Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
brach Fifi in Tränen aus.
Noch nie hatte sie sich so verzweifelt einsam gefühlt. Sie war nicht nur wütend auf ihre Mutter, sondern kam sich auch verraten und im Stich gelassen vor. Obwohl sie nicht erwartet hatte, alle Differenzen mit einem einzigen Besuch beilegen zu können, hatte sie geglaubt, ihre Schwangerschaft würde ihre Mutter erweichen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie hatte ihre Familie endgültig verloren.
Sie mochte sich ungezählte Male gesagt haben, außer Dan niemanden zu brauchen – nun, da er alles war, was sie hatte, schien es nicht annähernd genug zu sein.
Wegen der Hitze konnte sie nicht schlafen, und ihre Gedanken kehrten immer wieder zu den abscheulichen Dingen zurück, die ihre Mutter ihr an den Kopf geworfen hatte.
Es war eine Erleichterung, als endlich die Sonne aufging, doch die Aussicht auf ein Wochenende ganz allein löste einen weiteren Weinkrampf aus. Sie wollte Dan nicht erzählen müssen, was in Bristol geschehen war, aber wenn sie einfach behauptete, sie sei am Ende doch nicht nach Hause gefahren, würde er Verdacht schöpfen und keine Ruhe geben, bis sie ihm die Wahrheit sagte. Ebenso wenig konnte sie auf den Besuch bei ihm verzichten und so tun, als wäre sie in Bristol. Bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus würde er schließlich sehr bald erfahren, dass sie die ganze Zeit über hier gewesen war.
Ihr wurde übel vor lauter Unglück. Sie musste ins Bad hinunterlaufen und blieb über eine halbe Stunde dort, bis Miss Diamond an die Tür hämmerte und sie daran erinnerte, dass das Badezimmer nicht ihr allein gehörte.
Als Fifi sich um elf Uhr ein wenig besser fühlte, beschloss sie, hinauszugehen und eine Zeitung zu kaufen. Bei Mollys Anblick wünschte sie, sie wäre zu Hause geblieben oder hätte sich zumindest auf ihrer Seite der Straße gehalten. Wenn sie jetzt wieder auf die andere Seite wechselte, um der Frau auszuweichen, wäre das allzu durchschaubar.
»Wie geht es Ihrem Mann?«, fragte Molly schon, als sie noch immer gut drei Meter von Fifi entfernt war. »Ich habe gehört, er hatte ein bisschen Ärger.«
»Es geht ihm schon deutlich besser, vielen Dank«, antwortete Fifi höflich und hoffte, dass das Gespräch damit ein Ende fände.
»Dann liegt er also noch im Krankenhaus?«
Fifi unterdrückte ein Stöhnen. »Ja, aber er wird bald entlassen.« In den Augen der Frau blitzte etwas auf, das allzu sehr nach Bosheit aussah, und Fifi hatte nur den einen Wunsch, so schnell wie möglich wegzukommen. Molly trug ein ärmelloses, rosafarbenes Baumwollkleid voller Flecken auf der Brust. Wie gewöhnlich hatte sie Lockenwickler im Haar, und die Mascara vom vergangenen Abend hatte sich in dunklen Ringen unter ihren Augen gesammelt.
»Ich hab gehört, dass Sie ein Kind erwarten«, sagte Molly. »Wann soll es denn kommen?«
Fifi konnte sich nicht vorstellen, wie Molly von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Sie hatte nur Frank und Yvette davon erzählt, und keiner der beiden würde darüber tratschen.
»Wie haben Sie davon erfahren?«
»Ich erfahre alles.« Molly grinste und entblößte dabei ihre gelben Zähne. »Mein Alter nennt mich ›die Ohren der Welt‹. Aber man sieht noch gar nichts bei Ihnen. Geht es Ihnen gut?«
»Ja, vielen Dank«, erklärte Fifi steif. Die Art, wie die Frau sie von Kopf bis Fuß musterte, war ihr zutiefst zuwider. »Das Baby soll im März kommen. Aber ich muss jetzt weitergehen, ich bin mit jemandem verabredet.«
»Geben Sie gut Acht auf sich«, meinte Molly. »Ich hoffe, Ihr Mann bleibt nicht mehr lange im Krankenhaus. Sie brauchen ihn zu Hause, damit er auf Sie aufpasst.«
Erst nachdem sie die Zeitung gekauft und im Lebensmittelladen ein wenig Obst erstanden hatte, fiel Fifi plötzlich auf, dass sie gar keine blauen Flecken bei Molly bemerkt hatte. Jemand, der derartig verprügelt worden war wie Molly am vergangenen Abend, musste doch gewiss sichtbare Verletzungen aufweisen, oder?
Je länger sie darüber nachdachte, desto eigenartiger fand sie es, und Mollys letzten Worte »Sie brauchen ihn zu Hause, damit er auf Sie aufpasst« schienen ebenfalls eine Warnung zu enthalten.
Bei ihrer Heimkehr sah sie, dass die Gartentür zu Franks Küche offen stand, und sie rief nach ihm.
»Dann waren Sie es also doch, die ich vorhin gehört habe!«, bemerkte er, als er sie entdeckte. Er trug seine Gartenkleider, alte Khakishorts, eine Weste und einen zerbeulten Panamahut. »Ich dachte, Sie wären für das ganze Wochenende nach Hause
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