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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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spitz zulaufenden schwarzen Schuhe italienischer Bauart glänzten im Licht der schräg einfallenden Sonne. Ungewollt sah man aus der Anzugjacke ein Preisschild hängen, das für die genau hinschauende Beobachterin, wovon es auf der Stelle eine Vielzahl gab, den unmittelbar getätigten Neuerwerb der Kleidung verriet und von ihnen mit einem zwar mitleidigen, nichtsdestotrotz aber ausgesprochen wohlwollenden Blick bedacht wurde.
    Viele Frauen wussten gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollten, denn Manfreds Äußeres beinhaltete eine Menge der Dinge, die man als Leserin der bevorzugten bilderreichen Zeitschriften gewohnt war als Objekte von Bedeutung ausführlich wahrzunehmen und kenntnisreich zu interpretieren. Mit der linken Hand umfasste Manfred einen riesigen Strauß roter Rosen, über deren genaue Anzahl sofort in kleinen Expertenrunden, die sich zum Teil quer zu den etablierten Tischrunden konstituierten, getuschelt wurde. Konnte über diese Frage alsbald Konsens geschaffen werden, so blieb der kleine Gegenstand, der sich in Manfreds rechter Hand andeutete, ein Rätsel.
    Irgendwann, von einem Fenstertisch hatte man gerade die als Aufschrei daherkommenden Wörter „Mein Gott, Manfred!“ gehört, ging Manfred in Richtung Musikkapelle. Zuerst eher unsicheren Schrittes, dann in einer Art, die man als schnurstracks bezeichnen konnte. Am Podest angekommen, gab er dem Sänger, der gerade das letzte Mal „Katja“ gesungen hatte, fest die Hand und zwinkerte ihm zu; ganz offensichtlich sahen sich die beiden nicht zum ersten Mal. Der Schlagzeuger beendete das Lied mit einem kurzen Trommelwirbel. Applaus folgte, die Frage war: Wem galt der Beifall? Der Band oder Manfred?
    Manfred schien auf diese Frage eine Antwort gefunden zu haben, die ihm gut tat, denn als er ins Mikrofon zu sprechen begann, war jedes Lampenfieber, das einem guten Schauspiel immer vorausgeht, dahin.
    „Meine Damen und Herren“, mit Letzterem konnte er nur die Kellner meinen, „Ich möchte Ihre wertvolle Zeit nicht lange in Anspruch nehmen. Ich bitte Sie um ein kleines bisschen Aufmerksamkeit.“
    Manfreds gekonnt scheuer Blick zum Sänger folgte dessen entschiedenes Kopfnicken. Auch ein aus dem Küchengang geeilter Herr, offensichtlich der Chef des Restaurants, überbrachte mit gleicher Schädelbewegung bei zusammengefalteten Händen seine ungeteilte Zustimmung. Erste Frauen behaupteten – eine zeigte dabei auf ihre Zeitschrift – „Den kenne ich!“
    „Ich liebe eine Frau, die in diesem Raum sitzt.“ Sofort war es mucksmäuschenstill im Saal; bis dahin noch aktive Gabeln verschwanden aufrecht im Kuchen.
    „Schon eine kleine Ewigkeit.“ Manfred schaute dem Sänger in die Augen. „Und es geht mir weiß Gott nicht gut damit.“ Jetzt nickte der Sänger sehr eindringlich, dabei presste er fest seine Lippen zusammen.
    „Ich hab geraucht, getrunken, gebetet. Und, ich schäme mich nicht zu sagen“, Manfred machte eine kleine Pause und guckte auf den Boden, so als wenn er es sich gerade anders überlegt, „dass ich durch meinen Liebeskummer arbeitslos wurde. Jawohl.“
    Aufmachung und Rosen passten nicht dazu, fiel Manfred postwendend ein und so legte er nach: „Und auch wenn man als Arzt immer eine Arbeit findet, schön ist eine solche Erfahrung nicht. Gerade als Mann.“
    Kopfnicken und erwartungsvolle Blicke zeigten Manfred ein verständnisvolles Publikum. Manfred wollte mehr. „Meine Schwester, eine herzensgute Frau, konnte meinen Niedergang nicht mehr mitansehen und musste vor lauter Sorgen kurzzeitig in die Psychiatrie.“
    Anmerkungen aller Art durchfluteten im Folgenden den Raum: „Kenn ich“ – „Ich auch“; „Ja, ja, die Seele des Weibes“; „Lustig ist das nicht“ – „Weiß Gott nicht“.
    Unruhe machte sich breit.
    „Warum hat das denn bisher nicht mit euch geklappt?“, wollte eine Frau wissen.
    „Das ist aber nun zu privat“, schallte es aus einer anderen Ecke.
    „Das meine ich aber nun auch“, kam zur Unterstützung.
    „Darüber kann man auch anderer Meinung sein“, kam als Widerspruch, wozu der besonders neugierige Teil der Anwesenden eifrig nickte.
    „Meine sehr verehrten Damen und Herren“, nutzte Manfred die Vorteile der Lautsprecheranlage, „Ich danke Ihnen herzlich. Ich konnte mit meinem Auftritt nur versuchen, gegenüber meiner Angebeteten die Ernsthaftigkeit meines Anliegens zu unterstreichen.“ Nun wandte sich Manfred mit dem Kopf zur Fensterseite, wo er um die Frau seiner Sehnsucht wusste und

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