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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Geranien antworteten nicht. Schön, schön.
    Sie legte ihre Schlüssel in den alten Teller, entledigte sich rasch ihrer Kleidung, warf sie zu Boden und kam dann zu dem Schluss, die Weinflasche gar nicht erst zu öffnen, sondern die Gelegenheit zu nutzen, an ihrer Seele zu arbeiten. Die Sonne verweilte noch, während der Mond aufging, und die Luft auf dem Balkon wurde kühler. Das Jahr war in seine tiefste, wahrste Jahreszeit eingetaucht, den Hochsommer. Auf den Rasenflächen setzten die Sprinkler ein, und kein Lufthauch berührte die gelben Blätter der Platane.
    Kat streifte ihren Bademantel über, ging in ihren begehbaren
Kleiderschrank und schloss die Tür fest hinter sich. Sie hatte diesen Raum mit seinem winzigen Fenster als eine Art Sanktuarium eingerichtet. An dem kleinen Messingbuddha lehnte ein Foto von Rinpoche, davor stand ein Teelicht in einem Halter. Sie zündete die Kerze und ein Räucherstäbchen an und begann, ihre Atemzüge zu zählen. Sie ließ ihren Körper zur Ruhe kommen.
    Sie schloss die Augen, und natürlich sah sie Leigh vor sich, wie sie ihr das letzte Mal begegnet war, vor sechs Jahren, an Toms Grab, die Haare ungekämmt, die Hand über den Augen. Leigh besuchte immer noch regelmäßig sein Grab, um ihm Blumen zu bringen und zu trauern. Eine Welle des Mitleids überkam Kat, und Sehnsucht nach ihrer alten Freundin erfasste sie. Leigh hatte ihren Tommy gekannt und geliebt, ihn, der für Menschen außerhalb ihres engen Familienkreises nur noch eine vage Erinnerung war. Kat ließ die Gefühle zu, sah sie sich genauer an und wartete darauf, dass sie wieder verblassten, doch sie blieben und wurden immer mächtiger. Sie erinnerte sich auch an Tom, was er für sie getan hatte und was sie nicht für ihn getan hatte.
     
    Die drei Geschwister und Leigh waren auf die California Highschool, »Cal High«, in Whittier gegangen. Jacki liebte die Schule, was Kat und Tom später enorme Probleme bereitete, denn ihre Lehrer erwarteten zu viel von ihnen, dabei trotteten sie doch nur hinter ihrer großen Schwester her, ohne Begeisterung und ohne sonderlich bemerkenswerte Leistungen zu erbringen.
    Kat lernte sporadisch, schaffte es jedoch in einige Fortgeschrittenenkurse. Tom lernte selten, zeichnete sich jedoch im Sport aus, weshalb man ihm mancherlei Vergehen verzieh, und er kam Jahr für Jahr einigermaßen voran. Wie Kat schien er fürs
College bestimmt zu sein , obwohl er, wenn er danach gefragt wurde, sagte, er habe vor, die ganze Welt zu bereisen, herumzugammeln, Skateboard zu fahren und durchs Leben zu surfen.
    Als Kat in der elften Klasse war, beschloss eine Gang von Schülerinnen der Abschlussklasse aus unerfindlichen Gründen, sie zu hassen. Sie kam nie dahinter, ob es wegen ihrer kurzen Affäre mit einem der Spieler aus dem Basketballteam war oder ob sie schlicht eines Tages das falsche Parfüm aufgetragen hatte. Oder ob sie etwas Negatives über eine bestimmte Frisur gesagt hatte. Oder ein T-Shirt in der falschen Farbe getragen hatte. Jedenfalls musste sie, wenn sie den Bus verpasste, zu Fuß nach Hause gehen, und das war weit, gut drei Kilometer, die Hauptstrecke verlief entlang des stark befahrenen Whittier Boulevards. Tom und ihre beste Freundin Leigh blieben wegen des Sports oft länger in der Schule, sonst wären sie gemeinsam gegangen.
    So war sie allein auf die Jungs mit den ungewaschenen Gesichtern angewiesen, die sie kannten und ihr anboten, sie mitzunehmen, was sie wohlweislich ablehnte, und auf die Männer mittleren Alters, die bremsten, sie anstierten und wollten, dass sie zu ihnen ins Auto stieg, wo sie Macht über sie hätten. Gott allein wusste, was passiert wäre, wenn sie sich je von einem hätte mitnehmen lassen.
    Und an solch unglücklichen Tagen folgten ihr obendrein immer wieder diese drei älteren Mädchen, um sie zu schikanieren. Kat überlegte damals, ob sie es Jacki erzählen sollte, doch Jacki war schon auf dem College; sie wohnte nicht mehr zu Hause und konnte ihr folglich auch nicht helfen. Sie erzählte es Leigh, doch Leigh reagierte völlig übertrieben. So war Leigh nun mal. Sie fand, Kat sollte dafür sorgen, dass die drei Mädchen der Schule verwiesen wurden, sie wollte ihnen einen Tritt in den Hintern verpassen und so weiter - absurde Vorschläge
in Kats Augen. Sie erzählte Leigh, genauso würde sie es machen, nur damit sie still war. Sie überlegte, ob sie sich bei ihrer Mutter beschweren sollte, doch Ma hatte ihre eigenen Probleme, einen überarbeiteten Ehemann und

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