Wo die Liebe beginnt
und zieht sich aus bis auf seine weiÃen Brooks-Brothers-Boxershorts, die einzige Marke, die er trägt. Der Geruch seiner Haut beruhigt mich, genau wie die Wärme seines Körpers neben meinem.
»So«, sagt er. »Das ist doch viel besser. Jetzt rede mit mir.«
Ich schaue besorgt zur Tür. Obwohl er flüstert, habe ich Angst, dass sie uns hören kann.
Dann schlucke ich und überlege, wie ich anfangen soll.
»Tut mir leid, dass du dich meinetwegen geärgert hast«, beginnt er und nimmt mich in den Arm.
»Nein, es war meine Schuld â¦Â«, stammele ich. Ich will, dass er aufhört, bevor mein schlechtes Gewissen mich erstickt.
Aber er redet weiter. »Nein. Du wolltest mit mir über unsere Zukunft sprechen, und ich habe dich einfach abgebügelt. Lass uns jetzt darüber reden.«
»Ist schon in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht ⦠Ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, dass ich nie wieder heiraten möchte, ich wollte nur â¦Â«
Das Gespräch, das ich unbedingt führen wollte, fühlt sich jetzt banal an. »Peter«, sage ich. »Es geht um etwas anderes. Ich bin nicht sauer deswegen ⦠das heiÃt, ich war sauer, aber jetzt geht es um ⦠was anderes.«
»Um was denn?«, fragt er geduldig, aber auch irgendwie frustriert.
Die Gedanken wirbeln wild durch meinen Kopf. Ich weià genau, wie ich auf den Punkt kommen könnte: Peter, meine achtzehnjährige Tochter schläft im Nebenzimmer.
Aber ich kriege diese Worte nicht über die Lippen â nicht mal den Anfang der Geschichte.
Stattdessen stottere ich: »Es geht darum ⦠also, ich muss dir was sagen. Ich ⦠ich habe dir etwas verschwiegen.« Ich bin erleichtert, als die Worte drauÃen sind. Gleichzeitig ärgere ich mich über meine kryptische Eröffnung à la Soap Opera.
»Was hast du mir verschwiegen?«
»Was ziemlich Wichtiges.«
»Was denn? Hast du jemanden umgebracht?«, fragt er mit nervösem Lachen. »Entschuldige, das war nicht witzig. Selbst wenn du das getan hättest, könntest du es mir anvertrauen. Du kannst mir alles sagen.«
»Ich habe niemanden umgebracht, Peter.« Ich denke an das Wort Abtreibung , das mich in jenem Sommer verfolgte. Bedeutet Abtreibung, jemanden umzubringen? Das konnte ich damals nicht beurteilen und kann es noch heute nicht. Damals wusste ich bloÃ, dass ich es nicht durchziehen konnte. Hätte ich mich dafür entschieden, hätte ich das dann auch geheim gehalten? Wie würde es sich wohl anfühlen, Peter ein solches Geständnis zu machen? Wäre die Scham gröÃer als jetzt? Ich sage mir, dass ich das Richtige getan habe, indem ich ihr das Leben schenkte und sie dann weggab. Ich vergrabe mein Gesicht im Kissen.
»War das vor meiner Zeit? Ich meine, es geht nicht um uns, oder? Du hast doch kein Verhältnis mit Damien Brady gehabt?« Er meint den Star meiner Serie. Er scherzt, aber ich frage mich, ob er das schlimmer oder weniger schlimm fände als das, was ich ihm jetzt zu sagen habe.
»Nein«, erwidere ich, das Gesicht noch immer im Kissen versteckt. »Es geht nicht um dich. Sondern um mich. Und um etwas, das mir vor achtzehn Jahren passiert ist.«
»Was ist es, Marian? Bitte sagâs mir. Es wird nichts daran ändern, was ich für dich empfinde.«
»Das kannst du gar nicht versprechen.«
Er atmet tief durch, dann beugt er sich zu mir hinunter und küsst mich, fest, mit offenem Mund, mehrere Sekunden lang. Seine Zunge ist warm, weich, beruhigend. Als der Kuss zu Ende ist, sagt er: »Gib dir einen StoÃ, Marian. Sagâs mir einfach.«
Das tue ich dann. Die Worte purzeln mir nur so aus dem Mund, und die groben Umrisse der Geschichte liegen vor uns, angefangen von jenem Sommer bis hin zu dem Klingeln an meiner Tür vor einigen Stunden. Ich kann ihn nicht anschauen, bevor ich fertig bin, weil ich Angst habe, was ich in seinem Gesicht lesen würde. Missbilligung, Enttäuschung, Ablehnung. Als ich ihn endlich anschaue, liegt das alles tatsächlich in seiner Miene, obwohl er sich Mühe gibt, es zu verstecken.
»Ich habe das noch keinem anderen Menschen verraten«, erkläre ich, als würde das entschuldigen, dass ich es ihm nicht gesagt habe. »Nur meine Mutter weià es.«
»Na ja. Danke, dass duâs mir trotzdem gesagt hast.«
»Liebst du mich noch?«
»Ja.«
Was hat er denn für
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