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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Kopf.
    Â»Na, dann wird es Zeit, findest du nicht?«
    Wieder schüttele ich den Kopf, dieses Mal lächelnd.
    Â»Na los. Wir können ja zusammen spielen«, schlägt er vor, steht von seinem Hocker auf und führt mich zur Bühne. »Du kannst dir einen Song aussuchen. Mir ist alles recht.«
    Â»Alles?«, wiederhole ich. Die Musik wird lauter, je näher wir den Boxen kommen.
    Â»So ziemlich alles.«
    Wir setzen uns an einen kleinen Tisch links vor der Bühne, auf dem ein »Reserviert«-Schild steht, und er bestellt uns Burger und Pommes und noch eine Cola für mich. Inzwischen kommen immer wieder Leute an unseren Tisch, um zu fragen, wann er singen wird. Manche wünschen sich auch bestimmte Songs.
    Â»Wir besprechen gerade unseren Auftritt«, sagt er und zeigt auf mich. »Das ist Kirby, sie ist Schlagzeugerin und spielt mit mir heute Abend.«
    Im Nu sind zwei Stunden vergangen. Wir reden viel, hören den Musikern auf der Bühne zu. Das Publikum ist nicht überkritisch, es scheint jeden halbwegs geglückten Versuch mit Beifall zu belohnen. Aber ich habe trotzdem schreckliche Angst, dass Conrad mich auf die Bühne zwingen könnte. Alle paar Minuten schlägt er einen Song vor, den ich aus allen möglichen Gründen ablehne: weil mir die Botschaft der Lyrics nicht passt, weil kein Schlagzeugsolo drin vorkommt, oder weil er mir einfach nicht gefällt. Aber wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht auftreten, denn ich lehne sogar einige meiner Lieblingssongs ab, etwa »Have You Ever Seen The Rain?« von Creedence Clearwater Revival oder »Good To See You« von Neil Young.
    Um Viertel vor elf sagt er: »Komm schon, Kirby, was kann schon groß passieren?« Da beiße ich eben in den sauren Apfel. Conrad schlägt »Small Town« von Pearl Jam vor.
    Â»Meinst du ›Elderly Woman Behind the Counter in a Small Town‹?«, frage ich. Eddie Vedder hat in einem Interview mal gesagt, dass der lange Titel eine Reaktion auf die üblichen Ein-Wort-Titel der Band war.
    Â»Genau«, sagt er. »Kennst du den Song?«
    Ich nicke und gehe im Geist den Text durch.
    Er verschränkt die Arme, schüttelt den Kopf und sagt, dass er das Lied seit dem Sommer 1995 nicht mehr gespielt hat.
    Â»Dann wäre es jetzt doch passend, oder nicht?«, frage ich.
    Â»Vermutlich«, grinst er und zieht sich den Schirm seiner Mütze tief ins Gesicht, sodass ich seine Augen nicht mehr sehen kann.
    Mit klopfendem Herzen betrete ich die Bühne und setze mich hinter das DW-Schlagzeug mit Titan-Glitzerfinish, ein echtes Schmuckstück. Ich spiele mich ein bisschen ein, teste die Pedale und prüfe, wie sich die Sticks in meiner Hand anfühlen. Das Becken verwende ich nicht, genau so, wie es die große Moe immer gemacht hat.
    Conrad nimmt das Mikrofon. Das Publikum jubelt, als hätte ein großer Star die Bühne betreten: Alle setzen sich auf, lächeln breiter, klatschen oder pfeifen voller Vorfreude. Er ist hier nicht nur der Chef, sondern auch der Publikumsliebling.
    Â»Guten Abend zusammen«, sagt er. Über die Lautsprecher klingt seine Stimme noch tiefer. Er dreht seine Mütze, sodass der Schirm jetzt hinten ist.
    Ein paar Leute rufen seinen Namen, andere wünschen ihm gleichfalls einen guten Abend.
    Â»Heute möchte ich euch die großartige Kirby Rose vor stellen. Sie ist eine talentierte Schlagzeugerin aus St. Louis. Ich kenne sie noch nicht lange«, sagt er und schaut mich an. »Aber sie ist ein tolles Mädchen. Ich mag sie sehr. Und ich weiß, dass ihr sie auch mögen werdet. Heißen wir sie herzlich willkommen im Zelda’s.«
    Die Leute applaudieren wie verrückt, und ich glaube, gleich in Ohnmacht fallen zu müssen. Ich schwitze schrecklich, und die Scheinwerfer blenden mich. Aufgeregt beobachte ich, wie Conrad in die Bühnenecke schlendert und seine Gitarre aus dem Kasten holt. Sie ist über und über mit Aufklebern bedeckt. Er hängt sie sich um und spielt ein paar Akkorde. Mir wird schwarz vor Augen, aber er kommt auf mich zu und sagt: »Ganz ruhig. Tief durchatmen. Also los, ich führe. Du schaffst das.«
    Ich nicke und gehe den Rhythmus des Songs im Kopf durch. Das mache ich immer so, bevor ich spiele.
    Dann wird es still im Raum. Alle schauen uns an. Conrad beginnt zu spielen und singt den Text. Er hat einen schönen, vollen Tenor, so ähnlich wie Eddie, aber mit einem ganz

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