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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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Jahrhunderts einige alte Männer zur Vergeltung treiben würden, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Dass es keinen Zweck hat, sich wehren zu wollen, war der erste Gedanke, den er aufnahm, nachdem ihm nach seinem Aufwachen irgendwann klar geworden war, dass er auf dem Boden eines Mannschaftswagens lag. Er vernahm mehrere Stimmen, deren Aufmerksamkeit ganz offensichtlich ihm galten.
    „Ein paar Verletzungen, aber es gibt schlimmere. Er wird wieder, keine Angst.“
    „Warum Angst, von mir aus kann er verrecken.“
    Gelächter. „Piss ihn an, war dann halt sein eigener Urin, die der Angsthase verloren hat. Haben wir doch schon öfter gemacht.“
    Erneut Gelächter, diesmal lauter.
    „Sprüche machen kann jeder, ich schreite zur Tat.“
    Als der Polizist sich an seinem Hosengürtel zu schaffen machte, fuhr ein Kollege dazwischen. „Wir können ihn nicht zum Krüppel machen. Hol den Sani, ich will keinen Ärger.“
    Der angeforderte Sani kam schnell. Es war eine Frau und keine hässliche, wie Manfred zu seiner Überraschung in diesem Moment unbedingt feststellen wollte. „ Ich muss mich leider um dich kümmern“, hörte er sie sagen. Zu seiner Überraschung bemühte sie sich ernsthaft um ihn. Es muss das Erste-Hilfe-Programm sein, was sie gerade an mir probiert, interpretierte Manfred ihre Bemühungen, seine Glieder zu recht zu legen.
    „Wohl keine inneren Verletzungen... Die Bahre!“, rief die Sanitäterin.
     
    *
     
    Zwei Monate war Manfred krankgeschrieben. Genau bis zum letzten Tag seines Zeitvertrages. Glück im Unglück, wie Manfred fand.
    „Und wann hast du wieder Arbeit?“
    „Willst Du sagen, dass ich faul bin oder was?“
    „Sei nicht so empfindlich, Junge. Das ist ja lachhaft.“
    Manfred hörte durch den Hörer, wie der Professor mit der Hand auf den Tisch schlug.
    „Die wollen mich so schnell wie möglich wieder einstellen. Die halten was von meiner Arbeitskraft.“
    „Unglaublich!“
    „Der Vorarbeiter hat mir eine Genesungskarte geschickt. Die Kollegen haben gesammelt und mir einen riesigen Blumenstrauß zukommen lassen. Man mag mich.“
    „Ich sag ja: Unglaublich!“
    Die Zeit des Lachens nutzten die beiden Freunde, um sich eine Zigarette anzustecken. In der Leitung hörte man jemanden einen Korken ziehen.
    „Es ist 16 Uhr. Da darf man schon mal ein Glas trinken“, erklärte sich Manfred.
    „Seit wann muss so etwas thematisiert werden...“ Sofort wechselte der Professor das Thema. „Dein Anwalt hat mir zu verstehen gegeben, dass es letztendlich nur um die Frage geht, ob du in den Knast musst oder auf Bewährung kriegst. Vorbestraft wirst du sowieso.“
    „Ach was.“
    „Manfred, ich mache mir Sorgen. Klug war das nicht mit dem Zaun...“
    „Geht es immer um Klugheit?“, unterbrach Manfred.
    „Die Sache war ein Katalysator für dich. Das war alles ein bisschen viel seit 79. Die Polizei im Nationalsozialismus, die deinen Vater umgebracht hat, diese Frau Irene... “
    „Ilona .“
    „Ja... die Frau Ilona mit ihrem Mann Werner, all die Geschichten mit deiner Diplomarbeit... Ich glaube, du nimmst den Faschismus zu persönlich, du...“
    „Was für eine absolut Scheiß-Äußerung!“, unterbrach Manfred lautstark.
    Der Professor musste nicht lange nachdenken, um zu sagen: „Stimmt... Wir sind ja beide...“
    „Seit wann muss das thematisiert werden, wie wir sind?“ Nun war es Manfred, der sofort das Thema wechseln wollte. „Du hast keine Ahnung, wie ich wegen Ilona leide.“
    „Frauen und so waren nie ein erschöpfendes Thema unserer Gespräche... Aber vielleicht ändert sich das ja gerade“, wollte der Professor Manfred die Möglichkeit geben sich auszusprechen.
    „Ilona holt mich ein. Und mit ihr Werner.“
    „Ganz offensichtlich. Du dachtest, dass du mit deinem stolzen Abschied alle Ampeln auf Vergessen gestellt hast.“
    „Zuerst hat mich die harte Arbeit im Straßenbau abgelenkt. Seit ich im Krankenhaus und dann auf dem Sofa liege, kam dass Grübeln. Letzte Woche habe ich gefühlt kein Auge zugemacht.“
    „Hui... Es ist wirklich ein Konglomerat von Gefühlen, mit denen du derzeit zu tun hast...  Manfred! Du kannst mit mir über alles reden. Aber bei meiner akademisch versauten Empathie musst du die Initiative ergreifen.“
    Die Leitung schien unterbrochen zu sein, so lange dauerte die Gesprächspause. Irgendwann hörte man den Professor seufzen. „Manfred, es gibt Menschen, die erhalten nur ihre Freiheit zurück, wenn sie sich ihre eigenen Werte schaffen. Das habe

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