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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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folgte seinen Gedanken. »Sie kam raus … ganz zerzaust. Ihre Bluse hing links runter, und ihre Jeans war nicht ganz zugeknöpft. Sie war immer noch damit zugange. Als sie an diesem Abend nach Hause kam, sagte sie, sie habe lange gearbeitet und viel geschafft. Ich habe überlegt, was sie wohl zu schaffen glaubt in einem Motel an einem lauten Highway am Mittwochabend mit meinem Partner, meinem ehemaligen Freund. Einen einzigartigen Armoire entwerfen?« Er lachte.
    »Dann hast du uns erwischt.«
    »Ja.«
    Martin stellte sein Glas auf den Tisch und fuhr sich mit der Zunge immer wieder über die Unterlippe; offensichtlich überlegte er, wie er mit dieser Katastrophe umgehen sollte.
    Er war dermaßen durchschaubar, dass Ray die Worte, die er als Nächstes sagen würde, stumm mitsprechen konnte.

    »Es ist aus und vorbei. Ich schwöre es. Sie hat mich verlassen. Sie liebt dich, Ray.«
    »Weiter«, sagte Ray.
    »Du musst dich nicht darüber aufregen«, sagte Martin, und zu Rays Befriedigung machte er einen zerknirschten Eindruck. »Wir sind ein gutes Team. Wir können doch nicht zulassen, dass eine Frau uns das kaputt macht, nicht mal eine so besondere Frau wie Leigh. Leigh und ich … wir hatten nie was Regelmäßiges. Sie war ein Ausrutscher. Sehr kurz.« Er senkte den Kopf, als wartete er darauf, dass Ray den Blödsinn, den er da offensichtlich verzapfte, widerlegte. »Es tut mir leid. Ich hoffe, wir kriegen das wieder hin.«
    Ray schwieg.
    »Was meinst du?«
    »Nein.«
    »Es wird nie wieder vorkommen«, sagte Martin. »Unsere Beziehung - die zwischen dir und mir - ist sehr viel wichtiger. Nicht zu fassen, dass ich das aufs Spiel gesetzt habe. Ich hoffe, du überlegst dir das noch mal, sobald wir alle die Gelegenheit hatten, uns zu beruhigen.« Dann fragte er: »Aber, Ray, wo ist sie? Ihre Sekretärin muss das Büro heute schließen. Ist sie krank? Hat sie … dich verlassen?«
    »Wollte sie mich verlassen?«
    »Darüber kann ich nichts sagen.«
    Hatte Leigh am Ende doch ein wenig Diskretion gewahrt? Hatte sie sich geweigert, mit ihrem Geliebten über ihre Beziehung zu Ray zu sprechen? Ray hoffte es. Die Frau, die er geheiratet und die er einst zu kennen geglaubt hatte, hätte ihn niemals so betrogen. »Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen, Martin?«
    »Am Mittwoch. Wir waren im Kino. Sie wollte Schluss machen. Wollte nur noch über dich reden und mir erzählen, wie
sehr sie dich liebt.« Er hielt das Glas wieder in der Hand und erklärte sich mit ausholenden Gesten. Er schien weder Rays Hand zu bemerken, die jetzt zur Faust geballt war, noch wie angespannt sein Partner war.
    Diese Wut … Ray liebte diese Wut. Er hatte das Gefühl, die mörderische Hitze, die ihn durchströmte, würde ihn endlich auftauen.
    »Ray, hör mir zu«, sagte Martin drängend. »Ich möchte ehrlich sein, sofern ein Scheißkerl unter solchen Umständen ehrlich sein kann. Es war nur ein paar Mal. Sie hat sich vernachlässigt gefühlt. Banal. Das hat nichts mit deiner Ehe zu tun, weißt du?«
     
    Ray rief sich den Augenblick in Erinnerung, als er dahintergekommen war, nicht den, als er sie damit konfrontierte, sondern exakt den Moment, als er begriff, was sich da abspielte.
    In der Woche vor dem letzten Streit war Leigh an einem Abend - nicht mal besonders spät, so gegen neun - völlig durchnässt nach Hause gekommen und hatte sofort unter die Dusche gehen wollen.
    »Komm ins Bett«, hatte Ray besorgt gesagt. »Schließ mich in deine schönen Arme.«
    Ihre Haut unter den nassen Kleidern glühte. Ihre Augen glänzten.
    Ray erinnerte sich an ihren Blick. Postkoital. Er wusste es augenblicklich. Er zog sich von ihr zurück.
    Sie bemerkte es nicht. »Okay, Süßer«, sagte sie, weil sie Zeit für den Übergang brauchte, schnappte sich ein Handtuch aus dem Wäscheschrank und ging ins Bad. »Lass mich nur den Dreck vom Tag abwaschen.«
    So würde er also auf ewig Martin Horner als den »Dreck vom Tag« betrachten.

    »Es hat also nichts mit unserer Ehe zu tun, was?«
    Zum ersten Mal an diesem Abend sah Martin Ray wirklich an. »Das war das letzte Mal, dass wir zusammen waren. Ich schwöre es.«
    Dann gingen sie also auch zusammen ins Kino, nicht nur in gruselige Motels. Die Vorstellung, dass sie eine solch beiläufige Intimität teilten, setzte Ray schwer zu. »Was hat Leigh gesagt?«
    »Worüber?«
    »Die Zukunft. Unsere.«
    Martin trank unglücklich einen Schluck Wein. »Sie spricht nicht gern über dich, okay? Aber an diesem Abend hat sie

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