Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
geschafft, mit der linken Hand Kartoffeln zu schälen und Briefe zu schreiben, obwohl das Ergebnis aussah, als wäre ein noch sehr unbeholfenes Kind am Werk gewesen. Fifi konnte die Finger ihrer rechten Hand benutzen, um etwas festzuhalten, doch sie waren noch immer steif, und wenn sie sich zu viel zumutete, tat ihr der Arm weh.
Entgegen der düsteren Prophezeiung ihrer Mutter hatte sie ihre Stellung nicht verloren, sondern sogar Blumen und einen sehr mitfühlenden Brief von ihrem Chef bekommen. Sie hoffte, Anfang September, wenn man ihr den Gips abnahm, wieder arbeiten zu können.
Fifi beugte sich ein wenig vor, weil sie irgendwo ein Kind weinen hörte, aber sie konnte es draußen nirgendwo entdecken und auch nicht ausmachen, aus welchem Haus das Weinen kam. Dann kam der Milchwagen die Straße entlanggerattert und übertönte jedes andere Geräusch. Sie sah zu, wie der Milchmann ausstieg, sich ein paar Flaschen griff und damit von Tür zu Tür lief, um sie davor abzustellen und die leeren Flaschen einzusammeln.
Dann klang Franks Stimme zu ihr herauf, der den Milchmann fragte, ob er auch Eier dabeihabe. Sie hörte eine weitere Männerstimme – jemand bat Frank um die Ausgabe des Evening Standards von gestern Abend. Vermutlich war es Mr. Helass, der zwei Häuser weiter wohnte. Aber sie hätte sich aus dem Fenster lehnen und die eigene Straßenseite sehen müssen, um es genau zu wissen.
Ein Gutes hatte es gehabt, dass sie und Dan beide im Krankenhaus gelandet waren: Sie hatten dadurch so viele ihrer Nachbarn weit besser kennen gelernt, und Fifi wusste all die Freundlichkeiten, die ihnen zuteil geworden waren, inzwischen sehr zu schätzen. Aber es war Yvette, der sie den größten Dank schuldete. Die Französin war während der beiden ersten Wochen jeden Tag hergekommen und hatte alle nötigen Arbeiten erledigt. Doch am meisten hatte Fifi in dieser Zeit Yvettes liebevoller Zuspruch geholfen.
Wer hätte gedacht, dass eine eindeutig merkwürdige Französin der einzige Mensch sein würde, der sie dazu bringen konnte, über die Dinge zu sprechen, die sie am meisten bewegten. Nur Yvette schien all die widersprüchlichen Gefühle verstehen zu können, die auf Fifi eingestürmt waren, als sie ihre Schwangerschaft entdeckt hatte. Sie tat auch Fifis Überzeugung, die Fehlgeburt selbst verschuldet zu haben, nicht mit belanglosen Bemerkungen ab. Stattdessen redete sie mit ihr darüber und machte ihr klar, dass der Verlust ihres Kindes keine Strafe dafür sei, nicht vom Augenblick der Empfängnis an überschäumendes Glück darüber empfunden zu haben. »Solche Schuldgefühle sind doch ganz normal. Die meisten Frauen empfinden in so einer Situation ganz ähnlich«, versicherte sie Fifi.
Mit der gleichen Klugheit sprach sie über den Bruch zwischen Fifi und ihrer Mutter und äußerte die Vermutung, dass die Gründe dafür mit einiger Sicherheit in Fifis Kindheit zu suchen seien.
»Wenn sie sich immer solche Sorgen um Sie gemacht ’at, als Sie noch klein waren, kann sie nicht einfach damit auf’ören, nur weil Sie jetzt groß sind«, sagte Yvette. »Sie ’at Angst, dass irgendjemand Ihnen wehtun könnte. Es ist für jede Mutter schwer loszulassen.«
Während Fifi weiter aus dem Fenster schaute, fiel ihr ein, wie schrecklich sie diese Straße gefunden hatte, als sie das erste Mal hier gewesen war, und sie erinnerte sich auch daran, dass das Gefühl nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus wieder da gewesen war. Jetzt dagegen schien ihr die Straße ganz annehmbar zu sein. Es wäre natürlich schön gewesen, hätten einige Bäume dort gestanden oder wäre der Kohlenhof geschlossen worden, doch wenn sie und Dan fortgingen – und er hatte ihr versprochen, mit ihr fortzuziehen, wenn ihr Arm geheilt war –, würde sie die Freunde vermissen, die sie hier gewonnen hatte.
Nun gut, die Muckles waren immer noch auf der anderen Straßenseite »der Wurm im Apfel«, wie Yvette sie einmal humorvoll beschrieben hatte, aber in letzter Zeit waren sie ruhiger gewesen. Sie veranstalteten nach wie vor jeden Freitag ihre Kartenpartien, doch vergangene Nacht hatte Fifi nicht viel davon mitbekommen, weil Dan und sie früh zu Bett gegangen waren.
Sie fragte sich, ob Alfie vielleicht nervös geworden war, als die Polizei ihn wegen des Überfalls auf Dan befragt hatte. Oder konnte es sein, dass sie es endlich müde geworden waren, überall nur Verachtung zu ernten?
Wenn die Polizei doch nur herausfinden würde, wer Dan überfallen hatte! Es
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