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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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die Augen.
    Â»Du hast das Kleid geklaut«, stelle ich fest.
    Â»Und?«
    Â»Und? Was soll das heißen, und ?«
    Â»Dass ich das Kleid geklaut habe, das soll und heißen.« Sie zuckt mit den Schultern, leckt den Löffel ab und nickt zufrieden, als hätte sie gerade eine feine Soße komponiert und nicht bloß Wasser in ein fertiges Gemisch gekippt.
    Â»Das ist … nicht richtig.« Ich merke, wie selbstgerecht ich klinge. Aber wie soll ich es denn sonst ausdrücken?
    Â»Ach nee. Klar ist das nicht richtig. Aber es ist nur ein lächerliches Kleid. Weißt du eigentlich, wie viel Gewinn der Laden mit seinen Klamotten macht? Wahrscheinlich haben sie es für vierzig Dollar aus China importiert.«
    Ich starre sie an. Mit Belinda zu streiten ist schwierig – nicht weil sie besonders gut, sondern weil sie so schlecht darin ist. Man hat einfach keinen gemeinsamen Nenner, über den man zueinanderfinden könnte. Weil sie sich die Welt so hindreht, wie sie sie haben will, und sich auch durch logische Argumente nicht überzeugen lässt. Aber ich versuche immer noch verzweifelt, einen neuen Einstieg zu finden. »Belinda. Das ist es einfach nicht wert. Überleg mal, wenn du so kurz vor dem Schulabschluss richtigen Ärger kriegst. Denk daran, wie hart Louie dafür bestraft wurde, dass er Alka-Seltzer ins Schwimmbecken geworfen hat. Er kriegt keinen Abschluss und …«
    Sie schüttelt den Kopf. »Die Schule kann mir gar nichts wollen. Selbst wenn ich ins Gefängnis käme, können die mir nix, weil es nicht in der Schule passiert ist.«
    Â»Aber du kannst von der Schule geschmissen werden wegen einer Straftat«, gebe ich zu bedenken.
    Â»Das ist doch keine Straftat. Das ist höchstens ein Bagatelldelikt.«
    Â»Hast du das etwa vorher recherchiert? Dann hast du das Kleid also vorsätzlich geklaut und nicht spontan?«
    Â»Nein, ich hab es nicht vorsätzlich geklaut. Ich hätte es ja bezahlt, wenn sie nicht so einen wahnsinnigen Preis dafür verlangt hätten.«
    Â»Belinda!«
    Aber sie schaltet den Fernseher wieder auf Laut, schon bevor ihre Serie weitergeht. Offensichtlich will sie mir zeigen, wie lächerlich sie unsere Unterhaltung findet. Lächerlicher als die lange Liste der Nebenwirkungen, die in einem Werbespot für ein Antidepressivum aufgezählt werden.
    Ich bin frustriert, fast schon wütend, und spreche so laut ich kann, ohne zu schreien. »Belinda. Bitte. Gib das Kleid zurück.«
    Sie schaut mich amüsiert an und äfft mich nach, mit derselben Stimme, die sie immer für Schwester Viola benutzt, das ist die unbeliebteste Lehrerin an unserer Schule. »Merkst du überhaupt, was du zu mir sagst? Seit wann bist du hier eigentlich der Sittenwächter?«
    Bevor ich antworten kann, hat sie schon ihre eigene Theorie entwickelt. »Ist das vielleicht der Einfluss von dieser eingebildeten Tussi in New York?«
    Das ist wirklich der letzte Quatsch, und doch rege ich mich so darüber auf, dass ich ihr ein Ultimatum stelle, zum allerersten Mal, seit wir befreundet sind. »Bring das Kleid zurück, oder ich gehe nicht mit dir zum Schulball!« Sobald ich diese Worte gesagt habe, bereue ich sie auch schon. Aber es ist zu spät.
    Sie zuckt mit den Schultern. »Okay. Ich brauche dich nicht. Ich habe ein tolles Date. Und ein Vierhundert-Dollar-Kleid, das ich umsonst gekriegt habe …«
    Â»Na gut, das war’s dann, ich bin raus.«
    Â»Tschüss«, sagt Belinda kalt. Ich habe schon oft erlebt, dass sie fies sein kann, aber so hat sie mich noch nie behandelt.
    Ich gehe, drehe mich aber noch mal um und sage: »Damit du’s weißt, Marian ist nicht eingebildet. Sie ist einer der coolsten Menschen überhaupt.«
    Â»Schade, dass du keins von ihren coolen Genen geerbt hast«, entgegnet sie. Ich tue so, als hätte ich ihre Gemeinheit überhört, aber ihre Worte gehen mir auf dem Heimweg noch lange im Kopf herum. Und irgendwie scheint an ihnen vielleicht sogar etwas dran zu sein.
    Am Nachmittag rufe ich Marian an, um ihr zu berichten. Sie nimmt sofort ab. Im Hintergrund höre ich den Lärm der Großstadt.
    Â»Was machst du gerade?«, frage ich.
    Sie sagt, dass sie gerade auf dem Weg in ein Lokal ist, um schnell was zu essen, und dann zurück ins Büro geht. »Hast du mit Belinda gesprochen?«, will sie wissen.
    Ich erzähle ihr, wie es gelaufen ist, aber die

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