Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
naserümpfend die abscheulichen orangefarbenen Gardinen. »Sie dürfen sich diese Dinger nicht allzu lange ansehen, sie sind so ’ässlich.«
Fifi schüttelte beschämt den Kopf. »Ich fürchte, ich kann Ihr großzügiges Angebot nicht annehmen.« Doch Yvette lachte nur.
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, erwiderte sie, und sie zog unverzüglich ein Maßband aus der Tasche und nahm die Maße des Fensters.
Fifi bot ihr eine Tasse Kaffee an, und sie plauderten ein paar Minuten, dann erkundigte Yvette sich nach Angela.
Fifi erzählte ihr in groben Zügen, was vorgefallen war. »Dan glaubt, dass Alfie die Kleine nun nicht mehr schlagen wird.«
»Ich denke, es ist Dan, der auf der ’ut sein muss«, sagte Yvette warnend. »Alfie ist ein schlechter Mensch, und Molly ist noch schlimmer. Es gefällt ihnen, Menschen wehzutun. Sie beide müssen gut auf sich aufpassen.«
Fifi war bester Laune gewesen, als Dan sie mit liebevollen Zärtlichkeiten geweckt hatte, daher zog sie Yvette ein wenig auf und fragte, ob sie da nicht überreagiere.
»Ich wohne neben ihnen«, tadelte Yvette sie mit einem strengen Blick. »Ich ’öre die ganze Zeit über Dinge, die ich nicht ’ören will. Sie sind jung und ’übsch, Ihr Dan ist stark und gut aussehend, und diese Leute würden Ihr Glück mit Freuden zerstören. Ziehen Sie fort von ’ier, die Dale Street ist nicht das Richtige für Sie.«
Fifi konnte diese Bemerkung nicht ernst nehmen, dafür klang sie viel zu melodramatisch. Aber sie freute sich über Yvettes Besuch und wollte gern mehr über sie erfahren, daher versprach sie ihr, mit Dan zu reden, wenn er nach Hause kam.
»Ihre Sorge ist sehr rührend«, sagte Fifi aufrichtig. »Aber erzählen Sie mir doch etwas von Ihren Kunden. Ich sehe Sie abends immer am Fenster sitzen und nähen, und ich bin wirklich neugierig, wer die Kleider trägt, die Sie schneidern.«
»Es sind vornehme Damen«, erwiderte Yvette mit einem gewissen Stolz. »Früher ’abe ich in einem Mode’aus in Mayfair gearbeitet, und dort ’abe ich einige von ihnen kennen gelernt. Ich erledige nebenbei kleine Näharbeiten und Änderungen, aber schon bald fragen mich viele Damen, ob ich Kleider für sie machen will. Also verlasse ich das Mode’aus, und jetzt arbeite ich nur noch für diese Damen.«
»Haben Sie das ganze Erdgeschoss gemietet?«, erkundigte sich Fifi. Sie wusste genau, dass es sich so verhielt, da es ihr Spaß machte, solche Dinge in Erfahrung zu bringen, doch sie hoffte, Yvette mit ihrer Frage dazu zu bringen, sie ebenfalls einzuladen.
»Ja, die Wohnung ist ganz ähnlich wie die von Frank. Da wäre einmal der vordere Raum, in dem ich arbeite, dann kommt man durch eine Doppeltür in das Schlafzimmer im ’interen Teil des ’auses. ’inter dem Flur liegt die Küche. Ich ’abe auch einen Garten. Aber ich kann ihn nicht benutzen, nicht mit diesen Leuten gleich nebenan.« Sie hielt inne und verzog das Gesicht. »Ich sollte in eine bessere Gegend ziehen, doch es ist schwer, so etwas allein zu bewerkstelligen.«
»Wie lange wohnen Sie schon hier?«, fragte Fifi, während sie an ihrem Kaffee nippten.
»Ich bin kurz vor Weihnachten 1946 ’ier’er gezogen«, antwortete Yvette. »1947 war ein sehr langer, kalter Winter, und manchmal denke ich, ich sterbe vor Kälte, und ich bin so einsam, weil ich kein Englisch spreche. Aber die Ubleys, die Jarvis’ und andere Leute, die jetzt nicht mehr ’ier wohnen, waren sehr nett zu mir. Damals denke ich sogar, dass Molly Muckle meine Freundin ist.«
»Was hat sie Ihnen angetan?«, fragte Fifi weiter.
Yvette zuckte die Schultern. »Sie benutzt mich und bestiehlt mich. Wenn ich sie nicht mehr in meine Wohnung lasse, sie beleidigt mich. Aber ich ’abe genug gesagt, ich muss jetzt gehen. Passen Sie nur auf. Selbst die kleine Angela wird Sie bestehlen, wenn Sie sie wieder in Ihre Wohnung lassen. Molly wird sie dazu zwingen.«
Fifi erzählte Dan später nur, dass Yvette die Kissen für sie als Begrüßungsgeschenk genäht habe. Sie wusste, dass er ihre Warnung nicht ernst nehmen würde. Außerdem konnte auch Fifi Yvette nicht so recht glauben; die Französin meinte es gut, aber sie verbrachte zu viel Zeit allein, daher grübelte sie vielleicht über Dinge nach, die andere Leute kaum zur Kenntnis nahmen.
Während der folgenden Woche sah Fifi Angela abends recht häufig draußen auf der Straße. Die Schwellung an ihrem Auge war zurückgegangen, obwohl sie noch immer stark verfärbt war. Die Kleine wirkte
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