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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ausspreche, merke ich, dass genau das immer mein Problem gewesen ist – und dass ich Kirby wünsche, dass sie in diesem Punkt anders ist als ich.
    Â»Vielleicht solltest du auch mit deinen Eltern reden«, füge ich hinzu.
    Â»Nein, auf keinen Fall. Sie können Belinda sowieso nicht leiden. Und sie würden sie wahrscheinlich anzeigen oder so. Bei solchen Sachen kennen sie keine Kompromisse, für sie gibt es nur richtig und falsch.«
    Â»Ja, manche Leute sind so drauf«, bestätige ich und denke an Peters Credo: Immer das Richtige tun, um jeden Preis, selbst wenn es nicht angenehm ist oder andere verletzt. Aber Loyalität ist ja auch sehr viel wert. Manchmal möchte man jemanden schützen, den man liebt. Hatte ich das im Sinn, als ich Conrad anlog? Und das Geheimnis vor meinem Dad bewahrte? Und vor Peter? Oder wollte ich mich nur selbst schützen? Mir wird klar, dass ich nur wenige Antworten habe – und wie schwer es ist, Mutter zu sein. Eine echte Beziehung zu haben.
    Â»Versuch einfach, auf dein Herz zu hören«, rate ich Kirby, obwohl ich weiß, wie klischeehaft das klingt. Aber mir hat es bei der schwierigsten Entscheidung meines Lebens geholfen – sie zur Welt zu bringen. »Immer, wenn ich auf mein Herz gehört habe, hat sich das als richtig erwiesen. Und immer wenn nicht …«
    Ich beende den Satz nicht, spüre aber seine Tragweite. Jede von uns denkt den Satz alleine weiter. Ich denke an die letzten achtzehn Jahre meines Lebens. An die vielen Geheimnisse und Lügen. Für die ich natürlich meine Gründe hatte. Meine Rechtfertigungen. Aber tief im Inneren wusste ich immer, dass ich falsch handelte. Und jetzt weiß ich, dass es an der Zeit ist, endlich wieder alles in Ordnung zu bringen.
    Â»Kannst du mit meinem Rat was anfangen?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Â»Ja«, erwidert sie. »Kann ich. Danke, Marian.«
    Â»Gern geschehen, Kirby.« Ich wünschte, ich hätte ihr noch mehr zu sagen. Ich wünschte, die Dinge wären so einfach, wie ich sie gerade dargestellt habe.

21 – Kirby
    Nach der Schule treffe ich Belinda in der Küche ihrer Eltern an. Sie macht sich gerade eine Erdbeer-Götterspeise und guckt dabei eine Soap. Als ich reinkomme, schaut sie gar nicht groß auf. Sie ist daran gewohnt, dass ich ohne zu klopfen ihr Haus betrete.
    Â»Hallo!«, rufe ich. Meine Unsicherheit überspiele ich mit einem breiten Lächeln.
    Â»Psst!«, antwortet sie und deutet auf den uralten Fernseher auf dem Küchentresen. Mit einem Holzlöffel rührt sie die Götterspeise an. Ich schaue auf den Bildschirm und frage sie, was in der Serie gerade passiert.
    Ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden, rattert Belinda monoton herunter: »Taylor hat gerade EJ zur Rede gestellt. Hat gefragt, ob er für Ariannas Tod verantwortlich ist.«
    Ich nicke. Kurz folge ich der Serie, die ich bloß ab und zu gucke, aber dann fällt mir wieder ein, dass wir auch in Wirklichkeit gerade eine kleine Seifenoper aufführen. Eine Sekunde später erwacht auch Belinda aus ihrer Trance, weil ein Werbespot für einen Teppichreiniger die Handlung unterbricht.
    Â»Na, was gibt’s Neues?«, fragt sie.
    Â»Ach, nicht viel«, sage ich, nehme die leere Götterspeisenpackung in die Hand und studiere die Nährwerttabelle. »Wahnsinn, nur zehn Kalorien pro Portion?«
    Â»Ja, klasse, oder? Seit letzter Woche habe ich schon fast zwei Kilo abgenommen. Ich esse fast nur Götterspeise.«
    Â»Hm«, erwidere ich, angestrengt nach einer Gesprächseröffnung suchend. »Warum willst du denn abnehmen? Du siehst doch toll aus.«
    Â»Ich will bloß einen flacheren Bauch«, sagt sie. »Wenn Jake mich ohne meinen Taillenformer sieht …«
    Â»Ach, du hast also ein Kleid gefunden?« Die Frage klingt so hilflos, wie ich mich fühle.
    Sie nimmt die Fernbedienung, drückt heftig auf die Stumm-Taste und rührt weiter. »Hör doch auf, Kirby«, sagt sie.
    Â»Womit denn?«, frage ich mit aufgerissenen Augen, als wäre ich diejenige, die hier die Unschuld spielen muss.
    Â»Du weißt doch genau, dass ich ein Kleid gefunden habe«, sagt sie und setzt das Wort »gefunden« mit den Fingern in Anführungszeichen.
    Ich starre sie betont ausdruckslos an und warte auf ihr Geständnis. Als jedoch nichts von ihr kommt, versuche ich eine lahme Erwiderung. »Hör du doch auf.«
    Sie verdreht

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