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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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und wählte einen kleinen, zweifarbigen Lidschatten in Grüntönen sowie einen hellrosafarbenen Lippenstift aus. Aliana mochte es, geschminkt zu werden, und die Gegenstände ließen sich leicht verschicken. Bei Ica kaufte sie einen gefütterten Briefumschlag und eine Briefmarke und nutzte die Gelegenheit, um Obst, Milch und Brot sowie eine große Schachtel mit Aladdin-Pralinen zu kaufen, die als Dankeschön für Agnes’ Hilfe am Wochenende gedacht waren. Sie packte die Sachen in den Wagen und ließ sich auf den Fahrersitz sinken. Der bloße Gedanke, nach Bruseryd zurückzufahren, verursachte ihr schlechte Laune.
    Als sie den Rückwärtsgang einlegte und aus der Parkbucht fahren wollte, läutete ihr Handy. Sie erwog, es klingeln zu lassen, nahm den Anruf aber nach dem fünften Signal entgegen. Sie konnte förmlich spüren, wie ihre Oberschenkel zu kribbeln begannen, als sich Eiwor Svantesson meldete.
    » Das ist ja wirklich nicht schön gelaufen. Man denkt, dass es positiv wird, wenn man sich der Zeitung zur Verfügung stellt, aber dann kommt es ganz anders. Außerdem habe ich das auch gar nicht so gesagt. Was lernen Sie eigentlich auf der Journalistenhochschule?«, fauchte Eiwor.
    Frida schnitt im Dunkel des Wagens eine Grimasse und entschied sich in Ermangelung einer besseren Alternative, den Ball flach zu halten. »Wirklich sehr bedauerlich, dass Sie das so auffassen.«
    » Wie sollte ich das sonst auffassen? Darf man denn wirklich jeden Unsinn schreiben?«
    » Das darf man natürlich nicht«, erwiderte Frida. » Doch laut meiner Notizen haben Sie genau das gesagt.«
    » Ich weiß doch wohl selbst am besten, was ich gesagt habe und was nicht«, entgegnete Eiwor bissig, und Frida konnte ihr zorniges rotes Gesicht förmlich vor sich sehen. » Auf jeden Fall gehen wir davon aus, dass Sie zu dem Treffen im Missionshaus kommen und sich der Angelegenheit stellen.«
    » Eigentlich ist es die Aufgabe von Åke Johansson, dem Chefredakteur, auf Ihre Fragen zu antworten«, sagte Frida.
    » Er ist auch eingeladen. Aber da Sie nun einmal die Leute interviewt und den Artikel geschrieben haben, bestehen wir darauf, dass Sie ebenfalls teilnehmen. Es werden viele Leute kommen.«
    Das klang bedrohlich. Geradezu erschreckend.
    » Ich bin nur Praktikantin und muss das erst mit Åke abklären. Kann ich Sie zurückrufen? Ich habe ja Ihre Nummer hier im Handy.«
    » Ich möchte Ihre Antwort bis heute Abend. Nachdem, was Sie uns angetan haben, erwarten wir, dass Sie kommen.«
    Nach dem, was Sie uns angetan haben. Die Worte hallten schmerzhaft in ihr wider. Frida rollte zurück in die Parkbucht, stellte den Motor ab und saß einfach nur da; leer, einsam und verängstigt. Sie wünschte, dass ihr Vater käme, sie auf den Arm nähme und sagte, dass alles nur ein Spiel sei. Sie erinnerte sich, dass er einmal an einer Kindergeburtstagsfeier teilgenommen und so getan hatte, als wäre er Frankensteins Monster. Alle kleinen Partygäste waren völlig fasziniert gewesen und hatten sich köstlich darüber amüsiert, Carsten mit versteinertem Gesicht und ausgestreckten Armen im Haus umherstolpern zu sehen. Einzig Frida, die Geburtstag hatte und sich eigentlich am meisten hätte freuen sollen, war richtig ängstlich geworden. Als Papa sie schließlich fand, hatte sie in einem Garderobenschrank gelegen und furchtbar geweint. Da hatte er sie hochgehoben und ihr übers Haar gestrichen, und Frida konnte allmählich die Peinlichkeit vergessen, in Anwesenheit ihrer Freunde so viel Angst vor etwas bekommen zu haben, das gar nicht real gewesen war. Doch das hier war real. Und Papa war nicht da.
    So etwas war noch nie zuvor geschehen. Åke war derart frustriert und verärgert, dass er nicht mehr wusste, was er machen sollte. Lagerwall hatte nicht nur verlangt, seine Kolumne vor Drucklegung zu lesen, er hatte außerdem Standpunkte vertreten, die es erforderten, den ganzen Text umzuschreiben. Und noch dazu wollte er die ganze morgige Zeitung vorab sehen, um sie abzusegnen. Um sie abzusegnen?! Åke spürte, dass seine berufliche Ehre auf dem Spiel stand. Wenn seine Fähigkeit, die richtigen journalistischen Entscheidungen zu treffen, für die Verlegerfamilie nicht länger ausreichte, dann hatte er überhaupt keinen Handlungsspielraum mehr. Und wenn die Angestellten erst einmal begriffen, dass es sich so verhielt, dann war auch seine Glaubwürdigkeit als Chef dahin. Und wer wäre er dann? Der Job war schließlich das Einzige, was ihm geblieben war. Verfluchte

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