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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie einen anderen hat. Einen besseren. Leigh hatte ihm das auch gesagt, aber er wollte es nicht wahrhaben. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt. Aber ich habe das ignoriert. Weißt du, meiner Frau habe ich das nie erzählt. Sie weiß bis heute nichts von diesem Gespräch. Wer weiß, für wen von euch beiden Leigh sich entschieden hätte, wenn ich sie nicht so unter Druck gesetzt hätte. Ich glaube, dass sie ihn auch noch geliebt hat.«

    Ray versuchte, Hubbels Augen zu sehen, aber es war zu dunkel. Der Hund gab im Traum zufriedene Laute von sich.
    »Ja, ich habe gesagt, er solle sich zum Teufel scheren, und ihm von dir erzählt, Ray. Wie sehr Leigh dich lieben würde, und dass du mal groß rauskommen würdest. Ein erfolgreicher Mensch. Er hatte begriffen, dass das ein glatter Rauswurf war. Alles für dich, Ray. Wir haben an dich geglaubt.«
    »In dieser Nacht starb er«, mutmaßte Ray.
    »Er ist zusammengebrochen. Hat aufgegeben.« Hubbel klopfte seine Taschen ab, als suche er nach Zigaretten.
    »Leigh muss das Gefühl gehabt haben, sie sei schuld an seinem Tod«, sagte Ray. »Du hättest ihr das alles längst erzählen sollen! Du hättest ihr einen Teil der Last abnehmen können, etwas, was ich nicht für sie tun konnte.«
    »Wir sollten besser ab jetzt alle ein wenig Verantwortung übernehmen«, meinte Hubbel. »Ich werde der Polizei Druck machen, aber ich hetze sie nicht mehr auf dich. Obwohl ich mir immer noch nicht ganz sicher bin, ob du ihr nicht doch etwas angetan hast. Sie müssen die Suche ausweiten. Du musst mit ihnen zusammenarbeiten, Ray. Das musst du mir versprechen. Ich sage dir Bescheid, wenn mir sonst noch etwas einfällt.«
    Ray schüttelte ihm die Hand. Daraus wurde eine kräftige Umarmung. Es war, als klammerten sie sich aneinander, weil sie sich nicht an Leigh klammern konnten.

26
    Ray ging zurück zu der Stelle, wo er Kat verlassen hatte. Sie stand über dem Fluss und schaute in das dunkle Wasser. Dann war sie ihnen also nicht gefolgt.

    Ray leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht.
    »Mach das aus.«
    »Was hast du da in der Hand?«
    »Eine Hühnerkeule von KFC. Hab ich mir vorhin gekauft.«
    »Hast du noch mehr davon?«
    »Im Auto.« Sie gingen den Weg hinunter - vorbei an den bereits überdreht wirkenden Kindern auf dem Klettergerüst und an den geröteten Gesichtern der Männer vor den Barbecues - zurück zum Parkplatz, stiegen in Kats Wagen, in dem es duftete wie in einem Restaurant, und kurbelten in der kühlen Abendluft die Fenster herunter. Ray war am Verhungern. Er nahm ein Stück Hühnchen und biss herzhaft hinein.
    Kat ließ ihm ein wenig Zeit, bevor sie fragte: »Was hat er erzählt?«
    »Zwei wichtige Dinge«, sagte Ray und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Ich will genau wissen, was zwischen dir und deinem Bruder vorgefallen ist an dem Tag, an dem er sich das Leben nahm. Erträgst du es, mir davon zu erzählen?«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Es hat mit Leigh zu tun. Mit unserer Ehe. Unseren Problemen. Warum sie fortgegangen ist.«
    »Das ist mehr als sechs Jahre her. Was soll das mit eurer Ehe zu tun haben?«
    Ray sagte wie zu sich selbst: »Es muss im Laufe der Zeit schlimmer geworden sein. Man vergisst nicht. So etwas wächst in einem.«
    »Was wächst?«
    »Das Schuldgefühl. Es wirkt wie Gift, genauso wie Zweifel.«
    »Wem erzählst du das?«, sagte Kat mit zitternder Stimme.
    Er legte ihr sanft die Hand auf den Arm. »Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre.«

    Sie fing langsam an. »Sie hatten Streit. Tom rief mich an, und ich erklärte mich schließlich bereit, mich mit ihm zum Mittagessen zu treffen, obwohl ich wahnsinnig viel Arbeit hatte und eigentlich gar keine Zeit. Wir gingen zu einem Tastee Freez am Pacific Coast Highway.« Sie unterbrach sich.
    »An dem Tag, an dem er starb?«
    »Genau. Er erzählte mir, Leigh habe sich von ihm getrennt. Weißt du, ich hatte es kommen sehen. Leigh hatte mir erzählt, sie sei unzufrieden. Sie hatte einen Neuen. Nämlich dich, Ray. Wir waren damals Ende zwanzig, da haben sich die Leute andauernd getrennt. Frauen haben sich beim Kaffee über ihre nichtsnutzigen Freunde beschwert. Alle haben permanent gestritten. Ich selber hatte damals keinen Freund. Ich habe sehr viel und hart gearbeitet und versucht, meinen Weg zu finden. Eine Beziehung war mir einfach nicht besonders wichtig. Tom hatte vor Leigh Dutzende von Freundinnen.«
    »Aber keine mehr nach ihr.« Einen Augenblick

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