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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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Vianis Kleidung, während Trebor grimmig zusah. Offenkundig hatte sie Hochgestellte vorher nie bedient. Wahrscheinlich ein Sklavenmädchen der Jondrover. Trebor mußte sich selbst ausziehen, aber zu seiner Besänftigung widmete sie ihm ebensoviel Zeit wie ihrer Herrin.
    Sauber, aber in ihrer schmutzigen Kleidung, traten sie heraus und fanden ein sehr frugales Mahl vor. Zuerst bemerkten sie nur das Geschirr; der Wächtererhalter hatte tief in seine Schätze gegriffen und vier Teller gefunden. Keine zwei waren gleich oder auch nur von gleicher Größe, und alle ein wenig beschädigt – aber Trebor, Sohn des Panarchen von Amballa, hatte nie Besseres gesehen.
    Der seine war meergrün, von einer verwirrend unbestimmbaren Farbe, jetzt graugrün, dann graublau, dann von klarem Hellgrün, dann wieder von wolkigem Blau.
    Das Besteck war ebenso großartig. Trebors Löffel, der Griff ein, zwei Zoll vom Ende abgebrochen, war von tiefem, leuchtenden Grün, tiefer und reiner als jeder Smaragd, den er je gesehen hatte. Sein Glas war eine schlanke Vase, geformt wie eine sich ausbuchtende Blume.
    Das Essen bestand aus einem Brei von Pflanzensamen, die nachts am Sumpfrand gesammelt worden waren, einem Eintopf aus Pflanzenwurzeln und Kriechkäfern, grobem Honigtau und zum Trinken Wasser, das fast so rein war wie Regenwasser – giftig rein.
    Einige Stunden lang bezauberte der Wächtererhalter sie mit persönlichen, wirr durcheinandergewürfelten Erinnerungen, mit der Geschichte der Jahrtausende seines Lebens, und langweilte sie mit noch wirrerer Nicht-Geschichte des Aufbruchs, illustriert durch die beschädigten und doch unerreichten Fragmente, die er den Mids abgetrotzt hatte.
    »Ich habe alles – alles, was über dem Boden lag –, die letzten und geringsten Reste. Wie? Es bleibt noch die Arbeit eines Lebens zu tun, unter der Oberfläche zu graben – denn wißt, daß die Mids einmal eine Grube gewesen sind, wie meine Grabungen beweisen. Die reichsten und besten Reliquien liegen tiefer als alle anderen. Wie? Wie? Man vermutet, daß in der Nähe, als Ozean-Iréné das Tiefland bedeckte, eine große Stadt des Aufbruchs erbaut wurde. Hier kippte man den Abfall ab und vererbte uns damit diese Schönheit ihrer unschätzbar wertvollen Besitztümer. Wie?«
    Lissa ergriff abrupt das Wort, zum erstenmal: »Aber was nützt es? Warum ein Leben lang diese alten Gegenstände ausgraben und horten? Sie sind schön, ja. Aber was für eine Vergeudung!«
    Viani stimmte zu, wie man sehen konnte; Frauen haben kein Gefühl für Geschichte oder das Angemessene. Die dünnen Brauen des Wächtererhalters stiegen empor, und der verträumte Ausdruck in seinen verschwommenen Augen verschwand, verdrängt von fassungsloser Verwunderung.
    »Wie? Wie? Wie? Das Kind ist nicht bei Trost! Was es nützt?
    Wie? Wie? Was es nützt? Nützt! Wie? Wie könnte man seine Zeit besser verwenden? Wie? Wie? Schönheit, sagt der Größere Theik, ist ihre eigene Belohnung, ihr eigener Daseinsgrund. Wie? Wie sein Leben besser verbringen als unter Dingen der Schönheit und der fernen Vergangenheit, statt mit nichtigen Belustigungen und müßigem Umgang?
    Vergeudet? Wie? Wie? Vergeudet, diese Schönheit? Durchaus nicht! Schönheit ist Schönheit, ob von allen betrachtet oder von keinem; von einem oder einer Million; nicht weniger schön, wenn im Dreck begraben, wie hier. Wie? Wie? 's ist ein Vorrecht, danach zu graben, sie ans Licht zu bringen, und wenn nur ich sie jetzt sehe, habe ich mir das Recht nicht erworben? Wie? Wie?
    Das Leben ist kurz. Aber was außer unserer Kunst können wir der Zukunft vermachen? Wie? Mein Werk wird nicht umsonst, wird nicht vergessen sein. Die Kunst ist lang – lang. Wie? Die Zeit ist flüchtig. Betrachtet diese Werke der Menschen des Aufbruchs. Werden sie je vergessen sein? Nie! Niemals! Wie?«
    Trebor konnte nicht umhin, ihm rechtzugeben. Aber er konnte nicht wissen, daß er unter den ehemaligen Fundamenten der legendären Stadt des Wundersamen Lichts stand.

5
     
    Ein Schicksal, schlimmer als …
     
    Es war spät, als sie sich zurückzogen, wenn auch nicht zu spät, um Trebor Lissa kennenlernen zu lassen, ein überaus köstliches Mädchen und, wie er sich erinnerte, Dienerin seiner Frau. Viani hatte ihm keine Wärme gezeigt. Seine Ehefrau mochte sie sein, aber seine Frau konnte sie nicht werden. Sie war zu schlank und streng und sarkastisch.
    Der uralte Theik weckte sie früh am Morgen und sagte: »Sie sind gekommen. Macht Euch bereit. Sie sind

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