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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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vollkommen egal .
    Der überwiegende Teil der Hotelgäste, die in einem seiner Häuser an der Küste logierten, gehörten zu dieser Kategorie. Stephen lebte von ihrem Geld. Das bedeutete jedoch nicht, dass er sie auch mögen musste. Er war kein Dummkopf, und er war weder blind noch taub. Frauen mochten ihn, auch wenn er die Gründe hierfür nicht unbedingt nachvollziehen konnte. Sie flirteten auf Teufel komm raus mit ihm, wenn er abends an die Hotelbar kam, und tagsüber am Pool gingen sie kaum weniger offensiv vor. Am Anfang hatte er sich von so viel weiblichem Interesse noch geschmeichelt gefühlt. Doch inzwischen empfand er es nur noch als störend und lästig.
    Die Frauen wollten den Menschen Stephen Alistair ebenso wenig kennenlernen wie die Insel Sansibar. Alles war austauschbar. Ein Leben wie Plastik, billig und schnell, ohne jede Tiefe.
    Stephen war auf Sansibar geboren und aufgewachsen. Seine Eltern und Großeltern hatten schon hier gelebt. Nur für sein Studium war er für ein paar Jahre ins Ausland gegangen, um die London School of Economics zu besuchen. Er liebte die Insel, aber trotzdem stand ihm alles manchmal bis zum Hals. Dann wollte er am liebsten einfach all dem den Rücken kehren. Doch genau das durfte er nicht tun. Denn er besaß eine Verantwortung.
    Seinen Angestellten gegenüber.
    Rachel gegenüber.
    Er holte tief Luft und kniff die Augen so fest zu, dass farbige Sterne auf seinen Netzhäuten explodierten. Als er sie wieder öffnete, fand er sich direkt neben seinem Wagen wieder. Gott allein wusste, wie lange er einfach nur dagestanden und ins Leere gestarrt hatte.
    Ärgerlich über sich selbst öffnete er die Fahrertür und rutschte hinters Steuer. Dann ließ er den Motor an, legte einen Gang ein und lenkte den Jeep vorsichtig rückwärts in den Forstweg. Es dauerte nicht lange, bis der Renault wieder in Sichtweite kam. Als Stephen nah genug heran war, nahm er das Abschleppseil vom Rücksitz und stieg aus, wobei er den Motor einfach weiterlaufen ließ.
    Er war froh, dass die Unbekannte wieder im Wagen saß, sodass er sich für den Moment nicht ihrem irritierenden Anblick ausgesetzt sah. Was ist bloß los mit dir? Hast du dich von einem Moment auf den anderen in einen Waschlappen verwandelt? Eine hübsche Frau bringt dich doch sonst nicht so leicht aus der Ruhe!
    Mit geübten Handgriffen befestigte er das Abschleppseil an der hinteren Stoßstange des Renaults und überprüfte mehrfach den Knoten, ehe er schließlich zufrieden nickte und zum Jeep zurückging.
    Seine Vermutung, was den Zustand seiner Kleidung betraf, bewahrheitete sich. Als er wieder einstieg, war das Leder seiner Schuhe von ockerfarbenem Schlamm überzogen und seine Jeans mit Spritzern übersät. Fatima, seine Haushälterin, würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie die Bescherung sah.
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Manchmal konnte man fast annehmen, Fatima, die schon für seine Familie gearbeitet hatte, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, sei die eigentliche Herrin in seinem Haus. Und auf gewisse Weise traf das vermutlich auch zu.
    Er setzte sich wieder hinters Lenkrad und beugte sich aus dem Seitenfenster, um besser nach hinten sehen zu können. „Sind Sie so weit?“
    „Ja“, lautete die gedämpfte Antwort aus dem anderen Wagen. „Was muss ich tun?“
    „Lassen Sie den Motor an, legen Sie den Rückwärtsgang ein und warten Sie“, wies Stephen sie an. „Wenn Sie merken, dass sich etwas tut, geben Sie vorsichtig Gas. Aber nicht zu viel, sonst fahren Sie sich wieder fest, und die ganze Mühe war umsonst.“
    Da sie nichts erwiderte, ging er davon aus, dass sie verstanden hatte. Dann konnte es ja losgehen.
    Es war nicht das erste Mal, dass Stephen einen Wagen aus dem Schlamm ziehen musste. Gerade während der Regenzeit zwischen Ende März und Anfang Juni konnte es leicht passieren, dass man sich auf einer schlecht befestigten Straße festfuhr – und von denen gab es auf Sansibar noch immer nicht wenige.
    Langsam ließ er den Jeep anrollen, bis er spürte, dass das Abschleppseil sich spannte; dann drückte er das Gaspedal ein bisschen tiefer durch.
    Zunächst rührte sich nichts. Sein Motor heulte auf hoher Drehzahl, und Stephen spürte, dass die Reifen kurz davor standen, durchzudrehen. Dann endlich, als er schon befürchtete, dass sie doch einen Abschleppdienst benötigen würden, gab es einen leichten Ruck nach vorn. Er hörte, wie hinter ihm Gas gegeben wurde, und im nächsten Moment

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