entgegnete Frida knapp.
    » Doch«, sagte Dani. » Ich sehe, dass du an etwas denkst.«
    Er stand dicht neben ihr und sah sie direkt an. Sein Blick war ernst, doch in seinen Mundwinkeln spielte ein scheues Lächeln.
    » Ich schließe die Augen und hoffe, dass passiert, was du denkst.«
    » Ich hab doch gesagt, dass ich an nichts denke«, erwiderte Frida.
    » Kein Blick kann so lügen«, entgegnete er und schloss die Augen. Leicht und erwartungsvoll atmend stand er da und wartete ab.
    Frida wandte sich eine Vierteldrehung nach links und spürte, wie seine rechte Schulter ihre linke streifte. Ein Zucken ging durch ihre Wirbelsäule. Sie sog den Duft von Sandelholz ein, gestattete sich, ganz leicht und benommen zu werden, beugte sich langsam vor und ließ

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