Wo der Elch begraben liegt
entzweibrach und in das brausende Wasser stürzte. Kalle blieb zwischen zwei Steinen sitzen und brüllte seine Flüche über das eiskalte Wasser.
» Verfluchter Drecksbach, verpisster!«
Frida hätte fast gelacht, so albern sah er aus, doch sie begriff, dass das sehr, sehr verkehrt gewesen wäre.
» Hilf mir auf, verdammt!«
Frida balancierte schnell über ein paar Steine und streckte die Hand aus. »Ist dir was passiert?«
» Was glaubst du denn?«, fragte Kalle mürrisch. » Und die Kamera ist zum Teufel. Ich sollte solche Scheißaufträge überhaupt nicht machen.«
Frida musste Åke anrufen und berichten, dass es keine Reportage gab, nachdem sie nun keine Bilder hatten. Er war nicht glücklich. Frida hatte große Lust, die Schuld auf Kalle zu schieben und zu sagen, dass es ja nicht ihre Idee war, dass er in den Bach kletterte, traute sich aber nicht. Das hätte schließlich auch nichts geholfen. Die Frage war, wie sie den freien Platz auf der Seite jetzt ausfüllen sollte.
» Wir haben den Platz ja extra freigehalten, irgendwas brauchen wir also. Sollen wir den Text ohne Bilder bringen? Oder schaffen Sie jetzt noch was anderes?«
Frida dachte angestrengt nach. Sie würde es nicht schaffen, etwas Anspruchsvolles hinzukriegen. Es musste etwas sein, das sich von selbst ergab.
» Ich hab doch heute diese kleine Landkartensache entdeckt, von der ich beim Mittagessen gesprochen habe.«
» Dass der Name weg soll? Genau! Das würde passen«, sagte Åke. » Gehen Sie noch mal raus und machen Sie eine kleine Umfrage. Fragen Sie die Leute im Ort nach ihren Kommentaren dazu, dann bringen wir das morgen als Ersatz. Sie müssen spätestens um fünf abliefern. Ich werde Annika bitten, hierzubleiben und das Layout zu machen. Bitten Sie Kalle darum, dass er Ihnen mit den Umfragebildern hilft. Er soll die Kamera aus Ihrer Redaktion nehmen.«
Kalle, der in eine Decke gewickelt auf dem Sofa der kleinen Redaktion saß, wurde fast wahnsinnig, als er hörte, dass er weiterarbeiten sollte, obwohl er doch verletzt war.
» Nie im Leben. Es könnte ja gebrochen sein«, sagte er und rieb sich das schmerzende rechte Handgelenk. » Geht man so etwa mit seinen Angestellten um?«
» Und was machen wir jetzt? Soll ich selber fotografieren?«
» Da gibt’s ja wohl keine Alternative, oder was meinst du?«, erwiderte Kalle bissig. » Soll ich etwa in diese Decke gehüllt durch den Ort laufen und mit gebrochenem Arm fotografieren?«
Frida holte eine große Tasse, füllte sie mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher, legte einen Teebeutel hinein und stellte sie vor Kalle hin.
» Ich kann dir jetzt nicht helfen.«
» Soll ich dann hier nur rumsitzen?«
Frida holte tief Luft, überlegte ihm zu sagen, er sei schließlich selbst schuld, wenn er unbedingt künstlerische Bilder machen wolle, auch wenn sie gar nichts mit dem Thema zu tun hatten, entschied sich aber letztlich dagegen.
» Ich frage Agnes, ob sie hochkommt und sich um dich kümmert«, sagte sie, nahm Notizblock und Kamera und machte sich auf den Weg.
Während sie hinauslief, formulierte sie im Kopf die Frage, die sie den Leuten stellen wollte. Sinnvollerweise sollte sie lauten: » Bruseryd wird von der Landkarte des Telefonbuchs verschwinden. Was denken Sie darüber?« Frida sah, dass Eiwors Auto vor der Tür stand. Sie ging zur Haustür und klopfte. Eiwor stand mit drei Kartons aus dem Lebensmittelgeschäft im Flur und öffnete sofort. Sie wirkte überrascht und hörte sich die Frage genau an.
» Ach was… wir sollen verschwinden? Tja, das hat wohl noch gefehlt«, sagte sie mit einem Seufzer.
» Was halten Sie davon?«, fragte Frida.
Eiwor fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschnittene dichte Haar. Ihre runden Wangen leuchteten in der Wärme des Flurs rötlich auf, zumal sie sich auch noch nicht die Jacke ausgezogen hatte.
» Was soll man dazu sagen? Was kann man schon gegen die da oben ausrichten? Regeln sind schließlich Regeln, und denen muss man wohl folgen. Wenn wir hier nur so wenig Leute sind, dann wird das halt so kommen.«
Frida fotografierte die rotwangige Eiwor, prüfte nach, ob sie alle Antworten richtig notiert hatte, dankte für das Gespräch und ging weiter. Die Dämmerung setzte ein. Sie musste sich beeilen, wenn sie noch bei Tageslicht fotografieren und außerdem die Deadline einhalten wollte.
Frida entdeckte Björkman, der Feuerholz aus dem Vorratsschuppen hinter einem seiner Autowracks holte. Wie peinlich, wenn er nun fragte, was mit den
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