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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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»Ich habe es ihm nie gesagt. Nach dem Schwangerschaftstest habe ich ihn nicht mal mehr gesehen. Das habe ich damals so entschieden.«
    Â»Genau«, sagt meine Mom. »Es war deine Entscheidung. Dann gib mir jetzt auch nicht die Schuld.«
    Â»Moment. Er hat es nie erfahren?«, fragt mein Dad. Jetzt wirkt er so schockiert wie Peter und meine Freunde.
    Â»Nein. Und Mom hat ganz recht – es war meine Schuld. Er hat überhaupt nichts falsch gemacht.«
    Meine Mom seufzt. »Na schön. Aber können wir uns nicht darauf einigen, dass das Schnee von gestern ist?«
    Entschlossen schüttele ich den Kopf. »Nein, darauf können wir uns nicht einigen. Und so etwas sagen wir auch nicht, wenn Kirby dabei ist. Conrad gehört genau so zu ihr wie ich.«
    Meine Mom verzieht das Gesicht. »Das würde ich nun nicht behaupten.«
    Â»Nicht? Gehöre ich etwa mehr zu dir als zu Dad?«, frage ich.
    Â»Also, weißt du«, erwidert meine Mom empört. »Du hast sie neun Monate in dir getragen und hast die verantwortungsvolle Entscheidung getroffen, sie wegzugeben, während dieser Junge vermutlich …«
    Â»Conrad«, unterbreche ich. »Er heißt Conrad.«
    Tief im Inneren weiß ich, dass Selbstgerechtigkeit mich nicht weiterbringen wird. Ich bin schließlich diejenige, die die ganze Kettenreaktion in Gang gesetzt hat. Aber immerhin ist Kirby jetzt da. Und Conrad werden wir auch bald finden. Aber das Mindeste ist, dass er einen Namen und einen Platz in dieser Geschichte bekommt.
    Â»Wir wissen nicht, wie er sich verhalten hätte«, gebe ich zu bedenken und erinnere mich an meine Unterhaltung mit Peter. Jetzt nehme ich seine Position ein. »Ich habe ihm ja nie eine Chance gegeben.«
    Â»Und was willst du jetzt tun, Marian? Ihm alles gestehen?«, fragt sie trotzig.
    Â»Ja«, erwidere ich. »Morgen, zusammen mit Kirby.«
    Meine Mutter starrt mich mit großen Augen an. »Ist es dafür nicht ein bisschen zu spät?«
    Â»War es zu spät für Kirby, um mich zu finden? Ist es zu spät für euch, sie kennenzulernen?«
    Mein Vater schüttelt den Kopf. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er damit meine Frage beantwortet oder einen Kommentar zu der ganzen Situation abgibt.
    Â»Und was hat er noch gesagt? An dem Tag, als ihr ihn getroffen habt? Abgesehen von ›Hallo‹?« Hat er vielleicht nach mir gefragt?
    Â»Nichts weiter«, erwidert meine Mom.
    Mein Vater konzentriert sich. »Ich glaube, er hat außerdem noch bemerkt: ›Das sind aber schöne Tomaten.‹«
    Käme diese Aussage nicht von meinem Vater, würde ich Sarkasmus vermuten. Aber er versucht bloß, in allen Einzelheiten so präzise wie möglich zu sein. Wahrscheinlich ist er deswegen auch so ein famoser Anwalt.
    Â»Und das war’s?«, frage ich.
    Â»Das war’s«, bestätigt er leise.
    Ich nicke und erkläre, dass ich mich noch kurz auf mein Zimmer zurückziehen werde, bis Kirby ankommt. Im Flur sehe ich plötzlich Conrad am Gemüsestand vor mir. Ich denke an seine Hände, daran, wie sie aussahen und sich anfühlten, ganz warm auf meiner Haut. Hat er einen Ring getragen an jenem Tag, als meine Eltern ihn trafen? Wird er morgen einen am Finger haben?

25 – Kirby
    Noch sechzig Kilometer auf der Interstate 55 liegen vor mir. Bis jetzt war die insgesamt fünfstündige Fahrt total problemlos, nur einmal habe ich angehalten, um zu tanken und aufs Klo zu gehen. Außerdem habe ich meine Eltern angerufen und ihnen gesagt, dass alles wie am Schnürchen läuft, dass das Wetter schön ist und kein starker Verkehr herrscht. Mein Vater erinnert mich noch einmal daran, immer auf der rechten Spur zu bleiben, zu den großen Lastwagen Abstand zu halten und beim Fahren nicht zu telefonieren.
    Â»Ach ja. Deine Mutter lässt dir ausrichten, du sollst den Pekannusskuchen nicht vergessen. Er schmilzt, wenn du ihn im Auto liegen lässt.« Der Kuchen ist mein Gastgeschenk. Meine Mutter hat ihn gestern noch gebacken – und nebenher noch vier Stoffservietten mit dem Buchstaben »C« bestickt. Beide Projekte sind zuerst in die Hose gegangen: Der erste Kuchen ist ein bisschen zu braun geraten und bei den Servietten hat sie sich zuerst für lilafarbenes Garn entschieden, was ihr letztlich aber nicht gefallen hat. Darum hat sie bis spät in die Nacht in der Küche weitergearbeitet. Als ich bei ihr vorbeigekommen

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