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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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sich daraus zu befreien, hatte sie es nur noch schlimmer gemacht.
    Sie schloss kurz die Augen und zwang sich, die Ruhe zu bewahren. Also schön, was nun?
    Doch sosehr sie auch hin und herüberlegte, sie kam immer wieder zu demselben Schluss: Was sie brauchte, war ein anderer Wagen, um ihren herauszuziehen. Allein hatte sie nicht die geringste Chance. Doch leider hatte sie auf der ganzen Fahrt hier heraus nur einen einzigen anderen Wagen gesehen. Das waren nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine baldige Rettung.
    Komm schon, denk nach! Denk nach!
    Natürlich, ihr Telefon! Sie würde einfach im Hotel anrufen und Suleiman um Hilfe bitten. Aber die Anzeige auf dem Display ihres Smartphones machte alle ihre Hoffnungen mit einem Schlag zunichte: kein Empfang!
    Sie war auf sich allein gestellt.
    „Was soll das heißen, Jamisson? Wieso gibt es plötzlich noch einen weiteren Interessenten für die Spice-Farm?“ Stephen Alistair bedachte sein Handy, das in der Freisprecheinrichtung seines Jeeps steckte, mit einem finsteren Blick. Dabei war das Gerät nun wirklich nicht für die schlechten Nachrichten verantwortlich, die er gerade erhalten hatte.
    Ronald Jamisson, der Notar, der Rafe Bennetts Erbe verwaltete, seufzte. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass heute Mittag eine junge Frau – eine Lehrerin – bei mir in der Kanzlei war. Wenn ich es richtig verstanden habe, verfügt sie über ausreichend Kapital, um sämtliche Gläubiger zu befriedigen. Und sie will die Farm wohl weiterführen.“
    „Was?“ Ungläubig schüttelte Stephen den Kopf. Nur ein vollkommener Narr konnte auf den irrsinnigen Gedanken kommen, dass Bennett’s Clove and Spice Farm jemals wieder schwarze Zahlen schreiben würde. Stephen selbst dachte nicht im Traum daran, sich auf ein solches Wagnis einzulassen. Ihn interessierte einzig und allein das Grundstück der Gewürzfarm. Und nun – endlich! – bestand eine realistische Chance, es in die Finger zu bekommen.
    Er konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft er versucht hatte, Rafe Bennett, diesen alten Sturkopf, zur Vernunft zu bringen. Vergeblich. Der Mann war einfach nicht dazu zu bewegen gewesen, einen Verkauf auch nur in Betracht zu ziehen. Allgemein nicht, und schon gar nicht an einen Alistair.
    Seufzend fuhr Stephen sich durch sein welliges schwarzbraunes Haar. Die Ursache für den alten Zwist zwischen den Bennetts und den Alistairs lag weit in der Vergangenheit. Einst mochte es triftige Gründe dafür gegeben haben, doch das war zwei Generationen her. Er konnte nicht nachvollziehen, dass eine Fehde über so eine lange Zeit anhielt.
    Doch nun war mit Rafe Bennett der mehr als einhundert Jahre andauernde Streit zu Grabe getragen worden …
    Stephen konnte nicht behaupten, dass er dies bedauerte, auch wenn er sich andere Umstände gewünscht hätte. Durch die Zwangsversteigerung stand endlich der Weg frei, Rachels und seinen alten Traum zu verwirklichen. Und er würde sich dabei nicht von irgendeiner Lehrerin ins Handwerk pfuschen lassen. Nein, ganz gewiss nicht! Dafür hatte er viel zu lange auf diesen Moment warten müssen.
    Rachel hat viel zu lange warten müssen …
    Wie immer rief der Gedanke an seine Schwester zwiespältige Gefühle in ihm hervor. Trauer, Wut, Bedauern, Selbstvorwürfe, aber auch Liebe, Zärtlichkeit und Wärme.
    Wenn er die Lider schloss, konnte er sie beinahe vor sich sehen. Ihre stolze Haltung, das eigensinnig vorgereckte Kinn, das Funkeln in ihren graublauen Augen. Und wie begeisterungsfähig sie gewesen war! Mit ihrem wallenden kupferfarbenen Haar und ihrem forschen Auftreten hatte sie die meisten Männer in ihrem Umfeld eingeschüchtert. Doch das hatte sie nie gekümmert. Wie waren noch gleich ihre Worte gewesen? „Ein Mann, der mich nicht so nimmt, wie ich bin, kann mir gestohlen bleiben.“
    Stephen schluckte. Er hatte sie stets geliebt, nein, er liebte sie immer noch. Auch wenn die Rachel, die ihm geblieben war, kaum noch Ähnlichkeit mit der Person aus seinen Erinnerungen besaß.
    Und das ist deine Schuld! Wenn du besser auf sie aufgepasst hättest …
    Er schüttelte den Kopf, um die Geister der Vergangenheit zu vertreiben, die ihn von Zeit zu Zeit heimsuchten.
    Im Vorüberfahren fiel ihm am Straßenrand etwas auf, und er hielt an. Ein paar übermütige Spaßvögel hatten wieder einmal das Hinweisschild auf den Nationalpark so gedreht, dass es direkt auf den alten Forstweg deutete. Dieser war normalerweise mit einem Tor gesichert, sodass niemand

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