Wo die Liebe beginnt
uns sehr für Sie und Kirby. Dass Sie sich wiedergefunden haben und so weiter ⦠wirklich toll, das alles.« Er lacht, und ich merke, dass er überkompensiert â wahrscheinlich ist er genauso unsicher wie ich.
»Ja, das war wirklich toll«, sage ich. »Und Kirby hat Ihnen sicher von unseren Plänen für dieses Wochenende erzählt? Dass wir nach Chicago fahren wollen?«
»Ja. Um Ihre Verwandten kennenzulernen, nehme ich an?«, dröhnt Art.
»Ja.«
»Und wie sollen wir diesen Burschen eigentlich nennen? Ich habe nie groà an ihn gedacht ⦠bis neulich.«
»Ja, ich weià auch nicht so richtig, wie ich ihn nennen soll. Ihren biologischen Vater? Ihren leiblichen Dad? Vielleicht sollten wir einfach die Namen verwenden. Das ist sicher am einfachsten für uns alle.«
»Gute Idee«, gibt er zurück. »Gefällt mir. Wie heiÃt er denn?«
»Conrad Knight«, sage ich, und mein Magen krampft sich zusammen, weil mir gerade wieder deutlich wird, was mir bevorsteht. »Wir wollen ihn gern besuchen.«
»Also, meine Frau und ich sind ein bisschen besorgt ⦠aber wir wollen das Beste für Kirby. Und wir sind froh, dass sie uns dieses Mal eingeweiht hat und nicht einfach abhaut wie beim letzten Mal.« Er kichert, und ich höre Kirby im Hintergrund reden â sie macht irgendeine spit ze Bemerkung. Und ich bekomme eine SMS von ihr: Sorry, er schwafelt immer so.
»Aber wir haben ihr verziehen«, sagt Art. »Wir wissen jetzt, warum sie es getan hat. Wir haben uns immer vorgenommen, ihr bei der Erforschung ihrer Herkunft zu helfen, wenn sie das Bedürfnis danach hat. Und jetzt freuen wir uns für sie. Und auch für Sie, Marian. Für Sie beide.«
»Danke«, erwidere ich.
»Meine Frau und ich sind ganz glücklich darüber, dass Sie eine tolle Frau sind. Wow!« Er pfeift einen langgezogenen, steigenden und wieder fallenden Ton. »Fernsehproduzentin, toll!«
»Vielen Dank, Art.« Irgendwie ist das Gespräch mit ihm noch viel surrealer als der Moment, als ich Kirby kennengelernt habe â vielleicht, weil meine Verbindung zu ihm nur auf einem einfachen Zufall beruht. Ich wurde schwanger und bekam ein Kind; sie wollten eins; die Agentur hat ihnen mein Kind zugewiesen; fertig, aus.
»Das ist wirklich beeindruckend«, sagt Art, und ich spüre, dass er es ernst meint â und dass er ein sehr netter Mann ist. Ich würde trotzdem gern das Thema wechseln. Aber ich habe keine Chance.
»Kirby ist so stolz auf Sie. Zu Recht. Das ist wirklich klasse â Sie produzieren eine Serie und leben in New York. Im Big Apple. Wahnsinn. Ich bin mal mit meiner Frau da gewesen.« Wieder ein Pfiff. »Eine Wahnsinnsstadt. Wir hatten viel Spaà dort, aber ich weià nicht, wie Sie das alles schaffen ⦠Moment. Warten Sie bitte kurz, Marian, ja?«
Ich höre einen geflüsterten Wortwechsel. Wahrscheinlich nimmt Kirby ihn gerade in die Zange. Als Art wiederkommt, wirkt er eine Idee abgeklärter.
»Also. Ich gebe Ihnen noch meine Frau. Sie möchte unheimlich gern mit Ihnen reden.«
Ich atme tief durch. Das Gespräch mit Art habe ich also geschafft, aber vor Kirbys Mutter habe ich einen ziemlichen Respekt. Mein Herz schlägt vor Aufregung. Gleich werde ich mit der Frau sprechen, die mein Baby aufgezogen hat.
»Hallo?«, sagt sie, und ich merke, dass ich sie schon jetzt genau überprüfe. Ich will sie gleichzeitig mögen und irgendwelche Fehler an ihr finden.
»Hi«, sage ich. Wahrscheinlich geht es ihr in diesem Moment genauso wie mir, nur noch extremer. »Hier ist Marian.«
»Hier ist Lynn.«
»Nett, Sie kennenzulernen«, sage ich und schlucke. »Wenigstens am Telefon.«
»Ja, ich freue mich auch, Sie kennenzulernen.«
Wir schweigen beide, und ich überlege, was ich sagen kann, irgendwas, das sie davon überzeugt, dass ich eine verantwortungsbewusste Erwachsene bin, aber nicht versuche, ihren Platz einzunehmen.
»Ich bin Ihnen und Art wirklich dankbar, dass Sie Kirby erlauben, mit mir nach Chicago zu fahren«, sage ich schlieÃlich.
»Tja, sie ist achtzehn. Da brauchen wir gar nichts mehr zu erlauben«, entgegnet sie recht kühl, was mich überrascht. Warum habe ich sie nur so eingeschätzt, als lieÃe sie sich alles bieten? »Aber wir finden es in Ordnung. Wir stehen hinter ihr. Und wir stehen hinter Ihnen.«
Es sind
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