Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
eine unheimliche Stille, einzig das Summen von Fliegen war zu hören. Fifi drückte die Wohnzimmertür auf und sah einen rechteckigen Tisch, auf dem Bierflaschen, benutzte Gläser, eine halb volle Flasche Scotch und mehrere überquellende Aschenbecher standen. Acht Stühle waren um den Tisch herum verteilt. Offensichtlich wurden hier die Kartenpartien abgehalten.
Den vorderen Raum kannte sie recht gut, weil sie so häufig von ihrer eigenen Wohnung aus hier hineingeschaut hatte, doch aus der Nähe betrachtet wirkte er noch weit abstoßender. Wie im Rest des Hauses herrschten auch hier Schmutz und Chaos. Widerwillig ging sie ins oberste Stockwerk hinauf. Da das Wohnzimmer im Erdgeschoss der einzige Raum war, in dem Teppich lag, klangen ihre Schritte auf den nackten Treppenstufen seltsam hohl. Überall lagen Staubflusen, Abfall und sogar Brotkrusten.
»Angela!«, rief sie. »Ich bin es, Fifi!« Ihre Stimme hallte auf erschreckende Weise durchs Treppenhaus, und ihr Herz hämmerte vor Angst, dass sich unten die Tür öffnen und Alfie sie in seinem Haus erwischen würde.
Jetzt konnte sie neben anderen widerwärtigen Gerüchen auch den Gestank von schalem Urin riechen, und das Summen der Fliegen klang viel lauter. Sie ging zuerst in den vorderen Raum, da sie Angela so oft aus diesem Fenster hatte blicken sehen, aber hier fanden sich lediglich zwei dicht nebeneinander aufgestellte Betten mit schmutziger Wäsche. Eine nackte Gummipuppe, der ein Arm fehlte, lag auf dem Boden, das einzige Spielzeug, das sie in dem ganzen Haus gesehen hatte.
Jetzt blieb nur noch ein Zimmer übrig, und der Gedanke, diese letzte Tür zu öffnen, erfüllte Fifi einmal mehr mit bösen Ahnungen.
Sie hatte sich innerlich auf einiges gefasst gemacht, als sie in den Raum trat, aber das hektische Summen der Fliegen, die sie mit einem Mal umschwirrten, ließ sie dennoch zurückprallen. Ihr Blick fiel auf das Fußende eines altmodischen schwarzen Eisenbettes mit verschnörkelten Messingknäufen, und durch dessen Gitter konnte sie eine Gestalt unter einem überraschend sauberen Laken ausmachen.
»Angela!«, rief Fifi, während sie zögernd näher trat.
Es musste Angela sein, die unter dem Laken lag, denn die Umrisse des Körpers entsprachen genau ihrer Größe, und es lugten sogar einige Strähnen schlammfarbenen Haares darunter hervor. Trotzdem wagte Fifi es kaum, das Laken zurückzuschlagen. Eine Gänsehaut beschlich sie, und ihr Herzschlag beschleunigte sich vor Angst. Am liebsten wäre sie, ohne hinzusehen, aus dem Raum geflohen, doch sie riss sich zusammen.
Der Gestank, der das ganze Haus durchzog, war hier noch erheblich schlimmer, abgestanden und durchmischt mit Urin, Schweiß und Schimmel. Aber es lag auch ein anderer Geruch in der Luft, den sie nicht benennen konnte und der sie mehr ekelte als alles andere.
Aber sie musste es hinter sich bringen, daher griff sie nach dem Laken und zog es mit einem Ruck zurück.
»Oh, nein!«, rief sie aus und schlug sich entsetzt eine Hand auf den Mund.
Es war Angela, und sie war splitternackt.
Ihre Arme und Beine waren ausgestreckt wie die Glieder eines Seesterns, und ihr Mund stand weit offen. Ihre Schenkel und ihr Bauch waren blutverschmiert, und Fifi wusste, dass sie tot war, auch ohne sie zu berühren.
Eine Sekunde lang konnte Fifi das Kind nur von Grauen erfüllt anstarren. Ihre Augen waren geschlossen, aber auf ihren Zügen stand ein starrer Ausdruck der Qual. Es war ein so magerer kleiner Körper, man konnte jeden einzelnen Knochen durch ihre bleiche Haut schimmern sehen, und ihre kleine Scheide war geschwollen und rot.
Würgend wandte Fifi sich ab, rannte die Treppe hinunter und riss die Haustür auf.
Die Hitze der Sonne schlug ihr entgegen wie aus einem geöffneten Ofen. »Haben Sie sie gefunden, Mrs. Reynolds?«, hörte sie Matthew rufen. Sie wusste, dass sie sich übergeben würde, aber irgendein Instinkt trieb sie dazu, ihre Gefühle vor dem Jungen zu verbergen.
»Ja, ich werde nur schnell zum Laden gehen, um etwas für sie zu besorgen«, stieß sie rau hervor. Dann holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen und den Jungen zumindest vorübergehend zu täuschen, und eilte mit schnellen Schritten zum Ende der Straße und zum Telefon hinunter.
Es kam ihr so vor, als wäre eine ganze Stunde vergangen, bis die Polizei endlich kam, doch in Wirklichkeit waren es höchstens zehn Minuten. Es gelang ihr, das Verbrechen zu melden, ihren Namen und ihre Adresse anzugeben und in ihre Wohnung
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