Wo der Elch begraben liegt
meinem Kiosk. Ich verkaufe sehr gutes Lammkebab. Kommen Sie doch mal zum Probieren vorbei. Sie bekommen auch alle Rabatt.«
» Mein Magen verträgt kein Lamm«, schnaubte Mats’ Mutter, sodass alle es hören konnten. Mats wirkte wieder leicht genervt.
» Sie können auch einen vegetarischen Kebab haben«, fuhr Dani unbekümmert fort. » Wenn Sie bei mir einkaufen, kann ich vielleicht auch jemanden einstellen. Jemanden,derherziehen will und es dann nicht weit zur Arbeit hat.«
Frida schloss ihren kleinen Vortrag ab, und Eiwor kündigte die Kaffeepause an. Danach sollte es noch Gelegenheit geben, Åke und Frida weitere Fragen zu stellen, doch es schien fast so, als ob es dazu gar keinen Bedarf mehr gab. Stattdessen wurde in den Kaffeeschlangen ausgiebig erörtert, wie man die verschiedenen Alternativen angehen sollte. Als die Thermoskannen zum Nachfüllen der Tassen bereit waren, hatten sich schon mehrere Arbeitsgruppen gebildet. Skogby und seine Frau wollten versuchen, Cartago Copy bezüglich Bruseryd zu einer Ausnahme zu bewegen. Eiwor und Mats’ Mutter wollten überlegen, wer Verbindung zu irgendwelchen Verwandten hatte, die vielleicht gerne in den Heimatort zurückziehen würden. Dani und Agnes bildeten eine kleine Gruppe, die sich neuartige kleinere Dienstleistungen ausdenken wollte. Frida konnte hören, wie neue Treffen vereinbart wurden, und alle Unruhe und Nervosität lösten sich langsam auf und wurden durch ein Gefühl von vorsichtigem Enthusiasmus ersetzt.
Es war eine kalte und sternenklare Nacht. Åke hatte schließlich eingewilligt, den Wagen am Missionshaus stehen zu lassen. Åke, Agnes und Frida gingen zusammen die Straße entlang. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen, während sie sich darüber unterhielten, wie der Abend verlaufen war– vom totalen Konflikt über die Vorträge bis hin zum Beginn einer Art gemeinsamen Handlungsplans. Agnes war völlig aufgedreht. Sie hatte eine Einladung zum Kiosk bekommen und ulkte herum, sie hätte jetzt ein Date. Kurze Zeit später holte sie zusätzliche Bettwäsche und bereitete Åke ein Lager auf dem Redaktionssofa. Dann ging sie in ihre Wohnung hinunter. Frida und Åke blieben mit Teetassen zurück und rekapitulierten noch einmal die Präsentation.
» Ich weiß nicht, ob Sie es selbst gemerkt haben, aber Sie waren wirklich gut«, sagte Frida. » Ihr Vortrag mit all den Bildern und Statistiken und Ihrer klaren und einfachen Sprache hat die ganze Stimmung gedreht. Durchdacht und pädagogisch.«
» Das habe ich Ihnen zu verdanken. Wären Sie nicht zum Wagen gekommen, hätte es vielleicht gar keine Veranstaltung gegeben.«
» Ich wollte gar nicht so unfreundlich sein…«
» Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich habe das gebraucht«, sagte Åke, während er heftig an einem kleinen Fleck auf dem Couchtisch herumrieb.
Frida schwieg, überlegte, wägte ab, dachte weiter nach und wagte sich schließlich vor. »Warum trinken Sie?«
» Tja, mein Gott«, erwiderte Åke, » sagen Sie es mir.«
» Nein«, sagte Frida und pfiff auf ihr schlechtes Timing, » sagen Sie es.«
Und so fing Åke schließlich an zu reden. Es schien, als ob er noch nie zuvor so direkt über die Geschehnisse gesprochen hätte. Frida war nach der Versammlung so müde, dass sie dankbar in die Rolle der Zuhörerin schlüpfte, ohne Gegenfragen, und ihn, wo nun endlich alles herauswollte, nur erzählen ließ.
Er erzählte von Marianne. Vom ersten Mal, als er sie auf einem Mittsommerfest in Mycklaflon sah, und wie er ihr mit Humor und lustigen Einfällen den Hof machte und sie schließlich eroberte. Er berichtete weiter, wie sie im folgenden Sommer in seinem alten Passat in Europa herumfuhren und auf Konzerte gingen, im Auto schliefen, durch die Berge wanderten, bestohlen wurden und neue Leute kennenlernten. Wie sie zusammenwuchsen, während sie mit Freunden über unzähligen Flaschen Rotwein Politik, Journalismus und die Entwicklung der Gesellschaft erörterten, und wie es ihnen gelang, auf einer Zwangsversteigerung ein vom Verfall bedrohtes Haus zu ersteigern. Wie sie es renovierten, bis es nicht wiederzuerkennen war, und es dann gegen das Backsteinhaus in der Parkgatan eintauschten, wo sie davon träumten, Kinder zu bekommen, doch viele Jahre darum kämpfen mussten, und wie sie schließlich doch schwanger wurde und wie glücklich sie waren, als Jesper endlich zur Welt kam. Das waren, so wie er sich jetzt erinnerte, goldene Jahre gewesen. Da war das Leben so, wie er sich ein gesundes und
Weitere Kostenlose Bücher