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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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wollte und unterbrach: „Ottokar ist die Abkürzung für deinen Vater Otto Karbert. Dein Vater war Polizeispitzel, und ab Ende 44 auch für die Gestapo aktiv, die sich in den Kellern des Gymnasiums eingenistet hatte. Er war Informant. Und nicht nur das.“
    „Du spinnst.“
    Täuscht er jetzt den Ahnungslosen nur vor, fragte sich Manfred und beschloss sein Gegenüber weiterhin genau zu beobachten. „Obwohl dein Vater vom Kriegsamt als wehrtauglich eingestuft worden ist und obwohl seine Arbeit als Fuhrmann problemlos von einer weiblichen Arbeitskraft hätte übernommen werden können, konnte er sich vor der Wehrmacht drücken. Ganz sicherlich half ihm dabei seine langjährige Mitgliedschaft in der NSDAP. Nach der Ausrufung des totalen Krieges im Februar 1943 nutzte ihm das aber nichts mehr. Niemand in der Partei interessierte sich noch für die Belange eines Mannes, dem die Parteileitung in Neuenkirchburg nicht mal das Amt des Blockwarts zugetraut hatte. Wenn dein Vater von der Front verschont bleiben wollte, musste er sich etwas einfallen lassen.“
    Manfred wartete umsonst auf eine Reaktion von Werner. „Und da kam ihm die Idee, den Polizeieinheiten Tipps aller Art zu geben, um eine der gerade in Nazi-Kreisen außerordentlich begehrte Bescheinigungen zu ergattern, die einen als unabkömmlich für die Front auswies.“
    Manfred hielt Werner eine Zigarette hin, überlegte es sich dann aber anders – umsonst hatte Werner seine Hand nach vorn gestreckt. „Dein Vater kannte die Stadt wie seine Westentasche. Als Lastkraftwagenfahrer kam er viel rum. Er hatte viel zu erzählen. Er…“
    „Er verriet Verräter. Mit Nazi hat das nichts zu tun“, fiel Werner dazwischen.
    „Wie bitte?“ Einen Moment wollte sich Manfred auf eine Diskussion einlassen, aber dann riss er sich zusammen. „Halt's Maul!“, murmelte er lediglich in sich hinein. Kurz überlegte Manfred, Werners linke Hand wieder in Fesseln zu legen. „Wie gesagt, dein Vater hatte der Keller-Gestapo viel zu erzählen. Wesentlich mehr als die vier Male, bei denen das in den Akten irgendwie vermerkt ist, denn...“
    „Kann man ja behaupten, er kann sich ja nicht mehr wehren.“
    „Dein Vater war kein Mensch, der sich an einer Lüge gestört hätte“, donnerte Manfred laut. „Lüge und Wahrheit war kein Begriffspaar, das ihn irgendwie interessiert hat. Er log selbst wie verrückt. Selbst in seiner Eigenschaft als Spitzel für die Keller-Gestapo.“
    „Klar doch, klar doch. Und wahrscheinlich war er ein Massenmörder“, spottete Werner.
    „Dein Vater hat Leute ans Messer geliefert. Dabei übergab er manchmal auch Leute, die gar nichts gegen die Nazis getan oder gesagt hatten.“
    Werner schüttelte sein linkes Handgelenk und presste die Lippen zusammen. Endlich bekam er eine Zigarette, was ihn sofort entspannte. Nach einigen Zügen hatte er sich wieder gefunden: „Sag mal, was soll das eigentlich? Auch wenn ich früher nicht nett zu dir war, was interessiert dich mein Vater? Und selbst wenn der kein Heiliger war, was kann ich dafür? Und woher willst du wissen, was mein Vater mir erzählt hat. Woher weißt du das überhaupt alles?“
    Dieser Mensch ist letztendlich wohl nicht wirklich zu beeindrucken, glaubte Manfred aus Werners Fragen heraushören zu können. „Woher soll ich wissen, dass du einiges nicht selbst beantworten kannst? Wer weiß, was du weißt, Werner?“ Manfred stand Verachtung in den Augen, als er sagte: „Ob dir bekannt ist, dass dein Vater meinen Vater auf dem Gewissen hat?“
     
    *
     
    einige Monate vorher
     
    „Worum geht es denn?“
    „Ich dich bitten wollen um Entschwärzung.“ Manfred griente.
    „Was ist das denn für ein Deutsch?“, schmunzelte der Professor. „Aber ich will nicht zu streng sein, schließlich bin ich Soziologie- und nicht Germanistik-Professor.“
    „Es ist die Akte, die über die Ermordung meines Vaters Aufschluss gibt. Ganz unten auf der Seite steht etwas, was Klaus Wilkens mit dem Filzstift durchgestrichen hat.“
    Manfred überreichte die Akte dem Professor, der sich den schwarzen Filzstrich genauer ansah. „Ja, da wäre ich als Sohn allerdings auch neugierig“, kommentierte der Professor Manfreds Anliegen. „Lange wird das nicht dauern, wollen wir hoffen, dass das klappt.“
    Es dauerte in der Tat nicht lang und es klappte auch. Die chemische Bearbeitung offenbarte die Wörter „Informant Ottokar“. Nun saß Manfred mit Conny beim Kaffee am Küchentisch und staunte über das

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