Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
zurückzukehren. Matthew und die anderen Jungen hatten ihr Spiel auf der Straße aufgegeben, und das war ein Glück, denn wenn sie in diesem Moment erschienen wären, hätte Fifi womöglich nicht an sich halten können und alles erzählt. Sie brauchte jemanden, irgendjemanden – allein konnte sie mit diesem Schock nicht fertig werden. Aber die Straße war menschenleer, und sie wusste auch, dass es einstweilen das Beste war zu schweigen, zumindest bis die Polizei alles unter Kontrolle hatte.
Sie schaffte es nur mit knapper Not bis ins Badezimmer, bevor sie sich übergeben musste. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, und sie zitterte wie Espenlaub und fror, als wäre plötzlich der Winter ausgebrochen. Schließlich schleppte sie sich in ihre Wohnung hinauf, hüllte sich in ihren Morgenmantel und wartete.
Es war seltsam, dass sie in letzter Zeit so oft aus dem Fenster geschaut hatte, es jetzt aber nicht konnte. Das Bild von Angela auf diesem Bett, der Gestank und das Summen der Fliegen war alles, was sie sehen, riechen und hören konnte. Sie hatte nicht einmal Tränen; was sie empfand, war glühender Zorn.
Selbst als der erste Streifenwagen die Straße hinuntergejagt kam und mit quietschenden Bremsen vor dem Haus vorfuhr, konnte sie sich nicht rühren. Sie hatte die Tür der Muckles nur angelehnt, und sie wusste genau, welches Bild sich den Polizisten bieten würde, wenn sie durch das Haus gingen.
Als Kind hatte sie sich immer gewünscht, in ein großes Drama verwickelt zu werden. Sie hatte sich vorgestellt, eine alte Dame aus einem brennenden Haus zu retten oder in einen zugefrorenen Fluss zu springen, um einen ertrinkenden Hund zu bergen. Sie wollte eine Heldin sein, wollte Beifall für ihren Mut, wollte, dass man zu ihr aufschaute und über sie sprach.
Jetzt jedoch, da sie diese Art von Aufmerksamkeit erringen konnte, wollte sie sie nicht mehr. Sie wünschte, dies sei nur ein schrecklicher Albtraum gewesen und sie würde daraus erwachen und Angela mit den anderen Kindern auf der Straße spielen sehen.
Als sie am Morgen am Fenster gesessen hatte, hatte die Sonne auf diese Seite der Straße geschienen. Sie war glücklich gewesen und hatte beim Anblick der Muckles in ihren besten Kleidern vor sich hin gekichert. Sie hatten einfach nur grotesk ausgesehen, nicht böse, nicht einmal gefährlich. Und doch musste Angela, während ihre Eltern sich auf ihren Ausflug vorbereitet hatten, bereits tot gewesen sein oder im Sterben gelegen haben.
Ihr Entsetzen galt erst in zweiter Linie der Tatsache, dass Angela tot war. Doch wie sollte sie je über das hinwegkommen, was man dem kleinen Mädchen vor seinem Tod angetan hatte?
Der Tumult, der jetzt auf der Straße losbrach – zuschlagende Autotüren, schwere Tritte auf dem Pflaster und die Stimmen anderer Nachbarn –, brachten sie noch mehr aus der Fassung. Sie musste ins Schlafzimmer gehen, die Vorhänge zuziehen und sich hinlegen. Fifi sehnte sich nach Dan. Wenn er doch nur in diesem Augenblick nach Hause gekommen wäre!
Fifi lag auf dem Bett und wartete auf das unausweichliche Läuten der Klingel. Obwohl sie die Türen des Wohnzimmers und des Schlafzimmers geschlossen hatte, konnte sie den immer lauter werdenden Lärm von der Straße deutlich hören. Sie wünschte sich von Herzen, sie hätte auf das Geschehen genauso reagieren können wie ihre Nachbarn, neugierig, aufgeregt und voller Spekulationen darüber, was sich in Nummer elf zugetragen haben mochte. Aber keiner ihrer Nachbarn konnte das wahre Ausmaß des Grauens, mit dem die Polizei es zu tun haben würde, auch nur erahnen.
Das Klingeln an ihrer Tür kam um zehn vor fünf. Fifi hätte sich am liebsten einfach die Decke über den Kopf gezogen und es ignoriert, doch das konnte sie nicht. Also stand sie auf und ging langsam und mit steifen Beinen die Treppe hinunter.
»Kommen Sie herein«, sagte sie zu den beiden Polizeibeamten. Sie hatte keinen der Männer je gesehen. Der Kleinere, Ältere der beiden trug Zivilkleidung; sein dunkler Anzug war schäbig und zerknittert, und sein Haar sah aus wie eine grobe Drahtbürste. Der uniformierte Beamte war weit über einen Meter achtzig groß, mit blassblauen Augen und vorstehenden Zähnen.
Die beiden nannten ihre Namen, aber Fifi bekam kaum mit, was sie sagten, denn sie nahm nur die Nachbarn wahr, die sich hinter den Polizisten drängten.
»Sind Sie Mrs. Felicity Reynolds?«, fragte der ältere Mann, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte. Fifi konnte nur
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