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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Chilson
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um Vergebung.
    »Gewiß habe ich in die Vergangenheit geblickt und den Untergang einer Stadt gesehen, die Vallatia ähnelte …«
    »Nein, guter Nodrog«, sagte der Pandamon mit schwankender Stimme. »Ich fürchte, Ihr habt nur allzu recht. Denn wißt, daß es wahrhaftig eine mächtige Hexenkönigin gibt, die voll Neid auf dieses herrliche Reich blickt. Aynos, geht sofort zum Haushofmeister. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden. In der letzten Zeit habe ich die Hexenkönigin der Aeroben im Traum oft gesehen.« Der Pandamon stand auf und ging ruhelos hin und her. »Wir können nicht zulassen, daß diese Himmelsschurken auf uns herabsinken. Diese Prinzessin muß befreit werden. Guter Nodrog, wir sind Euch sehr zu Dank verpflichtet.« Er sank erschöpft auf sein Lager.
    Aynos blieb skeptisch.
    »Schlimmes Unheil vorauszusagen ist leicht genug, aber was haben wir für Beweise?«
    Sidiun winkte ungeduldig ab.
    »Meine eigenen Träume sind Beweis genug. Dies bestätigt alle meine Befürchtungen.«
    Über das Gesicht des zwergenhaften Lakaien huschte ein Ausdruck von Angst und Sorge, und Trebor erkannte verblüfft echten Glauben und Furcht vor den mystischen Kräften des Pandamons in seinen Emanationen. Aber Trebor sah der Lakai mißtrauisch an.
    Trebor nahm die Haltung des gleichgültigen Propheten an, eine Hand auf der Brust.
    »Es betrifft mich nicht, da mein Interesse allein dem Unsichtbaren Reich gilt, das ich nach der Stammwelt-Erbschaft durchforsche.«
    Mit dieser Geste berührte er das Siegel der Wache, mit dem er Sidiun hätte täuschen wollen, wenn er sich als allzu nüchtern erwiesen hätte. Als er an den Ausdruck »Stammwelt-Erbschaft« dachte, erwachte das Siegel plötzlich zum Leben. Eine stumme Geistesemanation zuckte durch den Raum und brachte einen Eindruck von erdrückendem Alter, ungeheurer Entfernung und unfaßbarer Macht mit sich. Es war ein Blitzstrahl von allerkürzester Dauer.
    Eine Aura der Kälte und Angst erfüllte den Raum; alle starrten Trebor ehrfürchtig-angstvoll an. Selbst das schrille Streiten der Frauen draußen verstummte. Nur die Fliegen summten laut.
    Aynos verbeugte sich mit höchster Achtung tief und schob sich hinaus.
    Trebor stand auf, verbeugte sich und teilte mit, daß seine Trancen ihn ermüdet hätten. Sidiun verabschiedete ihn und sagte eifrig: »Kommt bald wieder, guter Nodrog, ganz nach Eurem Belieben.«
    Als Sidiun ging, herrschte tiefe Stille im Saal; alle starrten ihm nach. Alle, bis auf den Dichter. Der kritzelte eifrig.
    Trebor hatte keine Schwierigkeiten, den Stall zu finden, den der Pandamon mit Mystikern jeder Couleur gefüllt hatte. Diese Leute brauchten viel Ruhe, und er nicht minder. Ein geräumiges Abteil stand ihm zur Verfügung, in dem es immer noch stark nach Schanschid und Stroh roch. Die dünne Decke war sauber und frei von Ungeziefer. Trebor saß mit überkreuzten Beinen in der anerkannten Weise auf dem Boden, spürte bereits Schmerzen nach seiner Vorstellung bei Hofe und legte eine Hand auf das Siegel.
    Nichts geschah.
    Er konzentrierte sich auf Viani, dann auf Lissa und schließlich mit einigem Unbehagen auf Lyantha.
    Er rieb sich das Gesicht und dachte nach. Diesmal dachte er wieder an die Stammwelt-Erbschaft. Erneut hatte er den Eindruck von enormem Alter und ungeheurer Macht. Als er sich auf die Erbschaft konzentrierte, tauchte eine Vision vor ihm auf. Er war so überrascht, daß sie ihm wieder entglitt. Ehrfürchtig zog er sie wieder heran; zum erstenmal begann er die Macht des Unsichtbaren Reiches zu begreifen.
    Die Szene wurde langsam und mühevoll deutlich. Eine gemarterte, erodierte, verwüstete Landschaft, eine ehemals geschmolzene Felsebene, ausgewaschen zu stehenden Säulen, wo nichts lebte. Das konnte nur in den Hochländern sein.
    Er dachte nach und erinnerte sich an Bruchstücke überlieferten mystischen Wissens, die er am Hof seines Vaters aufgefangen hatte. Die Wache der Behutsamen Meditation verlangte, daß man eine bestimmte Zeit wach und geistig aktiv blieb, ohne ein einziges Mal an einen Gegenstand zu denken, der zuvor festgelegt worden war. Das während der Wache hergestellte Siegel, um die Gedanken zu beschäftigen, gewann somit Macht über das Objekt, an das nicht gedacht wurde. Wenn man jetzt daran dachte; wurde das Siegel aktiviert. Er vermutete, daß die Erbschaft selbst ein machtvoller Talisman war.
    Aber wie soll ich im Hochland hingelangen?
    Die Szene verschwand. Erstaunt ließ Trebor beinahe die Hand vom Siegel sinken, dann

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