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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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Rücksprache mit ihm völlig inakzeptabel war, und nun war noch eine Stunde Zeit bis zu dem Treffen mit Lagerwall. Ein Viertelstündchen könnte er sich doch sicher gönnen. Obwohl es an so einem Tag wie heute vielleicht ziemlich idiotisch wäre, nach Alkohol zu riechen, auch wenn der Alte sonst ein paar Schnäpse durchaus nicht ablehnte… Ach, Lagerwall würde schon nichts merken, schließlich hatte er noch nie etwas gesagt. Åke wollte sich gerade die Wildlederjacke mit dem verlockend klimpernden Autoschlüssel in der Tasche überwerfen, als sich eine weitere Lesermail mit einem Pling bemerkbar machte. Die Mail kam von Eiwor Svantesson; sie war sehr verärgert. Åke setzte sich wieder hin. Während er überlegte, wie er seine Antwort formulieren sollte, kam es ihm in den Sinn, dass ein Ausflug zum Auto wohl doch zu riskant war. Gerade heute musste er sich zwingen, Abstinenz zu üben, auch wenn das vielleicht anstrengend war. Er wartete schon darauf, dass sich bei diesem Gedanken ein Panikgefühl in seiner Brust ausbreitete, stellte aber erstaunt fest, dass er vielmehr einen leichten Adrenalinschub verspürte. Endlich! Endlich passierte etwas Neues, etwas anderes! Er war wirklich gespannt, wie das alles weitergehen würde.
    Frida hatte sich an einen freien Schreibtisch am Fenster gesetzt. Sie rief bei Cartago an und wurde immer wieder mit verschiedenen Menschen verbunden, die ihre Fragen nicht beantworten konnten. Harald Larsson hatte Urlaub genommen, und nun hatte sie nicht mal mehr einen Kontakt, auf den sie sich beziehen konnte. Sie rief die Homepage des Unternehmens auf und versuchte, einen Verantwortlichen zu finden, verlor sich jedoch im Navigationsmenü und schaffte es nicht, auch nur in die Nähe irgendeiner Information zu kommen, die mit ihrer Sache zu tun hatte. Verwirrt überlegte sie, was sie als Nächstes tun sollte, als das Handy klingelte. Es war Cilla. »Ich hab deinen Anruf verpasst. Wie geht ’s? War was Besonderes?«
    » Das kann man wohl sagen, aber ich kann jetzt nicht sprechen, hier sitzen überall Leute. Ich komme am Freitag nach Hause und kann nirgendwo wohnen. Kann ich bei dir übernachten, so wie du gesagt hast?«
    Cilla schwieg ein wenig zu lange, als dass ihre Antwort ganz selbstverständlich geklungen hätte. » Ja, sicher, kein Problem. Ich hab noch eine Matratze im Schrank. Wann kommst du denn?«
    » Ich hab um drei einen Termin in der Schule. Ich schätze, dass ich dann gegen fünf bei dir bin. Geht das?«
    » Ich kann bestimmt etwas früher Schluss machen. Hier ist es so langweilig, dass die Zeit stehen bleibt, aber darüber unterhalten wir uns, wenn du hier bist. Wir können ja was Einfaches kochen und vielleicht später in der Stadt was trinken gehen?«
    » Super. Bis dann.«
    Frida blieb mit dem Handy in der Hand sitzen. Sie blätterte durch die eingegangenen SMS, und plötzlich fiel ihr ein, dass sie Alianas Geburtstag vergessen hatte. Wie konnte sie das wiedergutmachen? Hätte sie eine Adresse gehabt, dann hätte sie einfach ein Paket schicken können. Aber was schenkte man einem neunjährigen Mädchen? Was hatte sie selbst haben wollen, als sie in diesem Alter war? Keine Ahnung, sie konnte sich nicht erinnern. Vermutlich einen Hund oder ein Pony. Frida musste lachen, als ihr einfiel, dass Aliana von einer Kuh träumte. Vielleicht konnte sie eine Karte mit einer Kuh schicken? Oder Make-up? Sie hatte ja mehrmals geschrieben, dass ihre Schwester sie schminken wolle. Aber vielleicht würden dann die Eltern sauer, so wie im Zug, als sie ihr Schokolade angeboten hatte. Frida fragte sich, was die Eltern wohl arbeiteten. Weswegen mussten sie die ganze Zeit herumreisen? War das wirklich gut für Aliana? Konnte man ein Kind so einfach aus der Schule zu nehmen? War das nicht ungesetzlich? Frida schrieb: » Gratuliere nachträglich. Hoffe, du hattest einen schönen Geburtstag. Was hast du bekommen und was wünschst du dir? Wie lautete deine Adresse? Liebe Grüße, Frida.«
    Sie drückte auf Senden, legte das Handy zur Seite, wechselte zum normalen Telefon und versuchte es wieder bei Cartago.
    Åke war es mittlerweile nicht mehr gewohnt, einen persönlich gefärbten Text zu formulieren. Noch vor einem Jahr war er das Gesicht der Zeitung nach außen gewesen und hatte von allen hoch geschätzte, amüsante Betrachtungen und Kolumnen mit humoristischem Unterton verfasst. Einen Sommer lang war er mit einem dreirädrigen Lastenmoped durch die Ortschaften gefahren, hatte mit Touristen geredet

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