Wo der Elch begraben liegt
Bildern passiert war, die Kalle geschossen hatte. Frida dachte, dass es etwas unangenehm wäre, ihn jetzt zur Teilnahme an ihrer Umfrage aufzufordern, und wollte vorbeigehen.
» Bin ich jetzt auf dem Film, oder wie?«, rief Björkman und winkte mit einem Holzscheit.
» Ich fürchte, dass gar nichts auf dem Film ist. Kalle ist nämlich in den Bach gefallen, und die Kamera ist kaputt«, erwiderte Frida so munter wie möglich.
» Na, so ein Pech! Da müssen Sie wohl ein neues Bild machen. Sie haben doch eine Kamera dabei, oder?«
Frida dankte den höheren Mächten für das Angebot und trat auf den Hof. Björkman posierte willig vor einem grünen Passat, den er gerne mit in der Zeitung haben wollte– für den Fall, dass vielleicht jemand Interesse an ihm hätte. Er sei zwar nicht sonderlich fahrtüchtig, aber das wäre in der Zeitung ja nicht erkennbar, und außerdem wollte er ihn gerne von seinem Hof haben. Frida zog Block und Stift hervor und stellte Björkman ihre Frage.
» Was haben sich die in Stockholm da nur einfallen lassen? Haben die nichts Besseres zu tun?«
» Anscheinend nicht«, sagte Frida. » Und was denken Sie darüber?«
» Das ist so dumm, dass ich mich überhaupt nicht darum kümmern möchte. Den Kampf gegen die Windmühlen haben wir, die hier wohnen, schon vor langer Zeit aufgegeben.«
» Kann ich das schreiben?«, fragte Frida.
» Ja, bitte. Meinetwegen«, antwortete Björkman. » Ich hoffe nur, dass ich diesmal auf dem Film bin.«
» Das ist eine Digitalkamera«, sagte Frida.
» Spielt keine Rolle, wie man das nennt. Ist doch trotzdem irgend so ’ne Art von Film.«
Frida lief weiter über die Landstraße 33 und bereute fast, dass sie nicht den Wagen genommen hatte. Sie klopfte an drei Häusern an, doch obwohl drinnen Licht war, machte niemand auf. Gott sei Dank kam ihr gerade Anders Skogby mit zwei Schäferhunden entgegen. Er hatte bestimmt etwas zu sagen. Die Hunde bellten wie verrückt, während sie auf dem Seitenstreifen aufeinander zuliefen. Mit ein paar scharfen Kommandos brachte er die Hunde genau in dem Augenblick zum Schweigen, als sie am Rand des Grabens zusammentrafen. Skogby lachte laut auf, als er die Frage hörte. Die Hunde fingen wieder an zu bellen.
» Wieso bin ich nicht überrascht?! Das ist die Fortsetzung dieser erbärmlichen Politik hier auf dem dünn besiedelten Land. Alles wird zentralisiert.«
» Obwohl das ja kein Beschluss der Behörden ist. Ein privates Unternehmen steht dahinter«, sagte Frida.
» Bestimmt börsennotiert, aber in gewisser Weise doch staatlich. Mehr will ich da gar nicht kommentieren. Schreiben Sie nur, dass ich nicht überrascht bin«, sagte Anders Skogby, der sich nicht die Mühe machte, seine Hunde zu beruhigen, als Frida die Kamera zückte.
Frida entschied sich, der Umfrage noch weitere fünf Minuten zu geben. Doch genau hier waren alle Häuser leer. Die Tankstelle war stillgelegt, ebenso der alte Laden und das Missionshaus. Schließlich klopfte sie bei Danis Kiosk. Aus dem Innern hörte sie die Geräusche eines Videospiels. Dani sah verschlafen aus, als er die Tür öffnete.
» Willst du jetzt Kebab?«, war seine erste Frage.
» Hast du geschlafen?«, fragte Frida.
» Nein, nein, ich hab gespielt. Übrigens danke für die Werbung. Die war gut. Nicht so verlogen, wie das manchmal in den Zeitungen ist. Du hast genau richtig über mich geschrieben. Ich hab zwar auf dem Foto wie ein Wichtelmännchen ausgesehen, aber das war ja nicht deine Schuld.«
Frida brachte ihr Anliegen vor und hoffte auf eine abweichende Antwort. Die bekam sie dann auch, in gewisser Weise.
» So eine Firmenlandkarte bedeutet gar nichts. Man muss bloß seine Perspektive ändern.«
Dani glättete seine abstehenden Haare, und Frida versuchte ein Bild ohne rote Augen hinzubekommen. Im Dämmerlicht war das nicht einfach. Und es wurde auch dadurch nicht leichter, dass Dani anfing, Grimassen zu schneiden.
» Aufhören, ich krieg hier nichts Vernünftiges hin, wenn du so weitermachst«, sagte Frida.
Mit einem Mal sah Dani ganz ernst und korrekt aus, sodass Frida ihr Bild machen konnte, und fragte dann, ob sie später vorbeikommen wollte.
» Schaff ich nicht«, sagte Frida. » Ich hab zu viel zu tun.«
» Meine Kühltruhe ist ganz traurig. Ich hab dreiundzwanzig Kilo Kebab, die müssen alle gegessen werden.«
» Du schwindelst doch, oder?«
» Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie geschwindelt, warum sollte ich jetzt damit anfangen?«, erwiderte Dani.
Frida
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