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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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werden. Daher begrüßte er die Gelegenheit, wenn auch nur im Kleinen, etwas zu bewirken.
    Und so befanden sich an Bord der Majestic , wenn sie von Sansibar aus ablegte, neuerdings stets einige ehemalige Sklaven, die an einen Ort gebracht wurden, an dem sie ein neues Leben in Freiheit beginnen konnten.
    Es war ein einfaches, aber effektives Netzwerk, bei dem alle Räder nahtlos ineinandergriffen. Doch Risiken gab es natürlich immer. Ein falsches Wort, eine unbedachte Äußerung konnte genügen, um alles zu zerstören. Und natürlich bestand immer die Gefahr, dass jemand auf das, was auf der Plantage geschah, aufmerksam wurde. Doch es war inzwischen schon fünfmal gut gegangen, und Annemarie war zuversichtlich, dass sie es auch noch ein sechstes und siebtes Mal schaffen würden.
    Zumindest bemühte sie sich angestrengt darum, Zuversicht zu empfinden. Doch die Angst war ihr ständiger Begleiter, seit sie vor ein paar Wochen damit begonnen hatten, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Wäre Nathan nicht gewesen, der sie bedingungslos liebte und mit dem sie, wenn das alles hier vorbei war – wann immer das auch sein mochte –, irgendwo ein neues Leben anfangen wollte, sie hätte es wohl nicht durchgestanden. Er gab ihr die Kraft, die sie brauchte, um weiterhin als Albrechts gehorsame Ehefrau und Celias fürsorgliche Freundin zu funktionieren. Die Stunden, die sie mit ihm verbrachte, waren Stunden gestohlenen Glücks, für die Annemarie sich schon längst nicht mehr schuldig fühlte. Sie hatte mit Nathan geschlafen, weil sie ihn liebte. Wenn Gott ihr das nicht verzeihen konnte, dann war er nicht der gnädige und gütige Herr, an den sie Zeit ihres Lebens geglaubt hatte.
    „Wie geht es Jonathan?“, fragte sie Celia, nicht weil sie sich wirklich dafür interessierte, sondern um die Zeit totzuschlagen, bis sie sich endlich auf den Heimweg machen konnte, ohne dass es verdächtig erscheinen würde.
    Ihre ehemalige Reisegefährtin nippte an ihrem Tee, die hauchzarte Tasse geziert zwischen zwei Fingern haltend. „Er hat im Moment viel zu tun. Auch jetzt sitzt er wieder oben in seinem Arbeitszimmer und brütet über irgendwelchen Plänen. Vielleicht hast du schon davon gehört, dass es in jüngster Zeit auffällig viele Fälle von geflüchteten Sklaven gibt?“
    Annemarie zwang sich, ruhig zu bleiben und sich arglos zu geben. „Nein“, erwiderte sie. „Ist das denn so ungewöhnlich? Ich nahm an, dass immerzu Sklaven versuchen, ihre Freiheit zurückzugewinnen.“
    „Schon“, entgegnete Celia. „Allerdings sind ihre Fluchtversuche in der Regel nicht von Erfolg gekrönt, und sie werden nach einigen Tagen, spätestens nach ein, zwei Wochen, wieder eingefangen. Du musst bedenken, dass kaum jemand bereit wäre, einem flüchtigen Sklaven Unterschlupf zu gewähren oder ihm zu helfen. Schon allein deshalb, weil kaum ein Farmer es riskieren würde, dass seine eigenen Sklaven auf dumme Ideen kommen.“
    „Aber dieses Mal ist es anders?“
    Celia nickte. „Es sind Männer, Frauen und Kinder, die bei Nacht und Nebel aus ihren Quartieren verschwinden und niemals wieder gesehen werden, so als hätten sie sich in Luft aufgelöst.“ Ihre Miene wurde hart. „Jemand muss ihnen helfen, so viel steht fest. Aber wer auch immer es ist, früher oder später wird er einen Fehler begehen – und dann werden Jonathan und seine Leute ihn zur Rechenschaft ziehen!“
    „Du meinst dein Jonathan?“ Annemarie blinzelte überrascht. „Was hat er damit zu tun?“
    Ein Anflug von Stolz ließ Celias Gesicht leuchten. „Er ist zum Vorsitzenden des Komitees für Sklavenfragen gewählt worden, einer inoffiziellen Organisation, deren Ziel es ist, Recht und Ordnung in diesem Land aufrechtzuerhalten.“
    Ein eisiger Schauer überlief Annemarie, als sie verstand, was das bedeutete. In diesem Moment wurde ihr womöglich zum ersten Mal wirklich bewusst, welches Risiko sie eingingen. Sie kannte Celias Ehemann zwar nicht besonders gut, aber sie hatte genug über ihn gehört, um zu wissen, dass er in allem, was er tat, absolut kompromisslos war. Und Henriette und sie befanden sich mitten in der Höhle des Löwen und schmuggelten direkt unter seinen Augen entlaufene Sklaven in die Freiheit.
    Es war völlig verrückt. Wahnsinn! Aber im selben Moment wusste sie auch, dass weder Henriette noch sie selbst damit aufhören konnten. Nicht, solange es dort draußen noch Menschen gab, die ihre Hilfe brauchten.
    „Was ist mit dir?“, fragte Celia, und erst jetzt merkte

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