Wo der Elch begraben liegt
ich jetzt wieder an Frida Fors weiter. Vielen Dank.«
Åke sammelte seine Unterlagen ein und setzte sich hin. Im Saal war es vollkommen still. Es schien, als könnten sich die Zuhörer der Wahrheit nicht länger verschließen, die ihnen nun so deutlich mit Bildern und Statistiken präsentiert worden war. Was gab es jetzt zu verteidigen, und weshalb war man so wütend?
Frida zog ihren kurzen schwarzen Rock zurecht und fuhr mit der Hand glättend über die weiße Bluse unter der Strickjacke. Sie holte tief Luft und versuchte, daran zu denken, dass sie durch Ruhe alles gewinnen könnte, aber nichts durch Nervosität. Ihr Herz tickte wie ein falsch eingestelltes Metronom. Zwei Mal überprüfte sie, ob die Plastikvorlagen in der richtigen Reihenfolge geordnet waren, dann stand sie auf, ging zum Overheadprojektor und legte das erste Bild ein.
» So sah die Presseerklärung der Cartago Copy AB aus, die ich in der Eingangspost der Kommunalverwaltung gefunden habe«, sagte Frida und blickte wie alle anderen zur weißen Leinwand hinauf. » Dies war der Ausgangspunkt für die ganze Reportage. Die Firma plant also, die Landkarten des Telefonbuchs umzugestalten und die Orte zu entfernen, die zu klein geworden sind.« Frida legte ein weiteres Bild unter den Projektor, das die Landkarte in der bisherigen Form zeigte. »So sieht die Landkarte heute aus. Bruseryd ist dabei, wie Sie sehen. Doch so… wird es im Telefonbuch des nächsten Jahrs aussehen«, sagte Frida und zeigte eine Karte, auf der es zwischen Eksjö und Mariannelund völlig weiß und leer war.
Ein eigenartiges Schweigen breitete sich aus, dann fingen die Leute an zu flüstern. Mats’ alte, an den Rollstuhl gefesselte Mutter winkte mit der Hand und fing an zu reden, ohne dass ihr jemand das Wort erteilt hatte.
» Aber weshalb denn? Wie können die einfach so was machen?«
Mats versuchte, seine Mutter zu beruhigen, und legte ihr eine Hand auf den Arm.
Frida fuhr fort: »Man kann sich in der Tat fragen, weshalb die das einfach so machen können. Bis zur Börsennotierung vor zehn Jahren war Cartago in staatlichem Besitz. Die Allgemeinheit konnte also absolut verlangen, dass das Unternehmen bei solchen Fragen Rede und Antwort steht. Doch jetzt ist das Unternehmen privatisiert. Die Hauptaufgabe ist demnach, den Gewinn zu maximieren und die Aktieninhaber und den Vorstand zufriedenzustellen. Da muss man sich mit solchen Anforderungen nicht länger herumschlagen.«
» Aber kann man denn nicht einfach sagen, dass man damit nicht einverstanden ist? Das wird sich doch wohl noch ändern lassen?«, sagte Mats’ Mutter, die sich jetzt nicht länger beruhigen lassen wollte.
» Das Unternehmen scheint für solche Einwände nicht offen zu sein«, erwiderte Frida. » Sie haben bei allen kleinen Orten eine Grenze von mindestens hundert Einwohnern festgelegt. Bruseryd hat nicht einmal neunzig.«
» Was spielt das für eine Rolle, ob es neunzig oder hundert sind? Wir können doch trotzdem auf der Karte stehen, oder?«, fuhr Mats’ Mutter fort.
» Das könnte man meinen«, antwortete Frida.
» Die haben das so entschieden, Mama. Dagegen kann man nichts tun«, sagte Mats halb flüsternd, um sie wieder zu beruhigen.
» Hier haben wir die Anzahl der Einwohner von Bruseryd«, sagte Frida und wechselte zu einer weiteren Vorlage.
Eine Liste mit den Bezeichnungen der Immobilien und der Anzahl der Bewohner erschien auf der Leinwand des alten Missionshauses.
» Wie Sie sehen, wohnen eigentlich nur zirka siebzig Menschen in der eigentlichen Ortschaft. Ich habe aber alle Häuser, die ein paar Kilometer außerhalb liegen, ebenfalls dazugezählt, um die Zahlen zu vervollständigen. Wie optimistisch man auch sein mag, auf mehr als siebenundachtzig kommt man einfach nicht.«
Ein allgemeines Gemurmel entstand, und es wurde überlegt, wer unter Umständen bei der Auflistung vergessen worden war.
Björkman hob die Hand. »Und das Ferienhaus, das ich im Sommer vermiete? Wie wird das gerechnet?«
»Sommergäste werden nicht mitgezählt, das habe ich extra überprüft«, sagte Frida.
Eiwors Gatte, ein kleiner Mann mit kugelrundem Gesicht und rötlichem Haar, winkte eifrig mit der Hand. Er wirkte so verlegen, als ihm das Wort erteilt wurde, dass seine Gesichtsfarbe dunkelrot wurde und es so aussah, als ob sein runder Kopf gleich explodieren würde.
» Können wir nicht ein paar Leute aus den umliegenden Orten hier zusammenbringen, sodass wir mehr als hundert sind, und dann jemanden von der
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