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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Friedmann
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weiterreichen können, dann muss sich das im Laufe der Evolution als Vorteil für die Entwicklung der Menschheit herausgestellt haben. Es muss sich als sinnvoll erwiesen haben, dass es in den Sippen unserer Vorfahren Ältere gab, die keine Kinder mehr bekamen.
    Auf unserer Forschungsreise im Midlife-Männer-Land besichtigen wir jetzt quasi das »Museum für Ur- und Frühgeschichte«. Und stoßen in den ersten Räumen – mal wieder – zuerst auf Funde zu älteren Frauen. Aber das hat seine Richtigkeit. Denn ohne ältere Frauen gäbe es auch keine älteren Männer – doch der Reihe nach: Dass Menschen ihre reproduktive Phase so lange überleben, ist in der Tat verwunderlich. Alle anderen Säugetiere (außer Kurzflossen-Grindwalen und Afrikanischen Elefanten) sterben nämlich, kurz nachdem ihre Fortpflanzungsfähigkeit geendet hat. Auch bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen, ist das so. Zwar nimmt bei Schimpansendamen mit steigendem Alter ebenfalls die Wahrscheinlichkeit ab, dass sie schwanger werden, aber ein spätes Baby kurz vor dem Lebensende (die Tiere werden etwa vierzig Jahre alt) ist keineswegs ungewöhnlich und schon gar nicht unmöglich.
    Allein beim Menschen quittiert das weibliche Fortpflanzungssystem bereits komplett seinen Dienst, wenn der ganze Rest noch so gut in Schuss ist, dass wir locker zwanzig, dreißig, ja vierzig Jahre lang weitermachen können. Diese Überlegungen führten zur sogenannten »Großmutter-Hypothese«.
    Nun weiß jede Mutter, deren Mutter für ihre Enkelkinder da ist, was sie selbst, ihr Mann und ihre Kinder, davon haben. Und jede Großmutter, die sich um ihre Enkel kümmert, weiß sehr genau, wofür sie gut ist. Eigentlich braucht es also keine wissenschaftliche Theorie, um den »Nutzwert« älterer, bereits unfruchtbarer Frauen zu untermauern. Aber es ist doch immer wieder schön, wenn gefühlte Wahrheiten sich wissenschaftlich bestätigen – und vor allem, wenn sie sich aus der Urzeit des Menschseins herleiten lassen.
    Um Hinweise auf die Frühzeit des Menschen zu erhalten, untersuchten Anthropologen also in noch tradi tionell lebenden Stammeskulturen das Verhalten der älteren Generation. Und konnten nachweisen, dass dort die Mithilfe älterer Frauen beim Aufziehen des Nachwuchses ganz entscheidend zum Überleben der Enkelkinder beiträgt.
    Andere Forscher, wie der Evolutionsbiologe Jan Beise vom Max-Planck-Institut für demographische Forschung und der Soziobiologe und Professor der Biophilosophie an der Universität Gießen, Eckart Voland, durchforsteten Kirchenbücher und Steuerlisten aus dem 18. und 19. Jahrhundert nach Hinweisen auf die Bedeutung von Großmüttern. Ihre Auswertungen zeigten, dass ältere Frauen, die keine eigenen Kinder mehr bekamen und ihre Töchter bei der Pflege und Ernährung der Enkel unterstützten, eindeutig dafür sorgten, dass mehr Enkel überlebten und dass ihre Töchter zudem mehr Kinder in die Welt setzten als andere junge Frauen ohne eine solche Hilfe.
    Eine Win-win-Situation also, ein erfolgreiches Geben und Nehmen, das sich wahrscheinlich schon in der Frühzeit des Menschen durchgesetzt hat: Die Großmutter macht sich durch ihren Einsatz für die Familien ihrer Töchter unentbehrlich. Damit sorgt sie zugleich für sich, sichert und verlängert ihr eigenes Leben und kann ihre Gene, darunter auch jene, die für die Langlebigkeit verantwortlich sind, indirekt über zahlreiche Enkel weiterverbreiten, so dass es nach und nach immer mehr langlebige Menschen gibt.
    Der evolutionäre Vorteil der Menopause ist also evident: Die ältere Frau muss nicht mehr selbst die körperlichen Strapazen von Schwangerschaft und Geburt auf sich nehmen, kann aber durch ihr langes Leben ihre Tochter als Großmutter unterstützen, die deshalb mehr Kinder großzieht, die wiederum besser ernährt und versorgt werden, bessere Überlebenschancen haben und ihrerseits wieder mehr Kinder bekommen können. Unsere Langlebigkeit verdanken wir alle also den prähistorischen Großmüttern.
    In neueren Studien interessierten sich die Evolutionsbiologen und Anthropologen irgendwann auch für die älteren Männer in der Steinzeit. Und zwar nicht mehr nur in der Rolle der ewigen Erzeuger, sondern in der zweiten Reihe, als Großväter, die sich nicht mehr fortpflanzen.
    Anhand von Dokumenten ließ sich zwar kein eindeutig positiver Einfluss der Opas auf das Überleben ihrer Enkelkinder belegen, aber bei Naturvölkern stieß man immer wieder auf Hinweise, dass auch die

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