Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
starrten sie beide in die dunklen Bäume.
    »Er wollte reden. Er musste jede Einzelheit immer wieder durchkauen, es kam gar nicht wirklich darauf an, was ich dazu sagte, es half ihm sowieso nicht. Ich war eigentlich zu einer Party eingeladen, bei einem Kollegen, der in einem großen, schicken Haus in Hollywood wohnte. Ich wurde nur selten zu gesellschaftlichen Anlässen eingeladen, besonders nicht zu solchen, wo es wichtig war, in schickem Outfit zu kommen - ich wollte das nicht versäumen.«
    »Aber er wollte, dass du bei ihm bleibst.«
    »Er sagte, ich sei der einzige Mensch, dem er das alles erzählen könne, denn ich würde Leigh so gut kennen. Hauptsächlich wollte er von mir wissen: Was hat sie über mich gesagt? Was empfindet sie wirklich? Glaubst du, ich kann sie zurückgewinnen? Und so weiter. Immer und immer wieder. Er sagte, ich
sei es ihm schuldig, schließlich habe er mir damals auch den Rücken gedeckt, als ich betrunken durchs Erdgeschossfenster stürzte, und er hatte unseren Eltern erzählt, ich hätte eine Grippe. Ich schuldete ihm etwas für die vielen Male, die er mir den Arsch gerettet hatte. Und das stimmte.«
    »Aber?«
    »Er meinte: Vergiss die verdammte Party. Komm mit mir an den Strand. Ich wollte nicht. Ich wollte auf diese Party gehen, dachte nur an mich und mein Vergnügen, verstehst du? Ich wollte mich in die Streitigkeiten zwischen Tom und Leigh nicht hineinziehen lassen. Er wollte unbedingt an den Strand. Aber ich habe dort Angst im Dunkeln. Nachts tauchen dort Leute auf, die sonderbar drauf sind und dich anmachen. Und ich hätte dann da mit meinem kleinen Bruder gehockt, der um Leigh weinte, und mich nicht aus dem Staub machen können, wenn es mir zu viel geworden wäre. Außerdem war ich sauer, denn es kam mir so vor, als wenn Tom die Freundschaft zwischen Leigh und mir zerstören würde. Ich war zwischen den beiden hin und her gerissen. Und das war mir alles viel zu kompliziert!«
    Ein Sommergewitter war ausgebrochen, Regen prasselte auf die Windschutzscheibe. Wenn man hier lebte, wusste man, dass das dramatische Ereignis höchstens fünfzehn Minuten dauerte. Kat schaltete nicht mal die Scheibenwischer ein. Ray verschlang die Pommes frites, während Kat sachlich fortfuhr: »Er sagte: Oh, versprich mir, dass du niemandem je verrätst, was ich dir jetzt sage! Er fragte mich: Was würdest du tun, wenn ich mich umbringen würde?«
    Ray schwieg.
    »Weißt du, was ich gesagt habe?«
    Sie ballte die Hände zu Fäusten, schlug sie sich vor den Mund und schaukelte vor und zurück. Dann sagte sie mit erstickter
Stimme: »Ich antwortete ihm: Ich würde versuchen, dich, so schnell es geht, zu vergessen.«
    »Du warst jung«, sagte Ray.
    »Ich war grausam und egoistisch. Den Blick, den er mir zuwarf, werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Seine Augen. O Gott.«
    »Wie ist er gestorben, Kat?«
    »Er hat mich im Büro abgesetzt und ist dann in seine Wohnung nach Newport gefahren. Er hat was getrunken und Briefe geschrieben.« Sie zitierte: »›Mach dir keine Vorwürfe, Kitty-Kat, wenn ich sentimental und albern werde.‹ Siehst du, selbst als es darum ging, sein kostbares Leben zu beenden, konnte er noch flapsig sein. Er hat mir an diesem Tag auch noch ein Kompliment über meine Jacke gemacht, kurz bevor alles aus war.«
    »O Kat. Wein doch nicht.«
    »Die Abschiedsbriefe hat er unter einer Vase mit Iris auf dem Küchentisch hinterlassen. Er muss ziemlich betrunken gewesen sein. Seine Handschrift war völlig unleserlich. Dann war da ein Abschiedsbrief an Leigh. Er hat Yvor Winters zitiert, den Dichter. Kennst du ihn?«
    »Nein.«
    »Der Brief fing mit diesem Zitat an: ›Tod. Nichts ist einfacher. Man ist tot.‹ Dann schrieb er, dass er Leigh liebe, und es hätten alle Recht damit, dass er ein Verlierer sei, dass er nicht mal den Menschen halten könnte, den er mehr liebte als sein Leben. Er sagte, sie habe ihn kosmisch ausgelöscht, und er sei nicht mehr derselbe, und er könne ohne sie nicht weiterleben.«
    »Hat Leigh den Brief gelesen?«
    »Natürlich. Ich bin mir sicher, er ist in ihre Seele eingebrannt.«
    »Sie sagte, er sei gestorben. Ich wusste, dass er Selbstmord begangen hat, aber sie wollte nie mit mir darüber sprechen.«

    »Er muss gewartet haben, bis es ganz dunkel war, und dann zurück zum Strand gefahren sein. Und er ist hinausgeschwommen, immer weiter, bis er zu müde war, um zurückzuschwimmen. Ich stelle mir das oft vor, in der finsteren Nacht, das kalte Wasser, vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher