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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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sagte: „Ilona, ich liebe dich und frage dich: Willst du meine Verlobte sein?“ Manfred stieg vom Podest, eilte den Fenstergang bis zu dem Tisch entlang, an dem Ilona und Elisabeth saßen. Seiner wie versteinert dasitzenden Ilona fiel er um den Hals und flüsterte ihr mit vorgehaltener Hand ins Ohr: „Wenn das mit der Verlobung für dich zu viel ist, streichen wir das wieder. Fürs Erste wirst du dir von mir einfach den Ring überstreifen lassen. Gönn‘ den Leuten das.“
    Gesagt, getan. Jeder im Saal bekam es mit, als Manfred das Geheimnis um den Inhalt seiner rechten Hand lüftete und aus einer kleinen Schachtel zwei Ringe herausholte. Erstmals bekam Ilonas Gesicht einen näher zu definierenden Ausdruck; ihrer Fassungslosigkeit folgte ein breites Grinsen und dem ein neckischer Blick mit einem Kuss mehr in als auf den Mund ihres Verehrers. Manfred strahlte wie seine Schuhe, denn Ilona hatte mitgespielt und sie erkannte auch den Ernst des Spiels an, ab jetzt waren sie ein Paar.
    „Wir erklären den Menschen hier jetzt unseren Respekt, das bin ich ihnen schuldig“, flüsterte Manfred Ilona von Neuem etwas ins Ohr und meinte damit, dass die riesige Kaffeetafel nun die helle Freude erleben soll. Auf ein Zeichen von Manfred eröffnete die Kapelle die Musik, gespielt wurde „Ganz in weiß“ von Roy Black. Das Liebespaar stieg unter dem rhythmischen Klatschen des Publikums aufs Podest und der Leiter des Restaurants musste seinen Kellner nicht lange erklären, was er meinte, als er auf das Regal mit den Spirituosen zeigte: Einen Weinbrand für alle auf Kosten des Hauses.
    Die Szene im Kaufhaus sollte auf Ilona und Manfred eine bleibende Wirkung haben. „Ganz in weiß“, so beschlossen sie es irgendwann, sollte auch ihre Heirat stattfinden.
     
    *
     
    Conny lag in der Badewanne. „Das ist doch albern.“
    Manfred lauerte auf der Matratze. „Das sagst du die letzten Jahre öfter. Selbst wenn, ist das kein Argument. Du magst doch ein bisschen Dada.“
    „Aber damit verarscht ihr jede Tradition.“
    „Sag mal, Conny, seit wann sind dir Traditionen denn wichtig?“
    Eine ganze Zeit viel kein weiteres Wort. Manfred las weiter in seinem Buch, Conny plätscherte in der Wanne.
    „Die Menschen heiraten in weiß, um die Reinheit der Braut darzustellen. Deswegen sollen Paare, die schon Kinder haben, nicht in weiß, sondern in creme heiraten, weil sie ja schon befleckt sind.“
    Manfred klappte sein Buch zu. Was erzählt sie denn nun, fragte er sich.
    „Und das mit der Reinheit der Braut stimmt ja bei Ilona nicht nur wegen der Kinder nicht. Sie hat sich ja schon vor eurer Beziehung in Gorleben mit dir beschmutzt.“
    Das kann ja interessant werden, dachte Manfred. Ist sie vielleicht einfach nur tiefenentspannt aufgrund des langen Badens?
    „Und wer weiß, mit wem sie ihren Mann noch alles betrogen hat. So ein bisschen was von Flittchen hat sie ja.“
    Wenn Conny rumflachst, hört sich ihre Stimme anders an, überlegte Manfred und fragte sich, wann er wohl ernst werden muss.
    „Das kann mit euch schwieriger werden, als du denkst. Unerfüllte Lieben, die dann irgendwann zusammenkommen, gehen oft nach hinten los. Du hast ja auch keinen leichten Charakter.“
    Nun ahnte Manfred was.
    „Auch wenn ihr jetzt schon eine Zeit zusammen seid, heißt das noch gar nichts. Bisher wohnt ihr ja noch nicht zusammen. Wart mal ab, ob die dich im Alltag so nehmen kann wie ich.“
    Ganz ruhig, Conny, wünschte sich Manfred.
    „Alltag ist ja nicht nur Spaß. Und könnt ihr zusammen überhaupt was anderes als Spaß? Manchmal komme ich ja kaum zum Schlafen, wenn sie hier ist.“
    Manfred schloss die Augen. Sogleich drehte er sich wie ein Embryo in seine Decke. Auch er spürte nun, dass demnächst nach bald zwei Jahrzehnten das Zusammenleben mit Conny zu Ende geht. Schon sehnte er sich nach Conny, auch wenn sie nur wenige Meter entfernt in der Badewanne lag.
    „Conny?“
    „Ja“, kam es leise.
    „Du kannst so oft bei uns sein, wie du willst. Wir richten dir ein Zimmer ein.“ Manfred war augenblicklich froh, das gesagt zu haben, und dachte, nun Ruhe für die Zugabe zu haben, aber schon bald überschlug sich seine Stimme. „Du kannst mich immer anrufen... Aber ich werde dich ja sowieso immer anrufen. Urlaub machen wir alle zusammen. Wenn wir alt sind, machen wir eine große WG. Und wenn der Tod kommt, sind wir einfach zusammen nicht mehr da. Ich...“
    „Ich werde dich vermissen, Manfred. Ich werde dich total vermissen“, knallte

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