Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
Regel, beim Nachhausekommen ihre Schuhe in den Schrank im Flur zu stellen, hatte sie verstoßen. Was für ein Durcheinander hätte es gegeben, wenn sie alle sechs ihre Schuhe im Flur hätten stehen lassen? Wenn ihre Mutter Hühnchen kochte, wollte Fifi Schwein oder Lamm; sie erschien zu spät zu den Mahlzeiten, säuberte nach dem Baden nie die Wanne, und wenn sie gebeten wurde, sorgfältig gebügelte Kleider wegzuräumen, warf sie sie einfach nur auf den Stuhl im Schlafzimmer.
Einige dieser Dinge hatte sie begriffen, nachdem sie mit Dan zusammengezogen war, aber erst jetzt wurde ihr klar, dass sie ihre Mutter wie eine Haushälterin behandelt hatte. Sie hatte sich nie danach erkundigt, wie es ihr ging oder was sie tagsüber erlebt hatte. Sie bedankte sich nicht einmal dafür, dass sie ihre Kleider bügelte und flickte. Sie bot ihr nie ihre Hilfe im Haushalt an.
Ja, sie musste die Geduld ihrer Mutter auf eine harte Probe gestellt haben, das wurde Fifi rückblickend bewusst. Als Mädchen war sie nie zur vereinbarten Zeit nach Hause gekommen. Sie hatte sich ihrer Mutter niemals anvertraut, hatte nie vorgeschlagen, zusammen mit ihr ins Kino oder ins Theater zu gehen. Und Fifi war diejenige, die die meisten Streitigkeiten begann, weil sie in einem bloßen Vorschlag gleich einen Befehl oder eine Kritik sah.
Es war ihr nicht möglich, Clara ihr Verhalten Dan gegenüber ganz und gar zu verzeihen, aber Fifi verstand jetzt, dass sie ihrer Mutter all diese üblen Fantasien in den Kopf gesetzt hatte, indem sie anfangs ein solches Geheimnis aus ihrer Beziehung gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte Clara Angst gehabt, Fifi könnte schwanger werden, und es wäre ihr ein Leichtes gewesen, ihrer Mutter diese Angst zu nehmen und ihr zu versichern, bis zur Hochzeit warten zu wollen. Aber sie hatte niemals wirklich versucht, mit ihrer Mutter zu reden; eine einzige scharfe Bemerkung, und sie war explodiert. Wenn sie sich nur der Unterstützung ihres Vaters versichert hätte, hätte er die Wogen vielleicht ein wenig glätten können.
Am Vortag hatte Fifi all diese Gedanken in das Notizbuch geschrieben, das sie in ihrer Handtasche aufbewahrte. Sie hatte auch dargelegt, wann und wie sie hierhergekommen war, und eine Beschreibung von Martin und Del hinzugefügt. Wenn sie hier sterben sollte, würde irgendjemand vielleicht eines Tages das Notizbuch finden, und sie hoffte, dass ihre Eintragungen zumindest zeigen würden, wie teuer ihre Familie und Dan ihr gewesen waren.
Aber sie war nicht bereit, so einfach zu sterben, ebenso wenig wie sie zulassen würde, dass Yvette aufgab.
»Es ist eine Sünde, sich das Leben zu nehmen«, sagte sie energisch. »Und es ist feige. Wenn du all diese schrecklichen Dinge während des Krieges überleben konntest, kannst du auch dies hier überleben.«
»Du verstehst nicht«, jammerte Yvette. »Ich ’abe nichts, wofür es sich zu leben lohnte. In meinem Leben gibt es nichts als Kummer und Schmerz.«
»Aber so muss es nicht sein«, beharrte Fifi. »Du könntest dir wieder eine Stellung in einem Modehaus suchen, jedes dieser Häuser würde eine so talentierte Schneiderin mit offenen Armen willkommen heißen. Du wärst glücklicher, wenn du wieder Menschen um dich herum hättest, und du könntest dir eine hübschere Wohnung suchen. Du bist noch jung.«
»Nein!« Yvette unterbrach sie. »Wag es nicht zu sagen, ich könnte einen Mann kennen lernen und mich verlieben. Das könnte niemals gesche’en.«
Fifi hatte überhaupt nicht die Absicht gehabt, dies vorzuschlagen. Eigentlich hatte sie Yvette raten wollen, sich eine andere Frisur zuzulegen, sich einige modische Kleider zu nähen und mehr auszugehen.
»Das Leben ist kostbar«, erklärte sie stattdessen. »Wenn wir hier herauskommen, wirst du es begreifen.«
Yvette seufzte tief, und Fifi dachte, sie versuche, wieder einzuschlafen. Aber plötzlich richtete die Französin sich auf, und die Decke rutschte von der Matratze.
»Was ist los?«, fragte Fifi in der Annahme, Yvette habe vielleicht ein Geräusch von draußen gehört.
»Es hat keinen Sinn, ich denke, ich muss es dir sagen«, erwiderte Yvette.
»Was?« Fifi zog die Decke wieder hoch.
»Dass ich Angela getötet habe.«
Kapitel 18
A m späten Sonntagabend begleitete Dan seine Schwiegereltern zu ihrem Hotel in Paddington.
»Wollen Sie noch auf einen Schlummertrunk mit hereinkommen?«, schlug Harry vor.
Dan wollte eigentlich gleich wieder nach Hause. Seine Nerven lagen blank, und die Hotelbar war
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