Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
mit Dingen, unordentlich und gemütlich.
    Kat fuhr sich durchs Haar. Aber sie hatte eine Wohnung, das war das Wichtigste.
     
    Als die Sonne hinter den Bergen aufging, hatten sie fast schon das San Bernardino Valley erreicht. Während Kat sich langsam durch einen Pulk von Sattelschleppern manövrierte, warf sie einen verstohlenen Blick auf Ray und überlegte wieder, was er wohl zu finden hoffte. Paranoides Szenario: Er wusste bereits,
dass sie Leigh nicht finden würden, doch mit der Show, die er abzog, mit dieser vorgeblichen Zusammenarbeit, verhinderte er, dass Kat ihn verdächtigte, Leigh etwas angetan zu haben.
    Es konnte alles Show sein. Doch sie hatte eigentlich vergessen, auf der Hut zu sein, mochte ihn inzwischen sogar und hoffte fast schon mehr für ihn als für sich selbst. Reiß dich am Riemen, rügte sie sich.
     
    Um halb neun fanden sie das Motel am Rande der üppigen Wüstenoase von Palm Springs. Ja, dachte Kat, jemand, der auf der Flucht ist, könnte sich sagen, ich hab’s geschafft, und das erste Motel mit Zimmer-frei-Schild ansteuern.
    Hier war es, das Motel Blue Sky. Der lang gezogene Bau stand an einer stark befahrenen Straße, ziegelrot, mit spanischen Bögen und Ziegeldach. Davor plätscherte ein Springbrunnen lieblich vor sich hin und tat, als wäre er ebenfalls eine Oase.
    Weiter östlich befanden sich 18-Loch-Championship-Golf-Courses, Swimmingpools, Hotels, Restaurants und Geschäfte. Kat erinnerte sich an die Stadt als kompaktes, wohlhabendes, gesetztes Las Vegas. Dienstagmorgen - und die einzigen Menschen, die zur Arbeit gingen, waren Hispanoamerikaner. Die Rentner schwammen noch eine Runde in den Pools hinter ihren Häusern.
    Langsam umrundeten sie den Parkplatz und hielten Ausschau nach Leighs Minivan. Nichts. Sie fuhren die Straße weiter hinauf, dann einige Seitenstraßen auf und ab, doch abgesehen von einem Anwohner, der seine Einfahrt mit einem Wasserschlauch ausspritzte - eine solche Wasservergeudung sollte eigentlich bestraft werden! -, konnten sie nichts weiter Interessantes entdecken. »Wir müssten irgendwie an die Zimmernummer kommen«, überlegte Ray, als sie schließlich unter dem
Säulengang parkten. Dem Thermometer zufolge, das auf dem Armaturenbrett des Echo befestigt war, hatte es jetzt schon einunddreißig Grad. Die trockene Hitze warf Kat fast um, als sie ausstiegen. »Au!« Sie zog die Hand rasch vom Auto weg.
    »Lass mich reingehen«, sagte Ray.
     
    Sie wartete im Schatten neben dem Auto und stellte sich vor, sie spielte in einem Katastrophenfilm mit, und ein Komet käme der Erde zu nahe, verursachte sengende Hitze und bedrohte damit alles Leben.
    Ray verhandelte drinnen mit dem Mann an der Rezeption, der hinter einer gläsernen Trennwand lächelte und dabei gestikulierte wie ein Neapolitaner. Für jemanden, der nicht besonders gut mit seiner Frau kommuniziert hatte, schien Ray eine Art zu haben, die Leute so zu beeinflussen, dass er erreichte, was er wollte, also wartete Kat hoffnungsvoll ab.
    Als er herauskam, sagte sie: »Also? Ist Leigh nun hier oder nicht?«
    »Er sagt nein. Er erinnert sich an deinen Anruf. Wir haben Glück, dass wir überhaupt Zimmer bekommen, er ist äußerst misstrauisch. Glücklicherweise ist nicht alles ausgebucht, es ist ein Wochentag im August und mörderische Hitze. Er sagt, heute Mittag wird’s locker siebenunddreißig Grad.«
    Sie forschte in seinem Gesichtsausdruck, konnte aber nichts Verdächtiges finden. »Das ist alles? Bist du nicht enttäuscht?«
    »Wir sind gerade erst angekommen. Reg dich nicht gleich auf.« Er nahm seine Tasche. »Ich habe uns zwei Zimmer mit Verbindungstür an der Ecke reserviert, weg vom Verkehrslärm«, sagte er - selbstzufrieden, wie Männer sind, nachdem sie ein Stück Wild erlegt oder bei einem Aktiendeal ordentlich abgesahnt haben. Er reichte ihr eine Keycard. »Wir treffen uns in zehn Minuten im Café unten.«

    Sie ging auf dem betonierten Weg an den Zimmern im Erdgeschoss vorbei, dann den ersten und zweiten Stock entlang und fluchte über die blickdichten Jalousien. Ab und zu erhaschte sie einen Blick auf das Motelleben - ein Mann saß auf dem Bett und sah fern, Lärm von zankenden Kindern, eine Frau bürstete sich die Haare, während sie telefonierte, ohne auf das offene Fenster zu achten.
    Sie war jedoch nicht Leigh.
    Leigh war auch nicht in dem Café. Sie zeigten der Kellnerin ihr Foto, ernteten einen weiteren misstrauischen Blick und ein Achselzucken.
    Sie nahmen eine Kleinigkeit zu sich.

Weitere Kostenlose Bücher