Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
über irgendetwas. Sie blickte immer wieder zurück in den Flur, aber ihre Stimme war zu undeutlich, um zu verstehen, was sie sagte.
»Geschieht ihr verdammt recht«, brüllte Alfie. »Und jetzt komm, oder ich überleg es mir wieder anders.«
Mollys Aufmachung war dieselbe, in der sie abends allein ausging: Sie trug ein rosafarbenes Kleid mit weit ausgestelltem Rock und keine Lockenwickler. Kurz darauf erschienen auch Dora und Mike. Nur Angela fehlte.
Die Haustür wurde hinter ihnen zugeschlagen, und Fifi beobachtete voller Faszination, wie die Familie die Straße hinauftrottete.
In geballter Form boten sie einen zum Schreien komischen Anblick. Alfie versuchte sich an dem breitbeinigen Gang eines Kraftprotzes, aber das Ergebnis sah eher aus wie ein Watscheln; Molly taumelte unsicher auf ihren hohen Absätzen, und die Kinder schlichen mit gesenkten Köpfen am Rinnstein entlang. Dora trug ein grellgelbes Kleid mit ausgestelltem Rock, dazu eine Art Seemannsbluse mit rotem Besatz. Fifi fragte sich, wo um alles in der Welt sie ein derart grässliches Kleid erstanden haben mochte, und hatte gleichzeitig ein wenig Mitgefühl mit Mike, der ebenso sehr versuchte, sich von ihr zu distanzieren, wie sie sich bemühte, Besitz ergreifend seinen Arm festzuhalten.
Sie waren gerade um die Ecke gebogen, als Fifi sich an das Kind erinnerte, das kurz zuvor geweint hatte. Ob es Angela gewesen war? Hatten sie sie zur Strafe allein im Haus zurückgelassen, während sie einen Tagesausflug unternahmen?
Beim Frühstück behielt Fifi das Haus der Muckles weiter im Auge. Angela verbrachte normalerweise viel Zeit damit, aus dem Schlafzimmerfenster im oberen Stockwerk zu schauen, aber heute war sie nicht zu sehen. Wie üblich hing vor dem Fenster eine Decke, und Fifi konnte kein Weinen mehr hören. Es war natürlich möglich, dass man sie für den Tag zu einer Freundin oder zu einer Verwandten geschickt hatte, doch Fifi traute Alfie und Molly so viel Organisationstalent nicht zu.
Es war wunderbar draußen in Franks Garten, einer winzigen Oase von Schönheit und Frieden. Obwohl Fifi in der Ferne Verkehrsgeräusche und Kinder hören konnte, die in den Straßen spielten, war es durchaus möglich zu vergessen, dass sie sich in einer großen Stadt befand.
Als sie sich auf dem bequemen Stuhl zurücklehnte, erinnerte sie die Sonne, die auf sie niederbrannte, an Tage wie diesen daheim in Bristol. Und selbstverständlich wanderten ihre Gedanken zu ihren Eltern. Ihre Mutter hatte ihr einige Tage nach Fifis Entlassung aus dem Krankenhaus einen sehr kalten, reservierten Brief geschrieben. An dem gestelzten Tonfall ließ sich deutlich ablesen, dass Clara ihre Meinung über Fifis Lebensumstände nicht wirklich geändert hatte. Obwohl sie schrieb, eine Fehlgeburt sei ein schreckliches Erlebnis, betonte sie, dass solche Dinge ihrer Meinung nach immer »zum Besten« geschähen, und fügte hinzu: Außerdem ist es sehr undankbar von Dir, das Angebot abzulehnen, während der Zeit Deiner Genesung nach Hause zu kommen. Ich weiß wirklich nicht, was ich noch mehr tun könnte.
Der Brief hätte zu keinem schlimmeren Zeitpunkt kommen können. Fifi fühlte sich bereits so weinerlich und elend, und der Brief hatte sie noch tiefer in Mutlosigkeit und Verzweiflung gestürzt. Zur gleichen Zeit kamen auch andere Briefe, ein sehr lieber, absolut mitfühlender Brief von Patty, ein gemeinschaftlicher Brief von ihren Brüdern und ein ausgesprochen warmherziger von ihrem Vater, aber der Brief ihrer Mutter machte all das Gute, das die anderen hätten bewirken können, zunichte.
Dan hatte um Fifis willen nach Bristol geschrieben und erklärt, dass sie derzeit nicht selbst schreiben könne und dass ihre Entscheidung, in London zu bleiben, keinem Gefühl des Grolls entsprungen sei, sondern rein praktische Gründe gehabt habe. Wir haben uns beide der langen Zugfahrt und der Anstrengung, von anderen Menschen umgeben zu sein, nicht gewachsen gefühlt. Doch eines möchte ich betonen: Weder Fifi noch ich halten den Verlust eines Kindes für etwas, das in irgendeiner Weise »zum Besten« sein könnte – im Gegenteil. Uns macht es vielmehr zu schaffen, dass jemand das Unglück, das uns widerfahren ist, so betrachten kann.
Sobald Fifi sich daran gewöhnt hatte, mit der linken Hand zu schreiben, hatte sie ihren Eltern einen Brief geschickt, aus dem kaum mehr hervorging, als dass sie ihre Stellung behalten habe und Dan wieder arbeite. Aber ihre Mutter hatte nicht geantwortet. Fifi
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