Wo der Elch begraben liegt
Lagerwalls Intentionen?«
» Ich habe nicht gesagt, dass wir alles veröffentlichen werden. Los jetzt, macht euch an die Arbeit. Und wenn noch weitere Leute anrufen und sich beschweren, dann stellt sie zu mir durch. Danke, das wär’s fürs Erste.«
Frida war nach der Konferenz ziemlich mitgenommen. Sie musste mit jemandem reden. Sie ging auf die Treppe hinaus und wählte Cillas Nummer. Acht Mal ließ sie es klingeln– keine Antwort. Einen Moment lang blickte sie auf Monas Nummer im Telefondisplay, entschied sich aber dagegen. Das Gespräch würde die Sache in keiner Weise besser machen. In ihrem Terminkalender hatte sie eine in Plastik eingeschweißte Karte mit Kontaktpersonen in der Schule, und in Ermangelung einer anderen Idee wählte sie die Nummer des Sekretariats. Sie erkannte die Stimme der älteren Dame wieder, die sich um die Stundenpläne kümmerte, und fragte nach dem Studiendirektor oder jemand anderem, an den sie sich wegen des Praktikums wenden konnte.
» Der Einzige, der hier ist und ihnen helfen könnte, ist Janne Ahlsén. Ich habe ihn gerade hier bei mir, warten Sie einen Augenblick«, sagte die Frau und stellte die Verbindung her, bevor Frida sie aufhalten konnte.
Janne schien aufrichtig erfreut, dass Frida sich meldete, und nahm sich Zeit, sich ihre Darstellung der Geschehnisse anzuhören. Seine Schlussfolgerung war, dass in der Tat Åke verantwortlich sei und Frida die Kritik nicht persönlich nehmen solle. Da Åke außerdem ihr Praxisanleiter war, könne sie ohnehin nichts anderes tun, als sich loyal zu verhalten.
» Ja, in Ordnung. Aber Lagerwall? Er scheint eine völlig andere Linie fahren zu wollen.«
» Mag sein, aber mit so etwas muss man sich vertraut machen. Eigentümer und Redaktionsleitung können manchmal auf Kollisionskurs liegen, aber es ist nicht ihre Verantwortung, die Zufriedenheit des Eigentümers zu gewährleisten. Das ist Åkes Aufgabe.«
Frida war erleichtert, den Handlungsverlauf mit Ahlséns Hilfe analysiert zu haben, und sank auf der Treppe zusammen. Wie gut, dass er ihr mit seinem beruhigenden Göteborg-Akzent zur Seite stand.
» Hören Sie zu, Frida«, sagte er bestimmt, » bitten Sie für Freitag um einen freien Tag. Dann kommen Sie hierher nach Göteborg, und wir besprechen das in aller Ruhe in der Schule. Wenn es einen Schultermin gibt, bekommen Sie auf alle Fälle frei, und da die Verteilung der Praktikumsplätze nun mal wie bekannt gelaufen ist, habe ich auch eine besondere Verantwortung für Sie. Passt Ihnen Freitag um drei?«
» Ja. Und vielen Dank«, sagte Frida, klappte das Handy zu und erhob sich, noch immer mitgenommen, von der kalten Betontreppe.
Annika stand hinter ihr auf der Treppe und zündete sich eine Zigarette an. Es war das erste Mal, dass sie beide allein waren.
» Ich musste mal raus. Ich bin ziemlich fertig«, sagte Frida, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
» Du hast dich da drin wacker geschlagen. Das war eine klare Antwort und kein Gequatsche«, erwiderte Annika und nahm einen tiefen Zug.
Frida dachte kurz nach und sagte dann: » Danke, dass du mich mit der Verantwortung nicht allein gelassen hast.«
Annika schnippte ihre Asche über das Geländer; die grauen Partikel wurden von einem Lufthauch erwischt, und Annika wedelte mit der Hand, um die Asche nicht ins Gesicht zu bekommen.
» Warum hätte ich das tun sollen? Es ist sehr erfrischend, wenn endlich mal jemand wagt, die Dinge beim Namen zu nennen. Nach einiger Zeit werden die Leute blind und feige.«
Frida hätte sie gern gefragt, was genau sie damit meinte und wieso sie immer so spitz und bissig war, doch der Augenblick schien unpassend. Das musste bis zu einem späteren Zeitpunkt warten.
» Na, dann werde ich mal versuchen, einen Verantwortlichen bei Cartago zu sprechen«, erwiderte Frida.
» Und ich muss jetzt rein zu Åke. Hurra!«, sagte Annika und drückte die Zigarette sorgfältig im Aschenbecher hinter der Tür aus. » Vielleicht trinken wir irgendwann mal einen Kaffee?«
» Sehr gern«, sagte Frida.
Nachdem Åke eine weitere Lesermail zur Sonntagsausgabe beantwortet hatte, klickte er auf Senden und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Zu dieser Tageszeit ging er normalerweise raus und setzte sich für eine Weile ins Auto, um sich zu stärken und für die Begegnung mit den trostlosen Routineangelegenheiten und Erfordernissen des Nachmittags zu wappnen. Er hatte den Termin mit Annika überstanden, ihr klargemacht, dass ihr eigenmächtiger Beschluss ohne
Weitere Kostenlose Bücher