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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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von Wohlstand oder ohne einen tollen Job zu haben mit breitem Kreuz durchs Leben gehen. Und das bei Bewahrung ihrer Lebenslust.“
    „Ich kenne durchaus...“
    „Ist schon klar, was du sagen willst. Mit Beispielen kann man alles erklären.“
    „Aber du beispielierst doch selbst! Außerdem lasse ich mich ungern dauernd unterbrechen.“
    Am Himmel hatten sich ein paar Wolken zusammengezogen, hinter denen die Sonne verschwand. Im Auto war es sofort kühler geworden.
    Manfred atmete tief durch. „Ich habe dich nicht dauernd unterbrochen, sondern lediglich zwei Mal. Aber Entschuldigung. Du...“
    „...triffst da einen wunden Punkt“, führte Ilona den Satz zu Ende. Manfred und Ilona tauschten einen Blick aus, den sie sofort als liebevoll deuteten.
    „Ist in Ordnung, Manfred. Ich kenne dich. Du bist noch eigenwilliger geworden.“
    „Das hast du höflich formuliert.“ Erneut zog Manfred tief die Luft ein. „Manchmal leide ich darunter, dass das Älterwerden nicht dazu führt, dass ich einiges freundlicher sehen kann. Eher ist es umgekehrt.“
    „Das geht doch einigen so.“
    „Aber als spontane Reaktion auf unangenehme Naherfahrungen will ich das nicht. Nachgedacht muss es schon sein.“
    Ilona fragte sich, ob Manfred die Naherfahrung auf seine Erlebnisse rund um die Diplomarbeit bezog. Bevor sie dazu etwas sagen konnte, wurde sie abgelenkt von Manfreds plötzlichen Halt vor einem Gasthaus.
    Manfred wusste genau, was er dort wollte. Genug des Kaffee-Trinkens, dachte er.
     
    *
     
    Ilona hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, vor der langen Autobahnfahrt in der Gaststätte „Zum gemütlichen Jäger“ noch etwas zu essen. „Bis zur zweiten Schulstunde ist es ja noch hin“, schob sie gut gelaunt alle Gedanken über etwaige Probleme mit der noch zur Verfügung stehenden Zeit zur Seite.
    „Zum gemütlichen Jäger“ hielt, was der Name versprach. Einen Moment überlegte Manfred, ob er nicht zum Spaß die Nase rümpfen sollte, nachdem er den Geist der Gaststätte zu erfassen geglaubt hatte: Altdeutsches Mobiliar aus Eiche, wie man es in jedem anderen Landgasthaus in jeder anderen Ecke Deutschlands auch hätte finden können, schmückte die beiden Räume gleichermaßen nichtssagend wie unbedeutend. An den Wänden im regelmäßigen Abstand befestigte Hirschgeweihe versuchten, die im hiesigen Landkreis vorherrschende Kultur bedrohlich auf den Punkt zu bringen. Eine Vielzahl von ebenfalls in geometrischer Regelmäßigkeit aufgehängten Landschaftsgemälden sollte alle Durchreisenden daran erinnern, dass Besitzer und Stammgäste der Kneipe trotz der unmittelbaren Nähe zur lärmschutzfreien Autobahn darauf bestanden, mitten auf dem Land zu wohnen. Ganz in diesem Sinne abgerundet wurde das Bild, das sich Manfred vom Gasthof machte, durch den Wirt, der beim Eintritt von Manfred und Ilona mit einem düsteren Blick unmissverständlich zu verstehen gab, dass man sich über Politik und alles, was damit zusammenhängt, besser nicht unterhält.
    Ilona und Manfred hatten sich nach Betreten der Gaststätte wie von selbst in den zweiten Raum gesetzt, der im Moment nicht von anderen Gästen benutzt wurde. Dem Essen, ein Jägerschnitzel mit entsprechender Beilage, folgte die Bestellung eines Nachtisches. Als Manfred dabei mit freundlichem Gesicht „Hat ausgezeichnet geschmeckt“ sagte, hellte sich das Gesicht des Wirtes sichtbar auf. Kurze Zeit später servierte er zwei Portionen Eis und zwei Kännchen Kaffee und wünschte „weiterhin guten Appetit“. Beim Rausgehen lehnte er die Tür zum Hauptraum an.
    Mittlerweile nippten Ilona und Manfred schon an ihrer zweiten Tasse Kaffee und dabei schienen sie sich von der fortschreitenden Uhr weiterhin nicht aus der Ruhe bringen lassen zu wollen. Und inmitten dieser gelösten Situation, da fiel dann ein Satz von Ilona, der weitreichende Wirkungen erzielen sollte. Dass alle ihre Nettigkeiten, mit denen sich Ilona und Manfred in den letzten beiden Tagen immer mal wieder gut getan hatten, nicht nur einfach so daher gesagt worden waren, zeigte sich in aller Deutlichkeit, als sie nun sagte: „Dass du eigenwilliger bist, heißt natürlich nicht, dass du weniger liebenswert geworden bist.“ Das Besondere dieser Bemerkung lag nicht etwa in einer bisher nicht dagewesenen Größe des Kompliments; von ähnlicher Anerkennung waren auch schon andere Äußerungen der beiden beseelt gewesen. Nein, das Besondere lag, und zwar nicht in einem übertragenen Sinne, in Ilonas Händen.
    Schon bei

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