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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Ysabeau lebt, dann …« Philippe verstummte mitten im Satz. Einen Moment sah er mich entgeistert an, schließlich begriff er. »Dann bin ich also doch nicht unsterblich. Und ihr könnt mich nicht dort um Hilfe bitten, wo alles begann.«
    »Nein.« Matthew presste die Silbe hervor.
    »Und doch hast du deine Mutter mit deinen Feinden allein gelassen?« Philippe durchbohrte ihn mit seinem Blick.
    »Marthe ist bei ihr. Baldwin und Alain werden sicherstellen, dass ihr kein Leid zugefügt wird.« Matthew sprach beruhigend und beschwichtigend auf seinen Vater ein, der immer noch meine Hand umklammerte. Allmählich wurden meine Finger taub.
    »Und Ysabeau hat meinen Ring einer Hexe gegeben? Wie außergewöhnlich. Allerdings steht er ihr gut«, stellte Philippe gedankenverloren fest und drehte meine Hand den Flammen im Kamin zu.
    » Maman fand das auch«, sagte Matthew leise.
    »Wann …« Philippe atmete bedächtig ein und schüttelte den Kopf. »Nein. Verrate es mir nicht. Kein Geschöpf sollte wissen, wann es sterben muss.«
    Meine Mutter hatte ihr grausames Ende und das meines Vaters vorhergesehen. Durchfroren, erschöpft und geplagt von meinen eigenen Erinnerungen begann ich zu schlottern. Matthews Vater schien das gar nicht zu merken, so gedankenverloren sah er auf meine Hand, aber sein Sohn bemerkte es sehr wohl.
    »Lass sie los, Philippe«, befahl Matthew.
    Philippe sah mir in die Augen und seufzte enttäuscht. Trotz des Ringes war ich nicht seine geliebte Ysabeau. Er löste seinen Griff, und ich trat ein paar Schritte zurück, aus seiner Reichweite heraus.
    »Wirst du Diana nun, da du ihre Geschichte gehört hast, Schutz gewähren?« Matthew sah seinen Vater flehend an.
    »Wollt Ihr das wirklich, Madame?«
    Ich nickte und schloss die Finger um die verschnörkelte Armlehne des nächsten Sessels.
    »Dann werden die Ritter des Lazarus für Euer Wohlergehen bürgen.«
    »Danke, Vater.« Matthews Finger drückten Philippes Schultern, dann kehrte er an meine Seite zurück. »Diana ist müde. Wir sehen dich morgen früh.«
    »Auf keinen Fall.« Philippes Stimme peitschte durch den Raum. »Deine Hexe befindet sich unter meinem Dach und in meiner Obhut. Sie wird das Bett nicht mit dir teilen.«
    Matthew nahm meine Hand. »Diana ist weit weg von zu Hause, Philippe. Sie kennt diesen Teil der Burg nicht.«
    »Sie wird nicht in deinen Gemächern schlafen, Matthew.«
    »Warum nicht?« Stirnrunzelnd sah ich abwechselnd Matthew und seinen Vater an.
    »Weil Ihr beide nicht verpaart seid, ganz gleich, welch hübsche Lügen Matthew Euch erzählt hat. Und Ihr könnt den Göttern dafür danken. Vielleicht können wir die Katastrophe doch noch abwenden.«
    »Wir sind nicht verpaart?«, fragte ich benommen.
    »Eine unauslöschliche Verbindung entsteht nicht dadurch, dass man sich gegenseitig Versprechen gibt und Ihr das Band eines Manjasang annehmt, Madame.«
    »Er ist in jeder Hinsicht, die zählt, mein Gemahl.« Blut schoss mir in die Wangen. Nachdem ich Matthew erklärt hatte, dass ich ihn liebte, hatte er mir versichert, dass wir damit verpaart seien.
    »Ihr seid auch nicht wahrhaftig verheiratet – jedenfalls nicht in einer Weise, die einer genaueren Prüfung standhalten würde«, fuhr Philippe fort. »Und der werdet Ihr oft genug ausgesetzt sein, wenn Ihr dieses Spiel fortführen wollt. In Paris hat Matthew immer lieber über metaphysischen Fragen gebrütet, als das Gesetz zu studieren. In diesem Fall, mein Sohn, hätte dir allerdings der Instinkt sagen sollen, was vonnöten ist, selbst wenn es der Verstand nicht tat.«
    »Wir haben gegenseitig vor unserer Abreise ein Gelübde abgelegt. Matthew schenkte mir Ysabeaus Ring.« Wir hatten in den letzten Minuten in Madison eine Art Zeremonie abgehalten. Ich ging im Zeitraffer die entsprechenden Minuten durch, um den Fehler darin zu finden.
    »Zu einer Manjasang- Paarung gehört etwas, was alle Einwände verstummen lässt, die Priester, Anwälte, Feinde und Rivalen vorbringen könnten: die physische Vereinigung.« Philippes Nasenflügel bebten. »Und ihr habt euch noch nicht vereint. Ihr riecht nicht nur fremdartig, sondern noch dazu unterschiedlich – wie zwei einzelne Wesen statt einem. Jeder Manjasang weiß sofort, dass ihr euch nicht verpaart habt. Gerbert und Domenico wussten es sicherlich, sobald sie Diana in ihrer Gewalt hatten. Wie zweifelsohne auch Baldwin.«
    »Wir sind verheiratet und verpaart. Dafür braucht es keinen weiteren Beweis als mein Wort. Und das Übrige ist nicht

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