Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
ohnehin nicht gestatten zu bleiben, während du deine Aussage machst. Du wirst vielleicht stundenlang beschäftigt sein. Welchen Sinn hätte es, wenn ich dort säße und Däumchen drehte, statt meine Arbeit fertig zu stellen, wie es heute von mir erwartet wird?«
»Oh, dann geh doch!«, rief Fifi gereizt. »Und mach auch noch Überstunden! Du würdest mir ohnehin nichts nutzen. Du hast keinen Schimmer, wie ich mich fühle.«
»Ach nein?«, fragte er und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Nur weil ich kein verdammter Psychiater bin, heißt das nicht, dass ich dumm bin. Es geht doch nur um ein paar Stunden, um Himmels willen! Schlaf noch ein Weilchen, dann geh aufs Revier und mach deine Aussage. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
Fifi wandte sich ab. Sie konnte hören, wie er sich anzog und anschließend Tee aufgoss. Als er ihr eine Tasse auf den Nachttisch stellte, ignorierte sie ihn. Dan versuchte, sie zum Abschied zu küssen, doch sie versteifte sich am ganzen Körper.
»Ich liebe dich, Fifi«, sagte er später in der Tür. »Ich gehe nicht zur Arbeit, weil ich es will, sondern weil ich es muss.«
Es waren seine langsamen, schweren Schritte auf der Treppe, die ihr schließlich ein schlechtes Gewissen verursachten. Normalerweise nahm er immer zwei Stufen auf einmal, und es war offenkundig, dass es ihm schwerfiel, sie allein zu lassen. Einer der Gründe, warum sie sich in ihn verliebt hatte, war seine kompromisslose Männlichkeit. Er sah sich in der Rolle des alleinigen Versorgers und Beschützers, und nicht einmal hohes Fieber konnte ihn dazu bringen, sich einen Tag freizunehmen. Aber obwohl sie seine Stärke und sein Pflichtgefühl bewunderte, fand sie dennoch, dass ihre Bedürfnisse ihm in diesem Fall hätten am wichtigsten sein sollen.
Sie musste schon bald darauf wieder eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es nach neun. Es war abermals sehr heiß, und es erschien ihr beinahe obszön, dass die Sonne immer noch schien, obwohl etwas so Schreckliches geschehen war. Aber zumindest war ihre Wut auf Dan verraucht. Es hätte nichts besser gemacht, wenn er bei ihr zu Hause geblieben wäre; ob mit ihm oder ohne ihn – die Bilder in ihrem Kopf würden dieselben sein, und vielleicht war es tatsächlich klug, wenn er seinen Boss nicht verärgerte.
Fifi nahm ein schnelles Bad, zog ein schlichtes blaues Kleid an und frisierte sich das Haar zu einem Pferdeschwanz. Sie war sehr bleich, und ihre Augen sahen schrecklich aus, klein und dunkel umrändert, und sie brannten noch immer vom vielen Weinen. Aber wenn sie auf dem Revier alles noch einmal erzählen musste, würden die Tränen von neuem fließen, daher hatte es keinen Sinn, Mascara aufzulegen.
Der Verhörraum auf dem Polizeirevier war klein, heiß und stickig, gestrichen in einem abscheulichen Senfton, und er stank nach schalem Zigarettenrauch. Detective Inspector Roper hatte eine junge Polizistin bei sich, die Fifis Aussage aufnehmen sollte, und Roper bat Fifi ohne jede Vorrede, ganz am Anfang mit ihrem Bericht zu beginnen, von der Zeit an, als sie am Samstagmorgen aufgestanden war.
Fifi gab einen sorgfältigen Bericht über die Ereignisse des vergangenen Tages. Ab und zu bat Roper sie, eine Einzelheit ein wenig näher zu erklären, wen sie gesehen oder mit wem sie geredet habe und wann genau es geschehen sei, und die Polizistin schrieb es nieder.
Als sie die Stelle erreichte, an der sie im Haus der Muckles die Treppe hinaufgegangen war, war es bereits Mittag und so heiß, dass ihr der Schweiß übers Gesicht lief. Als sie Pause machten, um eine Tasse Tee zu trinken und ihr die Möglichkeit zu geben, die Toilette aufzusuchen, war Fifi bereits dankbar dafür, dass Dan sie nicht begleitet hatte. Es hätte wirklich keinen Sinn gehabt, wenn er die ganze Zeit über draußen vor dem Verhörraum gestanden und auf sie gewartet hätte.
Als sie mit ihrer Aussage fortfuhr und auf den Augenblick zu sprechen kam, in dem sie die Tür zu Angelas Zimmer geöffnet hatte, brach sie zusammen. Es war einfach zu viel, diese schrecklichen Sekunden noch einmal durchleben zu müssen. Roper brachte ihr ein Glas Wasser, und die Polizistin sprach ihr Trost zu. Dann wartete der Polizist mit seinen weiteren Fragen geduldig ab, bis Fifi sich wieder gefasst hatte.
Aber endlich war es vorüber, die Polizistin las ihr ihre Aussage noch einmal vor, und sie musste sie unterschreiben.
»Darf ich jetzt gehen?«, fragte Fifi, ungemein erleichtert
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