Wo der Elch begraben liegt
eingefunden. Mats und Annika, die jedoch weit voneinander entfernt standen, Inger, sowie Kalle, der einen Verband an der rechten Hand trug; ein paar Leute, die am ersten Abend mit in der Pizzeria gewesen waren, einige neue Gesichter und ein Mann in grauem Anzug und mit Krawatte, der nach Fridas Vermutung Henry Lagerwall sein musste. Åke hieß zunächst alle willkommen, erläuterte kurz den Hintergrund für die Sitzung und bat dann um Stellungnahmen.
Mats hob die Hand. »Möglicherweise sind wir manchmal etwas altmodisch in unserem journalistischen Verhalten, aber so etwas kann man nicht machen. Das hier ist ein Angriff auf einen ganzen Ort und außerdem äußerst leichtfertig gemacht, ohne dabei sonderlich fundiert zu sein. Meine Eltern, die in Bruseryd wohnen, sind völlig verstört. Sie sind der Ansicht, dass die Zeitung sie gekränkt hat.«
Inger ließ durch ein Handzeichen erkennen, dass sie etwas sagen wollte. »In der Anzeigenabteilung hat den ganzen Morgen das Telefon geklingelt. Einige Kunden haben ihre Anzeigen abbestellt, um zu demonstrieren, was sie denken. Das ist sehr beunruhigend und traurig. Am meisten empört ist Anders Skogby. Er ist der Meinung, wir hätten Schande über Bruseryd gebracht, und nun fürchtet er, dass sich das auf seine Geschäfte auswirkt, denn der Ort steht ja in seinem Firmennamen. Außerdem sagt er, dass er falsch zitiert worden sei.«
Henry Lagerwall räusperte sich und ergriff das Wort. »Dass sich die Leute aufregen, wissen wir bereits. Die Frage ist, wie das Ganze durch die Maschinerie kommen konnte. Wir machen hier ja keine Zeitung, um die Leser zu schikanieren. Frida Fors, die dahintersteht, ist, soweit ich weiß, nur Praktikantin. Jugendlicher Unverstand ist eine Sache, doch wie der Beitrag durchrutschen konnte, ist hier der entscheidende Punkt. Wer hat das redigiert?«
Gespanntes Schweigen entstand, und die Konferenzteilnehmer sahen sich an. Alle außer Mats, der zu Boden blickte.
Annika erhob sich. » Ich war das«, sagte sie und schien erstaunt, dass sie nun im Mittelpunkt des Interesses stand. » Wir hatten eine Krisensituation wegen einer ausgebliebenen Reportage. Es gab, und gibt immer noch, eine im Grunde interessante Neuigkeit, nämlich dass der Ortsname von der Landkarte des Telefonbuchs verschwinden soll. Da ist es doch eine klassische Maßnahme, hinauszugehen und die Leute zu fragen, was sie darüber denken. Åke war einverstanden und hat Frida mit der Umfrage beauftragt. Nachdem sich Kalle den Arm verletzt hatte, hatten wir keine guten Bilder, und so mussten wir stattdessen etwas anderes nehmen. Die Kolumne, die Frida geschrieben hat, sollte als Text der ursprünglichen Reportage fungieren, und so war es auch kein ungewöhnlicher Beschluss, sie hineinzunehmen. Der einzige Unterschied war, dass ich den Beitrag wie eine persönliche Reportage mit Bild und Verfasserzeile gestaltet habe. Ich denke immer noch, dass das richtig war. Im Grunde genommen verstehe ich nicht, wieso alle so aufgeregt sind. Diese drei Dinge zusammen verstärken natürlich die Botschaft, aber das alles ist ja schließlich auch richtig und relevant. Was ist so schrecklich daran?«
» Die Überschrift war wirklich verdammt unnötig«, sagte Mats mit einem aggressiven Ton in der Stimme. » Niemand schert sich darum, wenn Bruseryd von der Karte verschwindet? Meinen Eltern ist das ganz und gar nicht egal, aber die wurden ja nicht gefragt.«
» Ausgehend von den Antworten der Interviewten hatte der Inhalt der Überschrift durchaus einen Sinn. Im Nachhinein war das vielleicht unnötig provozierend, aber ich musste schnell vorwärtskommen und brauchte eine starke Überschrift, die zum Lesen animierte«, erklärte Annika.
» Die Wiege der Zeitung stand damals in Bruseryd, das wissen Sie alle«, bemerkte Henry Lagerwall, » und deswegen gehen wir mit dem Ort auch so behutsam um. Eine ganze Doppelseite zu produzieren, auf der man die Ortschaft mit einem sinkenden Schiff vergleicht, ist nicht das, was wir erreichen wollen.«
» Was wollen wir denn erreichen?«, fragte Annika und blickte den älteren Mann unverwandt an. Er wand sich auf seinem Stuhl.
» Wir wollen, dass sie sich… sicher, ernst genommen und zu Hause fühlen. Dass sie wissen, wir werden in jeder Lage zu ihnen stehen.«
» Dann sollen wir also den Lesern die Wahrheit vorenthalten, nur weil sie unangenehm ist und sie beunruhigt?«
» Das ist völlig negativer Kampagnenjournalismus«, warf Mats ein. » Wie kannst du das nur
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