Wo die Nelkenbaeume bluehen
zurück. Sie hatte nur einen kleinen Teil von dem, was er gesagt hatte, mitbekommen. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Mr Jamisson, ich verstehe nichts vom Gewürzanbau. Aber ich verfüge über eine rasche Auffassungsgabe. Was ich bis jetzt nicht weiß, kann ich lernen. Und ich habe erfahrene Helfer, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen werden.“
Der grauhaarige Mann wirkte skeptisch, doch er zuckte die Schultern. „Letztendlich liegt die Entscheidung natürlich bei Ihnen, Miss Bluhm. Wenn Sie wünschen, werde ich Sie informieren, sobald der Termin für die Versteigerung der Farm feststeht.“
„Bitte tun Sie das“, entgegnete Lena. „Am besten gebe ich Ihnen meine Handynummer. Unter der bin ich in der Regel immer erreichbar.“
Ronald Jamisson verabschiedete sich höflich von Lena. Doch er konnte kaum verbergen, dass auch er – wie Patrick – ihr Vorhaben für vollkommen verrückt hielt. Nun, dachte Lena amüsiert, vermutlich ist es das auch. Doch das änderte nichts daran, dass sie fest entschlossen war, es in die Tat um zusetzen.
Mit Patrick hatte sie seit jener Nacht in der vergangenen Woche nicht mehr gesprochen. Nicht etwa, weil er nicht versucht hätte, sie zu erreichen. Doch Lena wollte nicht, dass er ihr in diese Sache hineinredete. Deshalb ignorierte sie seine Anrufe beharrlich.
Draußen vor der Tür stand Lenas Mietwagen, ein klappriger alter Renault. Nach anfänglichen Bedenken, was den Verkehr in Sansibar Stadt betraf, hatte sie Suleiman darum gebeten, ihr einen fahrbaren Untersatz zu besorgen. Auf diese Weise konnte sie zwischen dem Hotel und der Spice-Farm hin- und herpendeln, ohne auf ein Taxi angewiesen zu sein. Und obwohl auf den Straßen der Stadt mitunter das reinste Chaos herrschte, kam Lena zu ihrem eigenen Erstaunen gut zurecht.
Lena setzte sich hinters Steuer, ließ den Motor aber noch nicht an. Seufzend schloss sie die Augen und lehnte den Kopf an das Seitenfenster. Und was nun? Bis zur Versteigerung würde es laut Mr Jamisson noch bis zu zehn Tagen dauern, und bis dahin gab es für sie nichts zu tun. Sie konnte die verbleibende Zeit also ebenso gut nutzen, um sich ein wenig mit der Insel, auf der sie in Zukunft zu leben gedachte, vertraut zu machen.
Lena fuhr los.
Auf halber Strecke zwischen Sansibar Stadt und Jambiani gab es ihres Wissens nach ein Schutzgebiet – den Jozani-Chwaka-Bay-Nationalpark. Das sollte ihr erstes Ziel für den heutigen Tag sein.
Entlang der Grenzen des Parks verliefen mehrere relativ breite, gut befestigte Straßen. Der Wald reichte bis dicht an den Straßengraben heran. Nur einmal begegnete Lena einem entgegenkommenden Fahrzeug, ansonsten war die Gegend wie ausgestorben.
Als sie an einer Weggabelung ein Schild mit der Aufschrift „Jozani Forest Reserve“ entdeckte, bog sie von der Hauptstraße in einen kleinen Seitenweg ab. Doch schon nach kurzer Zeit merkte Lena, dass dies unmöglich der richtige Weg sein konnte. Der Untergrund wurde zunehmend schlammiger, und die Wedel der Farne spannten sich weit über die stetig schmaler werdende Fahrbahn.
Nein. Lena hielt an und holte tief Luft. Dann kurbelte sie das Seitenfenster herunter und beugte sich hinaus. Zuerst schaute sie nach vorne, doch ihr wurde schnell klar, dass es in dieser Richtung kein Vorankommen gab. Also zurück?
Eines stand fest: Ein Wenden war auf dem schmalen Pfad vollkommen unmöglich. Sie musste also rückwärtsfahren, bis sie wieder auf die Hauptstraße stieß.
Also schön.
Sie legte den Rückwärtsgang ein und drehte sich so auf dem Fahrersitz, dass sie durch die Heckscheibe sehen konnte. Dann gab sie Gas.
Zuerst ging es gut voran. Doch schon nach ein paar Metern spürte sie, wie die Hinterachse absackte.
Oh nein. Bitte nicht!
Sie ging vom Gas, ehe sie es noch einmal versuchte. Dieses Mal schienen die Räder kurz zu greifen, ehe sie wieder zurückrutschten.
Inzwischen stand Lena der Schweiß auf der Stirn. Sie unterdrückte einen Fluch. Okay, jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Steig aus und schau nach, was los ist. Und dann finde eine Lösung!
Sie atmete tief durch, öffnete die Tür und kletterte aus dem Wagen. Sofort sank sie bis zu den Knöcheln in den matschigen Waldboden ein, und ihre Schuhe füllten sich mit Brackwasser.
Was sie draußen sah, war nicht unbedingt dazu angetan, ihre Stimmung zu heben. Ihrem Wagen war es nicht viel besser ergangen als ihren Füßen. Die Hinterräder hatten sich in einem Schlammloch festgefahren, und mit jedem ihrer Versuche,
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