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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nennen es madrón . Er durchstreift die Wüste und sammelt es. Er nennt es Fundsachen. Früher ist er mit den Grateful Dead herumgezogen, wissen Sie? Hatte sich in eine Frau namens Margaret verliebt, die ein paar Mal bei denen die Harfe spielte. Als sie ihn verließ, hat er Grandma Rayella geheiratet.«
    »Klingt nach einem bewegten Leben«, meinte Kat, während der Junge die Süßigkeiten einpackte, die sie am liebsten sofort aufgegessen hätte. Die Cornflakes in Idyllwild hatten ihren Hunger kaum gestillt.
    Der Junge wollte ihr das Wechselgeld auf die zwanzig Dollar geben, doch sie winkte ab.
    Er kniff die Augen zusammen und steckte das Geld in die rechte Jeanstasche. »Grandpa kommt immer gegen fünf her. Seit Grandma gestorben ist, kocht er nicht mehr.« Er deutete zur Theke in einer Ecke des Ladens, wo dichte Dampfwolken aufstiegen. »Er isst dann alles auf, was wir hier zusammenbrauen.«
    »Ist es das, was ich rieche? Das duftet wunderbar!« Kat bereute es, Mound-Riegel, Snickers und die in Papier eingewickelten Necco-Waffeln gekauft zu haben.
    »Weiße-Bohnen-Suppe. Ich koche sie mit frischer Petersilie, Knoblauch und einem umwerfenden Parmesan, importiert.« Er grinste, und Kat stellte sich vor, wie viele Dosen er heute Morgen geöffnet haben mochte, um diese frische Suppe zu kochen.
    »Ich hätte gern eine«, sagte Ray und zog seine Geldbörse heraus. Er bekam einen Pappbehälter voll mit Suppe.

    Sie gingen hinaus, um auf Pablo zu warten. Autos fuhren vorbei, doch niemand hielt an. Nach und nach wurde um sie herum die Abendbeleuchtung eingeschaltet.
    Sie wollten nicht zum Auto zurück, also gingen sie einen Block weiter auf ein in der Ferne blinkendes Schild mit der Aufschrift »Desert Tots« zu. Auf beiden Seiten der Straße erstreckten sich meilenweit brach liegende Flächen. Steppenläufer ließen sich vom Wind treiben. An dem blauen Himmel war bereits der Mond zu erkennen. Vor einem Secondhandshop für Kinderkleidung ließen sie sich auf einer Holzbank nieder. Es war sehr still.
    Ray öffnete den Suppenbehälter und zog einen Plastiklöffel aus der Tasche.
    »Isst du sie ganz auf?«
    »Du hättest mir sagen sollen, dass ich nach zwei Löffeln frage«, sagte er und bot ihr den ersten Bissen an.
    »Ich mochte es nicht sagen. Es war mir peinlich.« Sie schluckte den ersten Bissen hinunter, dann den zweiten, dann den dritten. »Oh, wow!«
    Er nahm den Löffel und probierte die Suppe.
    »Ja, der Kleine kann kochen, alle Achtung!«
    Sie verputzten die Suppe restlos. Noch immer war es sehr heiß. Sie spazierten langsam umher, vorbei am Bibliothekswohnwagen, an der Bank, der Post, dann an einer Wohngegend, sahen Kinder in einem Garten spielen.
    Als sie zurück zum Trading Post kamen, saß nicht mehr das junge Kochgenie, sondern eine Frau mittleren Alters mit deutlich silbergrauen Strähnen im Haar hinter der Kasse, in einem tief ausgeschnittenen T-Shirt, das ihre Oberweite gut zur Geltung brachte. Ray fragte auch sie nach Pablo.
    Sekunden später tauchte aus dem hinteren Teil des Geschäfts ein alter Mann auf. Sein Gesicht war dunkel und zerfurcht,
und er trug einen Strohhut. Im Halsausschnitt seines Hemds steckte eine mit Hähnen verzierte Stoffserviette wie ein Lätzchen. »Heute hat Cheche sich selbst übertroffen«, sagte er zu der Frau an der Kasse, ohne Kat und Ray die geringste Aufmerksamkeit zu widmen.
    »Er glaubt, so kann er dich davon überzeugen, ihm nächstes Jahr die Kochschule zu bezahlen«, antwortete sie. »Er hofft.«
    Der alte Mann, hager, schmächtig, kaum größer als eins fünfundsechzig, nickte. »Er hat schon gekocht, da musste er noch auf einem Schemel stehen.«
    Sie zeigte auf Ray. »Diese Leute da wollen mit dir reden.«
    Pablo nahm seine Serviette ab, faltete sie zusammen und legte sie neben die Kasse. »Legst du das bitte weg, querida ?«
    Sie stopfte die schmutzige Serviette unter die Kasse, wandte sich von ihnen ab und schaute mit ernster Miene auf einen winzigen Fernseher.
    »Hi«, sagte Kat und ließ Pablo Zeit, sie beide in Augenschein zu nehmen. Er lehnte an der Eistruhe, das Bild eines wohlgenährten Mannes. Er musste über siebzig sein, mit großen vernarbten Händen und am Hals hervorstehenden Adern.
    »Wir suchen jemanden.« Ray holte das Foto von Leigh aus seiner Jackentasche und reichte es Pablo.
    Pablo hielt Leighs Foto in der Hand. »Ist lange her, dass ich die Dame gesehen habe.« Er hatte eine tiefe Stimme, sie klang fern, als würde er sie von woanders

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