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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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sich und fühlte die schweratmenden, angespannten Emanationen vieler Männer, die bewußt ihre Gedanken im Zaum hielten. Er hörte leise Stahl klirren.
    Einen Augenblick lang war er gelähmt. Dann riß er die Robe herunter und gürtete sich das Schwert um. Es blieb keine Zeit, seine Hose anzuziehen.
    Er wagte nicht die Tür zu öffnen. Statt dessen kletterte er in der Dunkelheit an der Seitenwand der Box hinauf und schaute blitzschnell über die Schulter, als er in die nächste Box hinabsprang. Der Stall war groß, und die Männer befanden sich am anderen Ende; im ganzen Gebäude gab es nur vier Laternen. Sie sahen ihn nicht. Er überkletterte noch dreimal Zwischenwände und sprang in die Nachbarboxen.
    Beim drittenmal gab es einen Aufschrei, und einer der Männer begann durch den Stall zu laufen. Die übrigen folgten. Trebor fing die raubtierhaften Ausstrahlungen der Jagd auf. Er sprang hoch, hechtete über die nächste Wand und befand sich an der Außenmauer.
    Er kletterte an den Stützen hinauf, beugte sich hinüber und stieß mit dem Schwert gegen den halb sichtbaren Fensterriegel. Das Fenster öffnete sich knarrend, die Flügel gingen nach innen auf.
    Er zog den nächsten heran, packte ihn fest und stieß sich von den Stützen ab. Er prallte an die Mauer unter dem Fenster und kletterte mit verzweifelter Hast hinauf. Der Flügel des Fensterladens schwang zurück, aber dann stand Trebor auf der Brüstung.
    Seine Gegner erreichten die Box und fluchten erbärmlich, während er hinunterstarrte. Draußen war es dunkel, selbst nach dem nur schwach erhellten Stall, aber er wußte, daß sich unter ihm eine Mauer befand; die Mauer des Palastbereiches. Er drehte sich herum und ließ sich unter Nachhilfe seines Schwertes so schnell fallen, daß er zu springen schien. Dann hielt ihn sein verzweifelter Griff am Fensterbrett auf, bevor seine Füße auf die Mauerkrone prallten.
    Diese bestand hier aus bröckelnden Lehmziegeln. Er stürzte beinahe und geriet ein zweites Mal in Gefahr, als er das Fenster losließ. Er schaute hinunter, aber die Gasse war ein schwarzer Spalt. Seine Nase verriet ihm, daß er sich nicht weit darüber befand, aber ins Dunkle wagte er nicht zu springen. Dann führte ihn seine seitwärts tastende Bewegung zu einer Fontäne starken, scharfen Geruchs, der nach den Abwässern und dem Müll der Gasse selbst beinahe angenehm war. Ais man den Stall für die Mystiker geräumt hatte, waren Stroh und Dung einfach zum nächsten Fenster hinausgeworfen worden.
    Trebor sprang leichtfüßig auf den Haufen und rutschte zur Gasse hinunter. An der düsteren Einmündung blieb er stehen, um die Hose anzuziehen, die Robe zusammenzurollen und wie einen Umhang um den Hals zu knoten.
    Durch die Gasse tönten Verwünschungen, und er bleckte grimmig die Zähne. Der Lärm wurde beendet durch eine herrische Stimme, die wichtigtuerisch drohte, bei Ihr Meldung zu erstatten. Aeroben.
    Ein großer Umweg führte ihn zur hell beleuchteten Fassade der Canicasa, der Residenz des Haushofmeisters. Unter den magischen Leuchten, die an der imposanten Fassade hingen, lungerte eine Anzahl von Künstlern herum, die von ihren letzten Werken prahlten und auf die Passanten blickten.
    »In der Bildhauerei wird der Abstrakte Repräsentationalismus über die Werke der Nominatorialisten gestellt, aber mein ›Stuhl auf einem Mann‹ ist vom Meister gepriesen worden.«
    »Pah, die kritische Fähigkeit des Meisters könnte nicht zwischen Inverser und Reverser Kunst unterscheiden, und von Bouleverser Kunst hat er nie gehört.«
    »Habt Ihr gehört, daß der Haushofmeister die Subversive Kunst getadelt hat?« warf ein dritter kopfschüttelnd ein. »Wie selten ist wahres Erkennen des Schönen.«
    Sie stimmten alle zu, und die Vorbeigehenden blickten schuldbewußt. Trebor gab sich Mühe, nicht mürrisch zu wirken, als sie sich über das Thema näher ausließen; es schien sie sehr zu ermutigen, mißverstanden und mißbraucht zu werden; sie waren ganz fröhlich, als sie das Canicasa schließlich betraten.
    Der Haushofmeister erfüllte die Pflicht des Pandamon gegenüber Vallatia, indem er die Künstler förderte. Kein Wunder, daß der kleine Mann gereizt gewesen war, beim Ausblick auf einen solchen Abend. Es kamen noch mehr Künstler und begaben sich in das Haus, aber schließlich war der Platz leer. Trebor hatte sich in den Schatten des Monuments, des berühmten Aufbruch-Bootes, vor dem Haus zurückgezogen, um nicht von den patrouillierenden Gogues

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