Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
hörte durchaus, wie Molly nach Alfie brüllte, und ein oder zwei Sekunden später erschien er neben ihr in der Tür. Er trug seine Hosenträger über einer schmuddelig aussehenden Weste, und er schien offensichtlich überrascht zu sein, Dan auf seiner Türschwelle zu sehen.
Jetzt konnte Fifi auch Dans Stimme hören, obwohl sie noch immer nicht verstand, was er sagte. Alfie zog sich rückwärts in seinen Flur zurück, als hätte er Angst, geschlagen zu werden. Er schien zu protestieren; vielleicht bestritt er, Angela verprügelt zu haben. Molly hatte hinter ihrem Mann Zuflucht gesucht.
Ob Alfies Furcht erregender Ruf auf Tatsachen fußte oder nicht – neben Dan wirkte er schlicht und einfach jämmerlich. Dan war gute zwanzig Zentimeter größer, gesund, von kräftigem Körperbau und über zwanzig Jahre jünger. Er machte durchaus den Eindruck, als wäre er im Stande, Alfie in Stücke zu reißen, doch er hatte oft darüber gesprochen, wie sehr er Männer verachte, die ihren Standpunkt nur mit Brutalität vertreten konnten. Andererseits wusste Fifi, dass er Grausamkeit gegenüber Kindern verabscheute, gerade weil er selbst dergleichen Dingen ausgesetzt gewesen war. Als sie nun sah, wie er sich auf Alfie stürzte und den Mann an den Schultern packte, hob sie unwillkürlich die Hände vors Gesicht.
Da sie jedoch keine Schreie oder Kampfgeräusche hören konnte, spähte sie zwischen den Fingern hindurch und beobachtete zu ihrem Erstaunen, dass Dan Alfie lediglich schüttelte. Dann ließ er ihn los und drehte sich auf dem Absatz um, um nach Hause zurückzukehren.
Die Tür der Muckles wurde sofort zugeschlagen, und Fifi flog förmlich durch den Raum und die Treppe hinunter, um Dan im Flur abzufangen.
»Scht!«, flüsterte er und legte einen Finger auf die Lippen. »Wir wollen Angela nicht erschrecken.«
»Was hast du zu ihm gesagt?«
Dan zuckte die Schultern. »Nur dass ich ihm den Hals brechen würde, falls ich jemals wieder eine Verletzung bei diesem Kind sehen sollte.«
»Aber er wird es an ihr auslassen, wenn sie nach Hause kommt!«, rief Fifi aus. »Du hast ihre Situation nur noch schlimmer gemacht.«
»Nein, habe ich nicht. Ich kenne diesen Typ Mann; ich begegne solchen Leuten jeden Tag auf der Baustelle, widerwärtigen Tyrannen, die sich an Menschen vergreifen, die sich nicht wehren können. Aber wenn sie es mit jemandem zu tun bekommen, der womöglich stärker ist als sie selbst, machen sie sich vor Angst in die Hose. Er weiß, dass ich ihn mir schnappen werde, wenn er Angela auch nur ein Haar krümmt. Dieses Risiko wird er nicht eingehen.«
Fifi wollte ihm gern glauben, doch wenn es so einfach gewesen wäre, Alfie Muckle in seine Schranken zu weisen, warum hatte das dann noch nie zuvor jemand getan?
Dan musste ihre Ungläubigkeit gespürt haben. Er legte die Arme um sie und küsste sie auf die Nasenspitze. »Hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich habe ihm erklärt, dass Angela für den Rest des Tages bei uns bleibt, also sollten wir ihr jetzt etwas zu essen geben, mit ihr spielen und es ihr ein wenig schön machen. Ich werde sie später nach Hause bringen, und ich verspreche dir, dass er ihr nichts antun wird.«
Dan begleitete Angela kurz nach sechs zu ihren Eltern hinüber. Sie hatten sich das Picknick, das Fifi geplant hatte, auf dem Fußboden in der Wohnung einverleibt, weil Angela nicht in der Verfassung gewesen war auszugehen. Später wusch Fifi ihr das Haar und flocht es ihr mit blauen Bändern zu Zöpfen.
Aber Angela schien einfach glücklich zu sein, dass sie bei ihnen war. Sie sprach nicht viel, sondern kuschelte sich an Fifi und lächelte Dan schüchtern an.
Mit sauberem, gut gebürstetem Haar sah sie erheblich besser aus, doch ihre Tischmanieren entsetzten Fifi. Sie war wie ein Tier, riss sich mit den Fingern Brocken von dem Essen ab und stopfte es sich in den Mund, den sie beim Kauen offen ließ. Fifi wünschte, sie hätte sie baden und ihre schmutzigen Kleider waschen können, denn die Kleine verströmte einen säuerlichen Geruch, der es Fifi schwer machte, sie in den Arm zu nehmen.
Dan schien von all dem nichts zu bemerken. Aber nachdem er sie nach Hause gebracht hatte, sagte er: »Sie ist nicht viel anders, als ich in ihrem Alter war.« Außerdem erzählte er, dass Molly recht freundlich gewesen sei. Sie hatte Angelas neue Haarbänder bewundert und sie gefragt, ob sie ihren Spaß gehabt habe.
»Alfie hat Angela nicht mit Absicht verletzt«, hatte sie an Dan gewandt hinzugefügt. »Er
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