Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
Vom Netzwerk:
Neue etwas Besonderes für ihn. Wie musste es da erst für Lena sein, die vor ein paar Tagen zum ersten Mal sansibarischen Boden betreten hatte?
    Versonnen betrachtete er sie. Der Wind spielte mit ihrem langen hellblonden Haar, das im Sternenglanz schimmerte. Ihre grünen Augen glitzerten, ihr Gesicht war vollkommen entspannt. Es schien, als habe sie die Welt um sich herum einfach vergessen.
    Nicht zum ersten Mal verspürte Stephen das dringende Bedürfnis, sie einfach in seine Arme zu ziehen und zu küssen. Wie es sich wohl anfühlen mochte, ihre warmen, weichen Lippen auf seinen zu spüren? Doch er hielt sich zurück, denn er ahnte, dass sie einen solchen Vorstoß seinerseits nicht hinnehmen würde. Was auch immer sich da zwischen ihnen anbahnte – er wollte es nicht kaputt machen, indem er die Dinge überstürzte. Und so ergriff er lediglich ihre Hand und drückte sie sanft.
    Sie wandte ihm das Gesicht zu. Ein Lächeln ließ ihre Züge noch sanfter und lieblicher erscheinen. Wieder kostete es ihn schier unmenschliche Mühe, sie nicht einfach zu küssen.
    Was hatte diese Frau bloß an sich, dass sie ihn derart die Kontrolle verlieren ließ?
    Sei nicht verrückt! Schau sie dir doch an! Lena Bluhm ist keine Frau, mit der man eine belanglose Affäre anfängt. Und wann hast du dich zuletzt auf eine feste Bindung eingelassen? Ach ja, richtig, du warst ja noch nie länger als ein paar Monate mit ein und derselben Frau zusammen!
    Er verscheuchte den unbequemen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf Lena, die ihm jetzt ihre Hand entzog und nervös, ja fast ein wenig schuldbewusst wirkte.
    „Gehen wir weiter“, sagte sie. „Es war ein wunderschöner Abend, aber nun ist es schon spät …“
    Unwillkürlich fragte Stephen sich, was die Veränderung bewirkt haben mochte. Doch er hakte nicht nach und nickte. „Einverstanden.“
    Als sie in das schmale Waldstück eindrangen, das den Strand von der Straße trennte, wurden sie von durchdringender Schwärze umfangen. Stephen wusste, dass die Intensität der Finsternis auf Menschen, die nur das Stadtleben kannten, irritierend wirkte. Straßenbeleuchtung gab es allenfalls in Sansibar Stadt, und auch dort nur vereinzelt. Außerhalb der Stadt waren der Mond und die Sterne nach Einbruch der Dunkelheit die einzigen Lichtquellen. Und überall, wo der Blick auf den Himmel durch dichtes Blattwerk verwehrt war, fehlten selbst diese. Hinzu kamen die Geräusche des Waldes, die auf jemanden, der daran nicht gewöhnt war, einschüchternd und beängstigend wirken konnten.
    Erneut nahm Stephen Lenas Hand, und dieses Mal schüttelte sie sie nicht ab.
    „Hören Sie das? Das sind die Rufe der Buschbabys“, erklärte er. „Sie werden so genannt, weil sie wie schreiende Kinder klingen. Eigentlich heißen sie Galagos, und es handelt sich um kleine, nachtaktive Halbaffen.“ Er wusste aus Erfahrung, dass die meisten Dinge nur dann furchteinflößend waren, wenn man nichts über sie wusste. Und außerdem wirkte seine Stimme ablenkend, und sie musste sich auf etwas anderes konzentrieren als ihre angespannten Nerven.
    Er hörte, wie sie neben ihm tief durchatmete. „Ist es immer so dunkel hier draußen?“
    „Ja“, erklärte er mit einem aufmunternden Lächeln, das sie zwar nicht sehen konnte. Doch er hoffte, dass sie es irgendwie spürte. „Sie sagten, Sie kommen aus Berlin, richtig? Nun, in einer so großen Stadt ist es niemals wirklich dunkel. Egal, wo man auch ist, es gibt immer einen Rest Licht. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass es hier viel mehr Sterne zu geben scheint?“
    „Doch“, sagte sie. „Das habe ich schon bemerkt.“
    „In Wirklichkeit sind es natürlich nicht mehr Sterne, man sieht sie nur wesentlich besser. Durch das Fehlen von Licht kann man auch die Himmelskörper erkennen, die weiter von der Erde entfernt sind oder eine schwächere Leuchtkraft haben.“ Während er sprach, legten sie das letzte Stück bis zum Wagen zurück. Stephen selbst hatte keine Schwierigkeiten, sich in der Dunkelheit zu orientieren, denn er war daran gewöhnt. „So“, sagte er schließlich und öffnete die Fahrzeugtür, „da wären wir.“ Sofort flammte die Innenbeleuchtung des Jeeps auf. Das fahle Licht erschien nach der absoluten Finsternis des Waldes geradezu blendend hell.
    Auch Lena schien so zu empfinden, denn sie blinzelte heftig. Dabei fiel Stephen auf, dass sie erstaunlich lange, dichte Wimpern besaß. Ein Detail, das er lieber nicht bemerkt hätte, denn sofort begann die Luft

Weitere Kostenlose Bücher