Wo der Elch begraben liegt
und über lokale Veranstaltungen geschrieben und bei jeder Ausgabe auf einer Karte angezeigt, wo er am nächsten Tag sein würde. Am Ende dieses Zeitraums hatten die Leute am Zaun gestanden, gewunken und ihm zugerufen, wenn er vorbeifuhr. Es war ein fantastischer Sommer gewesen. Aber im letzten Jahr war das dann einfach nicht möglich gewesen. Er hatte die Energie nicht aufbringen können, und außerdem war seine gute Stimmung verflogen. Heute allerdings musste er sich zwingen. Es war schwierig, einen dramaturgischen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Ende anhielt, und dabei, was eine Meinungsäußerung anging, die Zunge im Zaum zu halten. Immerhin dachte er, dass die Doppelseite am Sonntag gut geworden war; sie zeugte von einer Haltung, die erfrischend und nicht so muffig und engstirnig war, wie häufig in Orten, wo sich die Leute untereinander seit Urzeiten kannten. Gleichzeitig musste er, um Lagerwall und die Leser bei Laune zu halten, eine Entschuldigung formulieren. Vielleicht könnte er sich auf die Überschrift konzentrieren? Wenn dort nicht » niemand schert sich darum« gestanden hätte, wäre der Sturm wohl ausgeblieben. Am besten wäre natürlich, wenn er die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken könnte. Wie hatte man bei Cartago bloß so einen Beschluss fassen können? Wer war nur auf die Idee gekommen, dass man einen Ort so einfach ausradieren konnte? Die Stockholmer– ein ausgezeichnetes Feindbild, das auf dem Lande immer funktionierte. Das war ganz klar der passende Ansatz. Andererseits handelte es sich um ein ganz normales Unternehmen, das selbstverständlich das Recht hatte, seine Produkte so zu behandeln, wie es wollte, ohne eine allgemeine Verantwortung gegenüber dem Gemeinwesen verspüren zu müssen. Aber nein, er brauchte in dem Zusammenhang kein Verständnis zu heucheln; so weit musste er nicht gehen.
Es war erst Viertel vor vier, als es an der Tür klopfte und Henry Lagerwall, nun mit einem nicht sonderlich kleidsamen Soßenfleck auf dem Jackett, das Büro betrat. Der Alte wird langsam senil, sieht schlecht, merkt so etwas nicht, und wer Geld hat, muss sich wohl um so etwas auch nicht kümmern, dachte Åke, während sich Lagerwall auf den Besucherstuhl setzte.
» Ich will Ihren Text lesen, bevor er in den Druck geht«, sagte Henry ohne jedwede Begrüßung.
Åke hatte mit so einer Einleitung nicht gerechnet. Dieser Befehlston war eigentlich unüblich. Es fühlte sich an, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Vielleicht hatte er den Alten zu früh abgeschrieben.
» Arbeiten wir jetzt neuerdings auf diese Art zusammen?«
» Es scheint wohl nicht anders zu gehen«, erwiderte Henry. » Ich habe ziemlich lange über Ihre Führungseigenschaften nachgedacht. In diesem Jahr sind Sie überhaupt nicht richtig auf Draht. Bis jetzt sind Sie mir eher müde und nicht engagiert vorgekommen. Das ist ja schon schlimm genug, doch das hier ist eine völlig andere Sache.«
» Die Überschrift war verdammt unglücklich. Ich sitze hier gerade und schreibe an einer Kolumne«, sagte Åke.
» Wieso sind Sie nicht hier gewesen?«
» Wann?«
» Am Freitag natürlich, als die Seiten gemacht wurden.«
» Ich musste früher gehen und hatte mich mit Annika und Frida abgestimmt. Ich dachte, dass alles in Ordnung sei. Annika hätte mich anrufen sollen, anstatt eigenmächtige Beschlüsse zu fassen.«
» Sie hätten hier sein müssen. Das ist Ihr Job, nicht Annikas. Ich komme in einer Stunde zurück, dann will ich Ihren Beitrag lesen. Und ich hoffe, dass ich nicht enttäuscht werde.«
Henry stand auf und ging zur Tür. Als er die Türklinke berührte, drehte er sich noch einmal um.
» Der neue Baumarkt am Kreisverkehr öffnet nächstes Wochenende. Da würde eine richtig schöne Reportage über die Einweihung gut passen. Fotos von Kindern mit Luftballons, die Bohrmaschinenverlosung, ein kleines Interview mit dem Bauleiter. Meine Vorstandskollegen würden sich darüber wirklich freuen. Nur ein kleiner Tipp«, sagte Henry mit einem Lächeln, das seine gelben Zähne entblößte.
Åke musste sich anstrengen, um nicht zusammenzuzucken. Jetzt bitte nicht wieder der alte Konflikt…
Frida hatte endlich die richtige Person erwischt. Er hieß Magnus Nyström und war Leiter der Projektgruppe, die das neue grafische Profil erarbeitet und auf die Karten des Telefonbuchs übertragen hatte. Er klang jung und engagiert, und offenbar fiel es ihm nicht leicht, die Problematik zu verstehen.
» Wir sind ein privates
Weitere Kostenlose Bücher