Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
sie offenkundig für so dumm, die hinterlistige Absicht ihrer Mutter nicht zu durchschauen, und für so schwach, dass sie sich Claras Druck ohne Widerstand beugen würde, wenn sie allein nach Hause fuhr.
Er hatte schon früher bissige Bemerkungen über ihre Mutter gemacht, die Fifi jedoch immer mit einem Lachen abgetan hatte, denn sie wusste, dass sie einer gewissen Unsicherheit seinerseits entsprangen. »Du bist der einzig wichtige Mensch in meinem Leben«, hatte sie ihm wieder und wieder beteuert.
Aber jetzt war sie wütend, weil er ihre Reaktion nicht verstand: Sie hatte ihn lediglich schonen wollen. Sie war diejenige, die seinetwegen buchstäblich verstoßen worden war. Dan hatte nicht das Geringste verloren. Wie konnte er es also wagen, auf sein hohes Ross zu steigen und über eine Situation zu urteilen, die zu verbessern sie sich so verzweifelt bemüht hatte?
»Vielleicht wäre ich tatsächlich ohne dich besser dran«, fauchte sie ihn in der Hitze des Augenblicks an, ohne wirklich über ihre Worte nachzudenken. »Mit meinem Leben ist es bergab gegangen, seit ich dich geheiratet habe.«
Der selbstgefällige Ausdruck, der noch Sekunden zuvor auf seinem Gesicht gestanden hatte, verschwand. An seine Stelle trat tiefe Verletzung, und Fifi wünschte sich verzweifelt, ihre Worte zurücknehmen zu können.
»So habe ich das nicht gemeint«, sagte sie hastig. »Es tut mir leid.«
Er zog eine Augenbraue in die Höhe und starrte sie nur wortlos an. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging ins Schlafzimmer.
Sie hörte, wie die Kleiderschranktür geöffnet wurde, dachte jedoch, er suche sich lediglich frische Wäsche zusammen. Sie kam zu dem Schluss, dass es besser sei, die Angelegenheit für den Augenblick auf sich beruhen zu lassen, und machte sich daran, den Tisch zu decken.
Als er aus dem Schlafzimmer kam, drehte sie sich um, und zu ihrer Bestürzung stand er mit seiner Reisetasche in der Hand da und schaute sie an.
Er sah genauso aus wie bei ihrer ersten Begegnung. Ein wenig schmuddelig, mit ungewaschenem Haar und Stoppelbart auf dem Kinn, sogar die Reisetasche war dieselbe. Aber an jenem Abend hatte er die ganze Zeit über gelächelt, und jetzt war sein Gesichtsausdruck kalt und undeutbar.
»Ich verschwinde. Ich habe dir Geld auf die Kommode gelegt. Wenn du wieder in Bristol bist, schreib mir ein paar Zeilen an die Baustelle, dann werde ich herkommen und den Rest meiner Sachen holen.«
»Du verlässt mich?«, fragte sie ungläubig.
»Es ist besser, wenn ich jetzt gehe, statt dich noch tiefer hinabzuziehen.«
Der Schmerz in seiner Stimme spiegelte den Kummer in seinen Augen wider.
»Mach dich nicht lächerlich, Dan«, bat sie flehentlich. »Du weißt ganz genau, dass ich es nicht so gemeint habe.«
»Oh doch, das hast du, und ich kann dir im Grunde keinen Vorwurf daraus machen. Es ist wahr, ich habe dich hinabgezogen.« Mit diesen Worten lief er die Treppe hinunter, zu schnell, als dass Fifi auch nur hätte versuchen können, ihn aufzuhalten.
»Komm zurück, Dan«, rief sie, aber die Haustür wurde bereits zugeschlagen, und er war fort.
Der Schock war so groß, dass sie nur reglos im Flur stehen konnte. Fifi konnte es nicht glauben. Gewiss würde er nach wenigen Sekunden zurückkommen und sagen, es sei nur ein Scherz gewesen.
Er konnte sie doch nicht wegen etwas so Törichtem wie einem Brief verlassen. Oder?
Aber er meinte es ernst. Das erkannte sie, als die Minuten verrannen und er nicht zurückkam. Es lag nicht nur an dieser grausamen, gedankenlosen Bemerkung, das wusste sie. Diese Situation hatte sich während der vergangenen Wochen langsam aufgebaut. Der Besuch ihrer Mutter, der Brief, ihr Verhalten am vergangenen Abend, all diese Mosaikteilchen hatten sich in seinem Kopf zusammengefügt, und ihre zornigen Worte hatten das Fass zum Überlaufen gebracht.
Weinend warf sie sich auf das Bett. Sie konnte stark sein, solange sie Dan an ihrer Seite hatte und sich seiner Liebe gewiss sein konnte, doch ohne ihn würde sie zerbrechen.
Kapitel 14
A m Montagmorgen mühte Fifi sich widerstrebend aus dem Bett. Sie hatte das ganze Wochenende abwechselnd geweint oder aus dem Fenster geschaut – in der Hoffnung, Dan plötzlich die Straße hinunterkommen zu sehen. Sie hatte sich so sehr gewünscht, dass alles wieder gut werden würde.
Aber am Sonntagabend war ihr klar geworden, dass er nicht zurückkommen würde, und alles, was übrig blieb, war die Analyse der Ereignisse, die zu seinem Fortgang geführt
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