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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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Ilona.
    „Jürgen war auch auf den Demos. Er hat mich noch gefragt, wo ich denn war.“
    „Und? Was hast du gesagt?“
    „Dass meine Front derzeit die des Geistes ist und ich mich auf das Referat vorbereite. Kann ich wirklich mal was über die Schule herausbringen, ist das genauso viel wert wie demonstrieren.“
    „Das machst du richtig. So kannst du dich auch nicht verletzen.“
    Daran hatte Manfred noch gar nicht gedacht. Wie ernst meint sie das jetzt, fragte er sich.
    „Ich wäre am liebsten auch auf die Straße gegangen“, klärte Ilona auf. „Aber die Auseinandersetzung mit Werner wollte ich mir ersparen. Der hat sich sogar über unsere Nachforschungen aufgeregt, und wie! Man solle die Zeit in Ruhe lassen.“
    „War sein Vater in der NS-Zeit nicht mit dem damaligen Schulleiter Paul Seligen befreundet?“
    Manfred und Ilona schauten sich verdutzt an. So richtig wussten sie nicht, was sie davon halten sollten.
     
    *
     
    Die Bescheinigung der Universität, dass Ilona und Manfred im Namen der Wissenschaft unterwegs sind, erwies sich als die erhoffte Hilfe. Ohne viele Fragen beantworten zu müssen, öffneten sich ihnen die Aktenschränke. Die Hoffnung, dass schon mal jemand was zur Geschichte des humanistischen Gymnasiums in der braunen Zeit geforscht hatte, erfüllte sich nicht. Das Gros der Informationen erhielten Ilona und Manfred beim Studium der Protokolle der Lehrerkonferenzen, wenn Manfred auch nicht glaubte, dass sie hierbei auf besonders heiße Quellen gestoßen waren. Er zeigte sich darüber enttäuscht, was Ilona nicht verstand. „Warum bist du nur so ehrgeizig? Freu dich über die Infos, die wir haben.“
    Am meisten Arbeit bereitete die Sichtung der örtlichen Tageszeitung, drei Mal sollten sie deswegen noch die Fahrt nach Neuenkirchburg antreten müssen. Zwölf Jahrgänge unter einer bestimmten Fragestellung durchzusehen, war keine Kleinigkeit, vor allem, wenn man keine Erfahrung damit hat. Der Stadtarchivar murmelte, dass er so etwas lange hatte lernen müssen; er wirkte fast unglücklich, wenn Ilona und Manfred eine verwertbare Nachricht fanden. Da er das Fotografieren der Quellen nicht erlaubte, mussten Ilona und Manfred alles abschreiben, was sie für wichtig hielten. Als Manfred fragte, ob sie sich eine Zeitung für die Präsentation in ihrem Uni-Seminar ausleihen dürften, schnalzte der Archivar mit der Zunge und ließ sich noch einmal das Schreiben der Universität zeigen.
    Manfred und Ilona saßen wieder im Zug, als Manfred angesichts dessen, dass Ilona für die zeitaufwändige Quellensuche stets einige Vorlesungen ausfallen lassen musste, ihr den Vorschlag machte, die Tageszeitungen alleine durchzuarbeiten. Ilona wusste nicht, was sie darauf sagen sollte und saß Manfred eine ganze Zeit mit offenem Mund gegenüber. Offensichtlich konnte sie sein Angebot nicht als Erleichterung empfinden. Das ist nicht nötig, sprach sie irgendwann. Schließlich könne Sie bei den Veranstaltungen gut mal fehlen, die sind so voll, das merkt eh keiner, ob sie da ist oder nicht. Außerdem habe sie den Eindruck, dass sie bei der Quellensuche richtig etwas lernt. Und das Praktische, und Zeitungen aufschlagen habe ja etwas Praktisches, liege ihr sowieso mehr als immer nur zu diskutieren. Dann betonte sie – inzwischen hatten ihre Bemerkungen etwas von einem Redeschwall –, dass sie es schön findet, mal wieder öfter ihre alte Stadt zu sehen. Und Eisenbahnfahren sei, dabei zeigte sie mit einer ausladenden Handbewegung Richtung Fenster in die Landschaft, fast ihr Hobby, sie werde dabei immer so ruhig. Zudem sei es einfach nicht fair, ihn alleine arbeiten zu lassen, denn sie ist es ja, die den Schein braucht. Außerdem gehe zu zweit alles viel schneller.
    Irgendwann wurde Ilona von Manfred unterbrochen. „Du bist einfach gern mit mir zusammen.“
    Ilona erschrak. Ihre Hände suchten ihre Handtasche, im selben Moment griff sie zur Limonade auf dem Tisch.
    „Kann man doch ruhig sagen.“ Manfreds Augen drückten Enttäuschung aus, dann sprach er weiter. „Aber mal können wir sowas halt sagen, ohne dass es ein Problem ist und mal nicht. Wie damals.“
    Ilona zögerte mit ihrer Antwort, nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Limo, bevor sie sagte: „Ja, wie damals. Kein Wunder. Es ist ja nicht so, dass wir uns fast zehn Jahre nicht mehr gesehen haben, weil wir uns nicht mehr verstanden hatten.“
    „Wie wahr...“. Manfred suchte seinen Tabakbeutel. „Alles ist gut, Ilona...wir müssen sehen, dass wir ein

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