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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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Irenaicas niedergeschlagen hatte – den letzten Versuch, das Dritte Irenische Imperium wiederaufzurichten. Deziff selbst herrschte über Aetha, als dieses reiche Land der Brotkorb von Iréné gewesen war und die Hälfte der Bevölkerung ernährt hatte. Auf diese Weise war er zu dem Geld gekommen, mit dem er alle Aufbruch-Rohre in seinem ganzen Land hatte aufkaufen können.
    Manche waren aus Burgen herausgerissen worden, wo man sie als Ecktürme verwendet hatte; manche aus großen Getreideplantagen, wo sie als Silos gedient hatten; andere aus Bewässerungsanlagen, wo man sie als Leitungen gebrauchte.
    Jedes Rohr war in ein Fundamentloch von solcher Tiefe gesteckt worden, daß man darüber die gewünschte Höhe erreichte. Direkt unter der Oberfläche des Platzes befand sich ein Kreis von Strebebogen um jedes einzelne Bauwerk, der sie seitlich stützte. Bei den meisten trat man durch einen imponierenden steinernen Eingang an einer Seite des Gebäudes ein und stieg auf einer Kreistreppe im Inneren hinab, bis man sich darunter befand. Dann stieg man eine Treppe zu der innen gewünschten Höhe hinauf. Das Harmonium war deshalb eher eine Attraktion als praktisch.
    Ein Gebäude war in einem Rohr errichtet, das durch eine unvorstellbare Kraft schwer beschädigt und an einem Ende an der Seite aufgerissen worden war. Dieser Schaden wurde aber hinter einer raffiniert entworfenen Fassade verborgen, die nur durchbrochen wurde von einem imposanten Glasziegel-Eingang. Alle Gebäude trugen Glasziegel-Kuppeln über einem Balkon.
    Polruss II. der Geizkragen hatte den Versuch unternommen, Fenster hineinzuschneiden. In dem Bau mit dem ebenerdigen Eingang (genannt Clangent) konnte man eine Stelle sehen, die nicht unähnlich einem aus Mauerwerk gesprengten Splitter war, verursacht durch einen Pfeiltreffer. Zehn Jahre Bohren, Tag für Tag, mit Instrumenten, die Aufbruch-Juwelen trugen, hatten diese Vertiefung hervorgerufen. Die Bewässerungssysteme des Aufbruchs waren für die Ewigkeit gebaut.
    Diese türlosen, fensterlosen Röhren eigneten sich offenkundig besser für Gefängnisse als für Paläste, aber nur die Sklavenhändler konnten mit derart teuren und vornehmen Gefängnissen etwas anfangen. Zweifellos waren Viani und Lissa hier, wenige hundert Meter von ihm entfernt. Trebor überkam ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Er wagte nicht, bei den Händlern Fragen zu stellen, um seine Feinde nicht auf seine Spur zu bringen; und selbst wenn er erfuhr, wem sie gehörten und in welchem Turm sie eingesperrt waren, konnte er sie nicht sehen oder an sie herankommen.
    Gut gekleidet, mit einem sichtlichen Überfluß an Geld, konnte er eine Vorführung befehlen. Aber der »Blumengarten« war wohlbewacht von den Andathroiden-Sklaven der Stadt, den Gogues. Mit Gewalt konnte er sie niemals befreien. Wenn er nur das Geld besessen hätte, sie zu kaufen!
    Trebor ging ruhelos auf dem Platz herum. Selbst in der ruhigen Jahreszeit hielten sich hier Händler aus ganz Iréné auf; er stach also kaum heraus. Jede Stunde wurden monoton Marktberichte verlesen, und gelegentlich führte man zartgliedrige, schöne Mädchen über den Platz; aber das Geschäft ging zögernd. Zur Zeit waren die Preise hoch; die letzte Ernte war gut gewesen, und die Verkäufer traten nicht so bereitwillig auf wie in Perioden, in denen der Regen zu gering blieb. Trebor lauschte einem Ausrufer mit Stentorstimme, der den gültigen Marktbericht verkündete, die Liste der verkauften Mädchen, ihre Herkunft, Alter, Haarfarbe und Preise mitteilte.
    Keine davon war Viani oder Lissa – ihre Aussprache hätte sie als von Linllallal und dem Shamsund stammend verraten.
    Trebor ging weiter, bemüht, nicht zu argwöhnisch zu blicken, damit er nicht die Aufmerksamkeit der patrouillierenden Gogues erregte. Keiner von diesen Submenschen reichte ihm über die Schulter, aber alle waren um die Brust und Achseln von enormer Breite, und die meisten hatten auch Bierfaßbäuche, was andeutete, daß es ein schlechteres Leben gab, als Sklave der Stadt Vallatia zu sein. Gogues waren nicht so häßlich oder behaart wie die Grumer, aber deshalb sahen sie noch lange nicht gut aus.
    Trebor blieb außerhalb des Harmoniums stehen. Hier befanden sich die Häuser, in denen weniger hübsche Sklavenfrauen gegen Gebühr vorgeführt wurden. Verkauft wurden hier nur wenige, aber sie verbrachten ihr Leben damit, zum Verkauf »ausgestellt« zu werden. Trebor spürte bei dem Gedanken, Viani oder Lissa könnten dabeisein,

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